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Halter flüchteteAggressiver Hund biss 72-jährigem Mann in Hürth den halben Daumen ab

Lesezeit 4 Minuten
Zwei Hunde beschnüffeln sich auf einem Waldweg.

Irish Terrier Bailey geht es nach dem Angriff schon wieder besser. Er spielt schon wieder mit anderen Hunden.

Ein ehemaliger Professor für Zahnmedizin und seine Hündin Bailey wurden beim Spaziergang von einem Hund angegriffen und schwer verletzt.

Noch sind die tiefen Bissspuren in den Händen des 72-jährigen ehemaligen Professors der Kölner Universität deutlich zu sehen. Seinen Namen möchte er nicht nennen. Schorf hat sich auf dem Handrücken gebildet. Dick verbunden ist immer noch der Daumen seiner linken Hand.

„Es schmerzt mitunter auch ganz ordentlich“, sagt er. Ein fremder Hund habe ihm das angetan. Tiefe Löcher habe ihm das Tier in den rechten Handrücken gebissen und dabei auch eine Sehne irreparabel beschädigt. „Und an meiner linken Hand hat der Hund mir den halben Daumen abgebissen und das Stück dann wahrscheinlich auch direkt verschlungen“, erklärt er.

Hürther Zahnarzt weiß nach Biss in die Hand nicht, ob er je wieder Patienten behandeln kann

Noch wisse er nicht, ob seine Hände jemals wieder richtig fit werden. Seine Arbeit könne er auf jeden Fall so nicht mehr ausüben. Als Zahnarzt habe er ungeachtet seiner 72 Jahre nämlich immer noch einige Patienten behandelt und betreut. „Das wird mit diesen kaputten Händen jetzt nicht mehr gehen.“

Und dann berichtet der Mann aus Hürth, was sich am Dienstag, 3. Oktober, gegen 7.40 Uhr in der Früh auf einem Wanderweg in der Nähe des Friedhofs an der Alstädter Straße ereignet hat. Wie schon so oft sei er mit seiner Hündin Bailey, einem Irish Terrier, in Richtung Kleingartenanlage spazieren gegangen, als ihm am Wegesrand ein Mann auffiel, der seinen Hund am Halsband und zusätzlich an der Leine festhielt.

Hündin Bailey machte in Hürth einen großen Bogen um den fremden Hund

Dieser Hund habe ziemlich gefährlich ausgesehen. Zügig und auf Abstand seien sie an ihm vorbeigegangen. „Bailey hat sogar einen richtigen Bogen um den fremden Hund und seinen Halter gemacht“, erinnert sich der 72-Jährige. Genutzt hat es ihm nichts. Denn von hinten habe der fremde Hund seine Bailey angegriffen.

„Der muss sich losgerissen haben“, so der Halter. Wie von Sinnen habe der fremde Hund dann seine Bailey attackiert, ihr direkt, knapp an der Hauptschlagader vorbei, tief in den Hals gebissen. Es sei alles viel zu schnell gegangen. „Bailey jaulte, und Blut spritze“, so der 72-Jährige.

Ein Mann zeigt den bandagierten Daumen seiner linken Hand.

Der 72-jährige Professor und Zahnarzt zeigt seinen Daumen, der immer noch dick eingebunden ist. Ein fremder Hund hat ihm den Daumen halb abgebissen

Der ihm fremde Mann habe zuerst nur geguckt und sich dann sogar auf seinen Hund geworfen, doch er schien mit dem Tier gar nicht klarzukommen. „Dann bin ich dazwischen“, erklärt der Zahnarzt. Der fremde Hund erschien ihm wie im Rausch. Er habe nur noch um sich gebissen.

Durch einen Handkantenschlag ins Genick des fremden Hundes hat der 72-Jährige dann wahrscheinlich sich und Bailey das Leben gerettet. Auf jeden Fall ließ das Tier von ihm und seinem Hund ab. Er habe Bailey dann einige Meter entfernt angebunden. „Ich wollte ja noch die Kontaktdaten des Hundehalters“, erklärt er.

Der fremde Hundehalter nannte dem Bissopfer eine falsche Anschrift

Bereitwillig hat der Hundehalter ihm seine Anschrift genannt. „Doch die war ein Fake“, so der 72-Jährige. Auch der Anruf bei seiner Frau, den der fremde Mann angeblich mit seinem Handy tätigte, war nur vorgetäuscht. Doch das hat der Professor erst später erfahren.

„Wo ist denn die Hundemarke ihres Tieres, und wo haben sie ihn her?“, habe er den Mann noch gefragt. Die Antwort erschien dem Schwerverletzten zunächst halbwegs plausibel: Der Hund sei aus dem Tierheim, und die Hundemarke habe er wahrscheinlich gerade verloren.

Der unbekannte Hundehalter machte sich nach Beißattacke in Hürth aus dem Staub

„Ich hatte leider mein Handy nicht mit, sonst hätte ich wenigstens ein Foto von Hund und Halter machen und direkt die Polizei informieren können“, so der 72-Jährige. Der Fremde habe trotz mehrfacher Aufforderungen keine Anstalten gemacht, die Polizei zu rufen. Er habe sich über die Fußgängerbrücke an der Frechener Straße einfach aus dem Staub gemacht.

Schwer verletzt seien er und sein Hund in Richtung Wohnsiedlung und irgendwie zu Fuß nach Hause gekommen. Seine Frau habe die Polizei informierte und ihn in die Uniklinik nach Köln gefahren, wo er mehrere Stunden lang operiert werden musste.

Polizisten seien seiner Kenntnis nach zu der Stelle gefahren, an der sich das Unglück ereignet hatte. Doch sie hätten weder die Hundemarke noch den abgebissenen Teil seines Daumens gefunden. Der 72-Jährige hat Anzeige erstattet. Zum aktuellen Stand wollte die Polizei keine Auskunft geben. „Die Ermittlungen laufen“, hieß es auf Anfrage.


Hürther setzt eine Belohnung für Hinweise auf den Hundehalter aus

Der 72-Jährige hat eine Belohnung von 500 Euro für Hinweise ausgesetzt. Er beschreibt den Hundehalter so: etwa 25 bis 30 Jahre alt, 1,75 bis 1,80 Meter groß. Er sprach akzentfreies Deutsch, hatte kurze, dunkle Haare, helle Haut und einen kurz geschnittenen, dunklen Vollbart. Er trug eine schwarze Trainingshose und ein dunkles Sweatshirt.

Der Hund könnte ein Labrador-Mix gewesen sein. Er hat ein schwarzes bis anthrazitfarbenes Fell mit einem auffälligen hellen Brustfleck. Markant war das dunkle Halsband mit einer metallischen Einfassung. Hinweise an die Polizei unter 02271/810 oder per E-Mail.