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WurzelschädenRadfahrende müssen in Hürth um Warnbaken mitten auf der Radspur herumkurven

Lesezeit 3 Minuten
Ein Fahrradfahrer fährt um eine Warnbake herum, die auf aufgebrochenem Asphalt vor einem Baum steht.

Vor Wurzelaufbrüchen im Asphalt auf dem Fahrradschutzstreifen an der Bachemer Straße in Gleuel warnt der Kreis mit Baken und Bodenmarkierungen.

Der Kreis fürchtet Sturzgefahr durch Wurzelaufbrüche und hat deshalb elf Warnbaken mitten auf den Fahrradschutzstreifen aufstellen lassen.

Wer auf dem Fahrrad über die Bachemer Straße zwischen Gleuel und Bachem radelt, muss neuerdings eine Art Slalom fahren. Die Kreisverwaltung hat im Abschnitt zwischen Friedenstraße und Grenzweg auf beiden Straßenseiten insgesamt elf Warnbaken mitten auf dem Fahrradschutzstreifen aufstellen lassen.

Mit den Baken und schraffierten Fahrbahnmarkierungen sollen Radfahrende vor Gefahren durch Wurzelaufbrüche im Asphalt geschützt werden – allerdings müssen sie die Warnmarkierungen nun umkurven und dabei mehrfach auf die Fahrspur für Autos und Busse ausscheren.

Rhein-Erft-Kreis sieht eine Sturzgefahr für Radfahrende durch die Wurzelaufbrüche im Asphalt

Mancher Radler hat sich in den vergangenen Wochen verwundert die Augen gerieben, in den sozialen Medien im Internet gab es Kritik an der Maßnahme. Das Ausscheren auf die Straße, so eine Befürchtung, sei gefährlicher als die Asphaltschäden auf dem Schutzstreifen.

Das sieht der Kreis, der als Straßenbaulastträger für die Kreisstraße 25 zuständig ist, allerdings anders. Die Schäden würden für Radfahrer ein erhebliches Risiko darstellen, teilte Thomas Schweinsburg, Sprecher Kreisverwaltung, auf Anfrage mit.

Tempo 30 soll Sicherheit auf dem Straßenabschnitt in Gleuel erhöhen

„Durch die teilweise nicht unerheblichen Wurzelerhebungen innerhalb des Fahrradschutzstreifens könnten Radfahrende die Kontrolle verlieren und auf die Fahrbahn stürzen“, so Schweinsburg. „Aus diesem Grund war die Aufstellung der Warnbaken unausweichlich, die so platziert sind, dass sie von den Radfahrenden schon von weitem deutlich wahrgenommen werden könnten.“ Um die Sicherheit zu erhöhen, sei zudem Tempo 30 im betroffenen, rund 450 Meter langen Abschnitt angeordnet worden.

Die Einschätzung, dass die Wurzelaufbrüche gefährlich seien, teilt auch Axel Fell, Vorsitzender des Fahrradclubs ADFC im Rhein-Erft-Kreis. „Ich halte die Maßnahme für gerechtfertigt, in der Ausführung aber schlecht“, so Fell.

ADFC-Vorsitzender hält Maßnahme in Gleuel für schlecht umgesetzt

Von den Aufbrüchen im Asphalt gehe in der Tat eine erhebliche Sturzgefahr aus. Der Experte fordert indes, einen ausreichend breiten Radfahrstreifen um die Baustellen herum zu markieren, am besten in auffällig gelber Farbe.

Viel hält Fell ohnehin nicht von den Schutzstreifen. „Angesichts der unklaren Markierung und der Hindernisse durch Baumbeete und geparkte Autos kann ich nur jedem sicherheitsbewussten Radfahrer raten, sowieso weit links zu fahren“, sagt der ADFC-Vorsitzende. „Insofern sollten die Baken und Markierungen für sicherheitsbewusste Radfahrende in der Praxis eher keinen großen Unterschied machen.“

Hürth will den Allee-Charakter in Gleuel erhalten

Eine Dauerlösung sieht auch der Kreis nicht in den Warnbaken. „Wir arbeiten zusammen mit der Stadt Hürth, die für die Pflege der Straßenbäume zuständig ist, an einer langfristigen Lösung“, so Kreissprecher Thomas Schweinsburg.

Einfach fällen lassen will die Stadt die Bäume nicht. „Der Allee-Charakter soll erhalten bleiben“, sagt Jens Menzel, Erster Beigeordneter. Nach Angaben von Stadtbaudirektor Manfred Siry stehen im betroffenen Abschnitt 32 Eschen und fünf Linden, bis auf fünf Bäume seien laut Gutachten alle erhaltenswert. Aber auch Siry stellt fest: „Die durch die Wurzeln hervorgerufenen Schäden werden immer schlimmer.“

„Es muss eine Planung in Kooperation von Kreis und Stadt erstellt werden“, so Siry. „Ein Teil der Bäume wird dabei entfallen müssen, aber mit einer geschickten Planung könnte man sicher auch Bäume erhalten, allerdings mit hohem technischem und finanziellem Aufwand.“ Eine Alternative wäre laut Siry, alle Bäume zu fällen und neu zu pflanzen. „Das muss aber geprüft und politisch entscheiden werden.“