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Jubiläum gefeiertInternat in Hürth hilft Schülern mit Behinderung beim Start ins Leben

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Das Foto zeigt eine Reihe von Besucherinnen und Besuchern der Jubiläumsfeier. Im Hintergrund die Projektion eines alten Fotos.

Ehemalige und aktuelle Schülerinnen und Schüler, der frühere und der heutige Internatsleiter und Gäste kamen beim Jubiläum zusammen.

Vor 50 Jahren wurde das Dietrich-Bonhoeffer-Haus eröffnet. Dort wohnen Schüler mit Körperbehinderung, die in Köln zur Schule gehen.

Das Dietrich-Bonhoeffer-Haus war 1974 das bundesweit erste Internat, das speziell jungen Menschen mit körperlicher Behinderung einen höheren Schulabschluss ermöglichen sollte. Jetzt feierte die Einrichtung der Diakonie Michaelshoven in Hermülheim ihr 50-jähriges Bestehen. Bei der Jubiläumsfeier kamen aktuelle und ehemalige Schüler und Schülerinnen, Internatsleiter und Gäste zusammen und schwelgten in Erinnerungen.

„Die Einrichtung, ist für die Diakonie Michaelshoven von besonderer Bedeutung“, sagte Jörg Marquardt, Geschäftsführer der Kinder- und Jugendhilfen. Das Internat entstand infolge der Proteste einer sozial engagierten Gruppe der 68er-Bewegung. Sie wollte Benachteiligungen von körperlich behinderten Menschen bei der Bildung nicht länger hinnehmen.

Ohne das Internat wäre ich wohl in meiner Kleinstadt versauert
Judith Steffen, ehemalige Schülerin

In Köln wurden zwar die ersten spezialisierten Schulen eröffnet, aber die Schüler mussten selbstständig anreisen. „Damals wurden sie wegen ihrer Rollstühle im Gepäckwagen der Bundesbahn transportiert. Das ist heute unvorstellbar“, sagte Internatsleiter Heinz Tewes.

Judith Steffen war eine der ersten Schülerinnen des Internats und ist heute Vorsitzende des Inklusionsbeirates der Stadt Hürth. Sie erinnert sich noch gut an die alte Zeit: „Es gab damals keine weiterführende Schule, dich mich aufgrund meiner Behinderung aufgenommen hätte.“ Ihre Zeit im Internat hat sie in guter Erinnerung: „Es war eine gute Zeit, eine, die mir viel mitgegeben hat auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Ohne das Internat wäre ich wohl in meiner Kleinstadt versauert.“

32 Schülerinnen und Schüler leben in dem Hürther Internat

Im Jahr 2010 wurde das Internat, das jungen Menschen mit Körperbehinderungen oder Asperger-Autismus ein schulbegleitendes Wohnangebot macht, renoviert und barrierefrei ausgestattet. Die Einrichtung ermöglicht aktuell 32 Schülerinnen und Schülern den Erwerb von Realabschluss und Abitur. Jeden Morgen werden die Internatsbewohner mit einem großen Bus zu ihren Schulen gefahren und anschließend wieder abgeholt. Die Wochenenden und Ferien verbringen die meisten Internatsbewohner bei ihren Familien.

Der Schritt, auf das Internat zu wechseln, war auch für Carsten Rensinghoff entscheidend. Er hat das Internat ab der gymnasialen Oberstufe von 1986 bis 1989 besucht. „Ohne das Internat hätte ich es nicht geschafft, Karriere zu machen“, betonte er. Heute ist er Dozent an einer Hochschule und für die Bereiche Heilpädagogik und inklusive Pädagogik zuständig.

Laut Internatsleiter Heinz Tewes entspricht ein solcher Werdegang genau der Philosophie des Hauses: „Wir möchten die Menschen zur Selbstständigkeit hinführen, so dass wir überflüssig werden und sie ganz normal in der Gesellschaft integriert sind.“

Joel Drasus wohnt heute im Internat und ist Schülersprecher. „Es ist ein sehr lebendiger Ort mit vielen Aktivitäten. Wir helfen uns untereinander sehr viel. Aktuell mache ich mein Abi, da kann ich mit den anderen viel zusammen lernen“, sagt er.