Vor Weihnachten war der SPD-Politiker Lukas Gottschalk mit AfD-Ratsmitglied Norbert Raatz aneinandergeraten. Der Staatsschutz ermittelt.
Rhein-ErftHürther SPD-Fraktionschef zieht sich nach Prügelei in Kneipe aus Politik zurück
Der Hürther SPD-Politiker Lukas Gottschalk zieht nun doch weitreichendere Konsequenzen aus der handgreiflichen Auseinandersetzung mit dem AfD-Stadtverordneten Norbert Raatz am Samstag vor Weihnachten in der Alt-Hürther Gaststätte Adlerhof. „Ich lege mein Ratsmandat und mein Kreistagsmandat nieder“, sagte Gottschalk, der auch Fraktionsvorsitzender der SPD im Hürther Stadtrat war, am Freitag (10. Januar) dieser Redaktion. Er habe Bürgermeister Dirk Breuer und Landrat Frank Rock per E-Mail über seinen Schritt informiert.
Der Sozialdemokrat war nach dem Vorfall am frühen Morgen des 21. Dezember unter Druck geraten. Ein von der AfD verbreitetes Video aus einer Überwachungskamera im Schankraum zeigt, wie Gottschalk seinem an der Theke stehenden Kontrahenten nach verbalem Streit und Rangelei mit ausgestrecktem Bein einen Tritt in den Bauch versetzt. Raatz geht zu Boden, auch Gottschalk, der einen Weihnachtspullover trägt, stürzt.
Hürth: Staatsschutz ermittelt nach mehreren Anzeigen
Vorausgegangen sein sollen laut Gottschalk fremdenfeindliche Provokationen aus der Gruppe um Raatz. Seine Verlobte sei vom Wirt sexistisch beleidigt worden. Das Video, das rechtswidrig verbreitet worden sei, zeige nur einen Ausschnitt der Auseinandersetzung. Sowohl Raatz als auch Gottschalk erstatteten Anzeige. Weil ein politischer Zusammenhang nicht ausgeschlossen werden konnte, ermittelt die Kriminalinspektion Staatsschutz der Kölner Polizei.
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Gottschalk betonte allerdings in einer schriftlichen Erklärung am Montag nach dem Vorfall, dass es sich um einen rein privaten Besuch in der Gaststätte gehandelt habe. So wertete das auch die Hürther SPD in einer ersten Stellungnahme. Dennoch erklärte der Fraktionsvorsitzende, er werde sein politisches Engagement bis zur Aufklärung der Sache ruhen lassen.
Hürther SPD-Politiker spricht von einer persönlichen Angelegenheit
Auch jetzt bleibt Gottschalk dabei, dass es sich um „eine persönliche Angelegenheit“ handele, die nichts mit seinem politischen Engagement zu tun habe. Ihm sei aber klar, dass er „eine Person des öffentlichen Interesses“ sei. Weil die politische Arbeit weitergehe und demnächst auch wieder Ausschuss- und Ratssitzungen anstünden, habe er sich entschieden, seine Mandate zurückzugeben. „Ich ziehe mich aus dem politischen Tagesgeschäft zurück, bleibe aber zahlendes Mitglied der SPD“, so Gottschalk.
Unterdessen erklärte ein Sprecher der Kölner Polizei am Freitag auf Nachfrage, dass die Ermittlungen andauerten. Ermittelt werde wegen verschiedener Tatvorwürfe: Verdacht der Beleidigung, der Volksverhetzung, der einfachen Körperverletzung, der gefährlichen Körperverletzung sowie der Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs und von Persönlichkeitsrechten durch Bildaufnahmen.
Auch die konkreten Tatbeteiligungen seien noch Gegenstand der Ermittlung. Ob der Polizei inzwischen mehr als der nur zwei Minuten lange Ausschnitt aus dem Video vorliegt, dazu wollte der Sprecher ebenso wie zu weiteren Details aus „ermittlungstaktischen Gründen“ keine Angaben machen.
Gottschalk erklärte, er habe seine Parteifreunde vorab über seinen Rückzug informiert. Zumindest den SPD-Kreisvorstand hat er mit seinem Rücktritt aber offenbar überrascht. Noch am Donnerstag teilte der Kreisvorsitzende Helge Herrwegen, der sich zuvor nicht zu dem Vorfall geäußert hatte, auf Nachfrage schriftlich mit, man habe sich darauf verständigt, dass „die Angelegenheit zunächst innerhalb des Ortsvereins aufgearbeitet wird“.