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Pop-up-KneipeAlt-Hürther Wirt feiert mit seinen Gästen bis Karneval eine „Abrissparty“

Lesezeit 4 Minuten
Vier Männer stehen, teils mit Werkzeug in der Hand, hinter einem Tresen vor kahlen Wänden.

Auf viele helfende Hände kann sich Marco Steinberg (2.v.l.) beim Umbau des ehemaligen Restaurants zur Karnevalskneipe verlassen.

Die Baustellen-Optik gehört zum Konzept der Pop-up-Karnevalskneipe „Jode Lade“. Das hat Quereinsteiger Marco Steinberg dort noch vor.

Wer in den vergangenen Tagen durch die Fenster des ehemaligen griechischen Restaurants Pegasus an der Lindenstraße 19 in Alt-Hürth geblickt hat, der mochte kaum glauben, dass dort schon am Freitag (10. Januar) eine neue Kneipe eröffnen soll. Es sieht schwer nach Baustelle aus, und viele fleißige Hände werkeln bis zuletzt in den entkernten Räumen, die unter anderem eine neue Wandverkleidung bekommen.

Den künftigen Inhaber Marco Steinberg beunruhigt das aber nicht sonderlich. Denn die Baustellen-Optik gehört zum Konzept vom „Jode Lade“ – einer Pop-up-Karnevalskneipe, die vor Aschermittwoch wieder schließen wird. „Wir feiern hier eine Abrissparty“, sagt Steinberg lachend. Die Gäste werden sich um 15 Stehtische versammeln, die aus in Rostbraun gestrichenen alten Ölfässern mit Tischplatte bestehen.

In Alt-Hürth soll eine Mischung aus Kneipe und Weinlokal entstehen

Eigentlich hat er ganz andere Pläne für die Gaststätte. Dort soll auf 100 Quadratmetern einmal die deutlich gediegenere „Genussbude“ eröffnen, eine Mischung aus Kneipe und Weinlokal mit Kleinkunstbühne und Raum für Events. „Freude, Kultur und Austausch ist unsere DNA“, kündigt Steinberg an. Auch die örtlichen Vereine will er in den kleinen Saal holen, etwa für Mitgliederversammlungen. „Dafür gibt es ja in Alt-Hürth kaum noch Räume“, sagt Steinberg.

Sein Ziel war zunächst, schon an Karneval zu eröffnen. Doch der Umbau braucht mehr Zeit, als Marco Steinberg zunächst angenommen hat. Sein Innenarchitekt habe ihn ein bisschen bremsen müssen. Erst seit Jahresbeginn hat er den Schlüssel für das Lokal. Und so hat der künftige Gastwirt aus der Zeitnot eine Tugend gemacht und sich für eine Zwischenlösung entschieden. Die Besucher sollen im „Jode Lade“ den schrittweisen Umbau zur „Genussbude“ miterleben können.

Vier Container voll Bauschutt entsorgt

Und das war schon eine Menge Arbeit bis jetzt. Das rustikale griechische Ambiente ist verschwunden, das alte Mobiliar weggeräumt und die Küche ausgebaut. „Wir ziehen den Laden komplett auf Links“, kündigt Steinberg an. Vier Container mit Bauschutt seien bereits abtransportiert worden.

Zur Seite steht dem Inhaber beim Umbau ein zehnköpfiges Team aus Helfern, viele davon aus den Alt-Hürther Karnevalsvereinen und vom Festkomitee. Die Mitstreiter freuen sich schon darauf, wenn am Freitagabend um 18 Uhr der Zapfhahn an der neuen Theke mit Gaffel-Logo aufgedreht wird und das erste Kölsch fließt. Die Karte ist klein, neben Kölsch stehen Longdrinks, Spritz-Getränke und Softdrinks drauf. Auch ein paar Snacks wie Frikadellen will der Wirt den Gästen anbieten.

1,80 Euro kostet das Glas Kölsch, über den Preis hat der Wirt die künftigen Gäste im Internet abstimmen lassen. Als Gastronom ist Marco Steinberg ein Quereinsteiger. Der 46-jährige Diplom-Ingenieur hat in Bochum Bergbau studiert und war in Führungspositionen bei verschiedenen großen Bergbauzuliefern beschäftigt. Zuletzt war er nach eigenen Angaben Geschäftsführer eines Unternehmens mit 150 Mitarbeitern in Düsseldorf.

Alt-Hürther Gastwirt will mehr Zeit für seine Familie haben

Vor zwei Jahren hängte er seinen Job aber an den Nagel und ist seitdem als Freiberufler im Vertrieb und als Unternehmensberater aktiv. „Ich wollte mehr Zeit für meine Familie haben“, erklärt Steinberg, der verheiratet ist und zwei Söhne im Alter von sieben und acht Jahren hat. „Ich bin ständig um die ganze Welt gereist. Jetzt mache ich was vor Ort.“

Zunächst liebäugelte Steinberg damit, einen Indoor-Spielplatz zu eröffnen. „Es ist aber praktisch unmöglich, dafür in Hürth eine Halle zu finden.“ Die Idee für die „Genussbude“ sei ihm im vergangenen Oktober spontan auf der Terrasse der Gaststätte gekommen, deren Räume er nun übernommen hat.

Dass er keine Erfahrung als Gastronom hat, sieht er nicht als Nachteil – im Gegenteil: „Ich habe einen anderen Blickwinkel auf die Gastronomie.“ Er kenne sich mit Projektmanagement aus und könne gut organisieren. „Wer ein großes Unternehmen führen kann, der kann auch eine Gaststätte führen“, ist Steinberg überzeugt. Er will sich aber auch Fachleute in sein Team holen.

Der „Jode Lade“ wird jeweils freitags und samstags von 18 bis 1 Uhr geöffnet haben, am Karnevalswochenende schon ab Donnerstag. Auch nach dem Karnevalsumzug sollen die Jecken dort weiterfeiern können. Nach Karneval soll die Kneipe dann für drei Wochen geschlossen und Ende März als „Genussbude“ wiedereröffnet werden.