Dieser Brummi brummt kaum, und er stößt im Betrieb auch kein CO₂ aus: Nippon Gases transportiert Trockeneis mit einem Wasserstoff-Lkw.
Alternativer AntriebDarum setzt ein Chemieunternehmen in Hürth einen Wasserstoff-Lkw ein
Schwer beeindruckt zeigt sich NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne), als sie am Mittwoch aus dem Führerhaus des mit Wasserstoff betriebenen Lastwagens klettert. Während der Testfahrt als Beifahrerin von Köln-Ehrenfeld über die Autobahn zum Chemiepark in Hürth sei nur ein „leises, vibrationsarmes Rauschen“ zu vernehmen gewesen. Vor allem soll der Laster aber mit seiner Umweltbilanz überzeugen: Das Fahrzeug ist im Betrieb emissionsfrei.
Mit seinem Logistikpartner Hoyer Group setzt Nippon Gases beim Transport von Trockeneis auf einen nachhaltigen Antrieb. „Wasserstoff-Lkw werden in Zukunft einen wichtigen Beitrag zum CO₂-neutralen Güterverkehr auf der Straße leisten“, ist Christoph Laumen, Managing Director bei Nippon Gases Deutschland, überzeugt.
Hürth: Nippon Gases will Vorreiter in der Branche sein
Laumen sieht sein Unternehmen als Vorreiter in der Branche: „Nippon Gases ist das erste Industriegasunternehmen in Deutschland, das einen Wasserstoff-Lkw in seiner Logistikflotte zum Einsatz bringt.“ Das Fahrzeug soll 69 Tonnen CO₂ im Vergleich zum herkömmlichen Diesel-Antrieb einsparen. Darüber hinaus verspricht sich der Manager wichtige Erfahrungen und Erkenntnisse für den möglichen Einsatz auch bei anderen Produktlinien.
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Allerdings sind Wasserstoff-Lkw deutlich teurer. 600.000 Euro habe das Fahrzeug vom Typ „XCIENT Fuel Cell“ des Herstellers Hyundai mit Kofferaufbau gekostet, berichtet Sara Schiffer, Geschäftsführerin der Hylane GmbH aus Köln. Zum Vergleich: Mit Diesel-Motor hätte der Lkw 120.000 Euro gekostet. Die Mehrausgaben bei der Anschaffung seien aber zu 80 Prozent durch staatliche Förderung finanziert worden. Die Mehrkosten im Betrieb beziffert Schiffer auf 30 Prozent.
Kölner Unternehmen vermietet Wasserstoff-Lkw auf Kilometerbasis
Das 2021 gegründete Unternehmen Hylane vermietet Fahrzeuge verschiedener Hersteller an Transportunternehmen und rechnet nach tatsächlich gefahrenen Kilometern ab, Treibstoff inklusive. Die Wasserstoffflotte umfasse inzwischen über 100 Fahrzeuge und sei damit die größte in Europa, so Sara Schiffer: „Und alle sind mit Kölner Kennzeichen unterwegs.“ Die Hylane-Geschäftsführerin, die bei der Überführungsfahrt mit Ministerin Neubaur nach Hürth selbst am Steuer des Wasserstoff-Lkw gesessen hat, rechnet damit, dass die Kosten mit zunehmender Verbreitung der Antriebstechnik deutlich sinken werden.
Ministerin Neubaur räumt ein, dass der Einsatz von alternativen Antriebstechniken im Güterverkehr nur schleppend vorankomme und bislang hinter den hochgesteckten Zielen der Landesregierung zurückbleibe. In Nordrhein-Westfalen sei der Güterverkehr für fast 15 Prozent der CO₂-Emissionen verantwortlich. „Das heißt, es gibt da viel zu tun“, sagt Mona Neubaur bei der Lkw-Präsentation.
Land fördert Fahrzeuge und Tankstellen für Wasserstoffantrieb
Dazu gehöre auch die Förderung von Wasserstoff-Antrieben. „Wasserstoff kann dazu beitragen, den Gütertransport klimaneutral zu gestalten“, so die Ministerin. „Gerade dort, wo batterieelektrische Antriebe an ihre Grenzen kommen, haben mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellen-Lkw durch kurze Betankungszeiten und große Reichweiten ihre Stärken.“ Das Land unterstütze deshalb die Errichtung von Wasserstofftankstellen für schwere Nutzfahrzeuge und Initiativen zur Beschaffung von Wasserstoff-Lkw.
Angetrieben wird der Wasserstoff-Lastwagen von einem Elektromotor. Der Strom dafür wird in Brennstoffzellen aus Wasserstoff erzeugt, der in fünf Tanks hinter der Fahrerkabine gespeichert ist. Der Tankvorgang dauert weniger als 15 Minuten, mit einer Tankfüllung schafft der Laster 450 Kilometer.
Nippon Gases, das in Hürth eine Luftzerlegungsanlage betreibt, setzt das Fahrzeug zum Transport von Trockeneis ein, das zum Beispiel in der Lebensmittel- und Pharmaindustrie verwendet wird. Manager Christoph Laumen betont, dass das Unternehmen schon bei der Produktion von Industriegasen verstärkt auf Nachhaltigkeit setze. Deshalb sei es folgerichtig, das auch beim Transport zu tun. Laumen sieht darin einen Wettbewerbsvorteil: „Die Kunden fragen das nach.“