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Anlage abgeschaltetShell verarbeitet kein Rohöl mehr in Wesseling

Lesezeit 3 Minuten
Marco Richrath (links), Mona Neubauer und Jan-Peter Groot Wassink auf der Pressekonferenz von Shell Energy and Chemicals Park Rheinland zur Einstellung der Produktion von Kraftstoffen am Wesselinger Standort.

Marco Richrath (links), Mona Neubauer und Jan-Peter Groot Wassink auf der Pressekonferenz von Shell Energy and Chemicals Park Rheinland zur Einstellung der Produktion von Kraftstoffen am Wesselinger Standort.  

Shell stellt am Standort Wesseling von der Rohölverarbeitung auf die Produktion von Grundölen um. Die verursachen kaum CO2-Emissionen.

Shell stellt in den kommenden Tagen am Standort Wesseling seine Verarbeitung von Rohöl zu Kraftstoffen ein. Stattdessen will der Konzern ab 2028 eine neue Anlage in Betrieb nehmen, um sogenannte Grundöle zu produzieren, aus denen etwa Schmierstoffe oder Kühlflüssigkeit hergestellt werden.

Der Umbau ist Teil eines Plans, mit dem Shell die firmeneigenen CO₂-Emissionen reduzieren will. Grundöl wird nämlich nicht verbrannt und verursacht laut Shell so kaum bis keinen CO₂-Ausstoß. Außerdem soll die neue Anlage mit grünem Strom betrieben werden. Es ist der erste Ofen dieser Art in der petrochemischen Industrie, teilt Shell mit.

Shell zählt zu den weltweit größten CO₂-Verursachern

Laut einer aktuellen Studie der Datenbank „Carbon Majors“ zählt Shell zusammen mit vier anderen Unternehmen zu den weltweit größten CO₂-Verursachern, die im Besitz von Investoren sind. Gemeinsam sind diese Unternehmen insgesamt für etwa fünf Prozent der weltweiten fossilen CO₂-Emissionen verantwortlich.

Der Standort Wesseling bildet zusammen mit dem Standort Köln-Godorf den „Shell Energy and Chemicals Park Rheinland“, den größten Raffinerie-Standort Deutschlands. An beiden Standorten zusammen verursacht der Konzern laut dem für Europa zuständigen Manager Marco Richrath jährlich 3,2 Millionen Tonnen Emissionen. Mit der neuen Anlage in Wesseling soll der Co2-Ausstoß nun um 20 Prozent sinken. 

Die neue Anlage soll etwa 300.000 Tonnen an Basisölen pro Jahr produzieren können. Der Bedarf liegt nach Marktschätzungen bei rund 700.000 Tonnen in Deutschland und über drei Millionen Tonnen in Europa. Basierend auf diesen Annahmen ist die neue Anlage im Rheinland in der Lage, etwa neun Prozent des EU-Bedarfs und rund 40 Prozent des deutschen Bedarfs abzudecken. In Deutschland wird sie zum Zeitpunkt der Fertigstellung 2028 die größte Basisöl-Anlage sein, in Europa liegt sie in den top Zehn.

Wirtschaftsministerin begrüßt den Umbau

NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur begrüßt die neue Anlage. „Dadurch wird gezeigt, dass NRW weiterhin ein attraktiver Standort ist für die Industrie der Zukunft“, sagte sie bei der Pressekonferenz zur Bekanntgabe des Umbaus bei Shell. „Die Raffineriebranche muss sich neu erfinden, und Shell geht mit seinem Vorhaben einen wichtigen Schritt der Transformation.“

Global hat sich Shell laut Europachef Richrath dazu verpflichtet, seine CO₂-Emissionen bis 2050 auf null zu reduzieren. „Aber das muss natürlich auch wirtschaftlich sein“, sagte Jan-Peter Groot Wassink, Chef der Rheinland-Raffinerie, bei der Pressekonferenz. Deshalb habe das Unternehmen einen Plan erarbeitet, wie es sein Ziel bis 2050 einhalten könne. Die neue Anlage in Wesseling ist ein Schritt in diese Richtung. 

Der Umbau des Standorts hat auch Auswirkungen auf die Zahl der Arbeitsplätze. Derzeit arbeiten an beiden Standorten zusammen rund 3000 Menschen, auf Shell entfallen davon rund 1500 Vollzeitstellen. In den kommenden Jahren wird diese Zahl wegen der Umwandlung nach Angaben eines Sprechers auf rund 1100 zurückgehen, vor allem dadurch, dass Stellen nicht nachbesetzt werden.