Mit den Enkeln schreibt er E-MailsWilli Schunk aus Hürth wird 101 Jahre alt
Hürth-Efferen – Willi Schunk meldet sich persönlich am Telefon: „Heute habe ich keine Zeit mehr, morgen früh geht auch nicht, da habe ich Termine“, sagt er geschäftig. Am Nachmittag sei er aber zu Hause. „Da passt’s!“
Im Wohnzimmer sitzt er dann an seinem Computer und surft im Internet. Per E-Mail hält er auch Kontakt zu seinen beiden Enkelkindern und digital hat er die meisten Fotografien abgespeichert, die er im Lauf seines Lebens gemacht hat. Dazu muss man wissen, dass dieses Leben bereits seit 101 Jahren währt.
In Hürth-Efferen geboren
„Ich bin am 2. Mai 1921 hier in Efferen geboren“, sagt er stolz und betont: „Innerlich fühle ich mich noch so wie früher, als ob ich gleich wieder arbeiten könnte.“ Allerdings zwicke es ihn öfter in den Knochen. „Dann merke ich, dass ich nicht mehr der Jüngste bin.“
In Efferen sei er aufgewachsen und zur Volksschule gegangen. Gerade 14 Jahre war er alt, als mit der Ausbildung zum Elektriker das Berufsleben für ihn begann. „Gymnasium ging nicht, das war zu teuer“, sagt Willi Schunk. So besuchte er neben der Arbeit die Schule, wurde Techniker und machte später noch sein Diplom.
Zweiter Weltkrieg änderte alles
Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs änderte alles. Schunk schüttelt den Kopf. Die Bilder des Krieges in der Ukraine erinnern ihn sehr an die Geschehen, die er selbst sehen und ertragen musste. Zerstörung, Tod, Vertreibung, Flucht. „Es ist immer einfach furchtbar.“ Weil er damals in einem Unternehmen arbeitete, das Teile für U-Boote produzierte, wurde er erst relativ spät einberufen und an die Front geschickt. „1944 wurde ich dann in der Ukraine schwer verwundet“, berichtet er. Mehrere Wochen habe er in Kiew im Krankenhaus gelegen, bevor er mit dem Zug ins Lazarett nach Maria Laach gebracht wurde. Und dort habe er dann seine Maria kennen gelernt.
„Wir haben 1950 geheiratet“, erzählt der Jubilar. Damals arbeitete er bereits seit vier Jahren als Maschinist bei den Wasserwerken in Hürth. Dort hätten auch schon sein Vater und Großvater gearbeitet.
Hürther hat immer gern gearbeitet
Wenn Willi Schunk von seiner Arbeit erzählt, strahlt sein Gesicht. „Ich habe immer sehr gerne gearbeitet.“ Gleich fallen ihm die Brunnen ein, die 30 Meter unter der Erde lagen. Einige hatten eine Treppe, bei den meisten musste aber er mit der Leiter hinunter steigen. „Die Pumpen und auch die Motoren für die Brunnen haben wir zum größten Teil selbst gebaut.“ Das Wasser in Efferen sei jedoch ziemlich hart gewesen. „Wir haben deswegen Bohrungen durchgeführt, um das Wasser aus 130 Metern Tiefe hochzuholen“, berichtet Willi Schunk. Damals sei das Wasserwerk schon elektrisiert gewesen.
„Mein Großvater und auch noch mein Vater haben dort noch mit Dampfmaschinen gearbeitet, die mit Brikett befeuert wurden.“Unvergessen bleiben ihm auch die Taucher, die in die Brunnen stiegen, wenn die Pumpen gereinigt werden mussten. „Das waren Taucheranzüge, bei denen das Kopfteil noch festgeschraubt werden musste.“
1955 noch keine Kanalisation in Hürth-Efferen
Sein Haus hat er 1955 gebaut. „Damals musste ich hier auch noch eine Sickergrube ausheben“, erinnert er sich. Eine Kanalisation habe es in seiner Wohnstraße früher nicht gegeben. „Die Straße war auch noch nicht asphaltiert.“ Dann lächelt er: „Gut, dass das heute anders ist“, sagt er, steigt in sein Elektromobil und gibt Gas.
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„Ich hatte wirklich sehr großes Glück in meinem Leben, als Soldat, aber auch mit meiner Frau und mit meinen Eltern, die mir einen guten Start ins Leben gaben“, resümiert Willi Schunk.