Astronautin aus dem 3D-DruckerHürther Gymnaisum startet eigene kleine Weltraummission
Hürth – Um kurz nach 10 Uhr hob der Stratosphären-Ballon vor dem Ernst-Mach-Gymnasium (EMG) ab und schwebte in den blauen Himmel. An Bord war ein Astronaut in den ukrainischen Farben mit Peace-Zeichen auf dem Raumanzug und einer Fahne mit dem EMG-Logo in der Hand. Bis auf eine Höhe von 36.000 Metern sollte die Weltraumsonde Marke Eigenbau steigen. Pioniere der Stratosphären-Expeditionen des Gymnasiums an der Bonnstraße sind die Mathematik-, Physik- und Informatiklehrer Gregor Evers und Michael Schröder.
Figur aus dem 3D-Drucker
Die Sonde bauten sie mit 13 Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 9, darunter die aus der Ukraine stammenden Mädchen Nia und Polina, die für die „Power“, die Batterien, verantwortlich waren. Beide freuten sich besonders darüber, dass die Space-Gruppe ein Zeichen setzte durch das ukrainisch gestaltete Astronauten-Männchen aus dem 3D-Drucker.
Die Weltraumsonde ist genau genommen eine Styropor-Box, die etwa so groß ist wie ein Schuhkarton. Im Inneren befindet sich jedoch allerhand Technik: Sensoren, die sekündlich die Temperatur messen und den Luftdruck, ein GPS-Modul, das Geodaten wie Längen- und Breitengrad, Höhe und Geschwindigkeit liefert, ein GSM-Modul, das die Verbindung zum Handy-Netz herstellt. Zwei kleine Acht-Megapixel-Kameras nehmen abwechselnd zehn Fotos pro Minute sowie eine Minute lang ein Video auf.
Neu an Bord ist diesmal das Geiger-Müller-Zählrohr, das die Höhenstrahlung in der Einheit Becquerel für Radioaktivität misst. Eine Speicherkarte für Daten, Bilder und Videos ermöglicht die spätere Auswertung der Daten.
Wie schon bei den vorherigen Missionen 2017 und 2018 stellte sich erst während des fast dreistündigen Fluges heraus, ob die Schüler die beiden Kleincomputer Raspberry Pi an Bord richtig programmiert hatten. Deshalb überprüften die Computerexperten noch kurz vor dem Start fieberhaft am Rechner, ob alle technischen Einheiten einwandfrei funktionierten. Nach dem Start laufen Flug und Datensammlung automatisch ab.
Als Trägerrakete diente ein mit Helium gefüllter Wetterballon. Er sollte an der Grenze der Erdatmosphäre platzen, weil dort mangels Luft der Gegendruck fehlt. Dann dehnt sich das Gas im Inneren aus und sprengt die Kunststoffhülle.
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„Wir haben vorausberechnet, dass der Ballon über Swisttal platzen sollte und dann Richtung Rheinbach den Sinkflug antritt“, erklärte Lehrer Evers. Die Rechnung ging nicht ganz auf, das Gerät flog noch weiter: Am Nachmittag konnten Evers und sein Kollege Schröder die Sonde in einem Waldstück bei Kesseling südlich von Bad Neuenahr/Ahrweiler einsammeln. Nun werden die Daten ausgewertet.