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Hürther BürgerhausWie ein Holzgeländer zum Aufreger wurde

Lesezeit 3 Minuten

Vor einem Holzbalken sitzt Veranstalter Karl Zylajew auf der Empore des Bürgerhauses.

Hürth-Hermülheim – Ein Brett vor dem Kopf haben Besucher auf der Empore des Hürther Bürgerhauses. Weil das Geländer dort zu niedrig ist, hat das Gebäudeamt jüngst nachgeholfen und eine Holzkonstruktion auf die Brüstung setzen lassen. Doch das hat zur Folge, dass viele Gäste, die dort am heutigen Freitagabend beim Oktoberfest „Hürther Wiesn“ an den Tischen sitzen werden, statt der zünftigen Kapelle auf der Bühne nur einen dicken Balken im Sichtfeld haben werden. Veranstalter Karl Zylajew ist sauer; er spricht von einem „Schildbürgerstreich“.

Ausgebuchte Partys

Mitte September habe ihm das Kulturamt mitgeteilt, dass es Probleme mit der Empore im Bürgerhaus gebe, berichtet Zylajew. Das Geländer entspreche nicht mehr den Bauvorschriften, man arbeite aber an einer provisorischen Lösung, um die Empore nicht sperren zu müssen, habe es geheißen. Für den Veranstalter ist das eine wichtige Frage: „Ich habe in den kommenden fünf Monaten sieben große Veranstaltungen im Bürgerhaus, vier davon sind ausverkauft, darunter die Stippeföttcheparty Mitte November mit 1200 Besuchern.“ Für die „Hürther Wiesn“ gibt’s zwar noch Karten, aber die Empore mit 132 Plätzen ist längst ausgebucht. Dort werden Ehren- und VIP-Gäste feiern, das Ticket kostete immerhin 35 Euro.

Doch als Zylajew in dieser Woche das Provisorium sah, wollte er seinen Augen nicht trauen. Auf das schlanke Stahlrohr des Geländers wurden derbe Holzbalken mit zehn Zentimetern Kantenlänge montiert. Das sehe nicht nur unmöglich aus, beklagt der Veranstalter: „Die Hälfte der Besucher dort sieht auch nichts mehr.“

Mehr Probleme geschaffen als gelöst

Zylajew glaubt: „Man hat ein Problem gelöst und damit gleich drei neue geschaffen.“ Denn das Holzgeländer werde dazu führen, dass die Besucher aufstehen und ihr Bierglas auf dem Balken abstellen – mit der Gefahr, dass es herunter in den Saal stürze und dort Besucher treffe. Außerdem sei die Holzkonstruktion im Brandfall eine zusätzliche Gefahrenquelle. Ihm erschließe sich auch nicht, warum die Balustrade auf einmal ein Problem sein soll: „Da ist vorher 30 Jahre lang nichts passiert.“

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Bürgermeister Dirk Breuer sagt, er könne die Aufregung um das provisorische Geländer nicht nachvollziehen. „Wir haben schnell gehandelt, sonst hätten wir die Empore sperren müssen“, so Breuer. Dass nach so vielen Jahren Handlungsbedarf in Sachen Absturzsicherung entstanden sei, erklärt Breuer mit einer veränderten Rechtslage. Seit 2017 schreibe eine Landesverordnung für öffentlichen Versammlungsstätten eine Geländerhöhe von mindestens 1,10 Meter vor, wenn Tische davorstünden. Bei einer Gebäudeprüfung im September sei festgehalten worden, dass das Geländer auf der Empore nur 90 Zentimeter hoch sei. „Ich hätte mir auch etwas anderes gewünscht“, sagt Breuer. Auf die Schnelle sei kein filigraneres Geländer umsetzbar gewesen.

Karl Zylajew erklärt, er hätte sich gewünscht, dass die Prüfung erst nach Aschermittwoch stattgefunden hätte. Er will die Besucher mit „der einen oder anderen Freimaß“ besänftigen.