Am Samstag findet die 26. Hürther Jazznacht statt. Im Interview stellt Günter Reiners, Vorsitzender des Hürther Jazzclubs, das neue Konzept vor.
Interview„Programm der Hürther Jazznacht bietet alles, was den Jazz auszeichnet“
Die Zeiten, als bei der Hürther Jazznacht mehr als ein Dutzend teils international bekannte Bands auf bis zu sieben Bühnen im Hürther Bürgerhaus spielten und Fans in vierstelliger Zahl kreuz und quer durchs die Räume pilgern durften, sind unter anderem wegen verschärfter Brandschutzauflagen schon seit einigen Jahren vorbei.
Doch der Enthusiasmus der Festival-Macher vom Hürther Jazzclub ist ungebrochen. So fiebert der Vorsitzende Günter Reiners der am Samstag stattfindenden 26. Auflage der Hürther Jazznacht bereits gespannt entgegen und kann auch dem abgespeckten neuen Veranstaltungskonzept vieles abgewinnen.
Herr Reiners, worauf dürfen sich die Fans freuen?
Günter Reiners: Auch wenn die ganz großen Namen vielleicht fehlen, ist es uns gelungen, wieder ein Programm zusammenzustellen, das alles bietet, was den Jazz auszeichnet – nämlich eine breitgefächerte stilistische Vielfalt, große Spiel- und Improvisationsfreude, künstlerische Kreativität auf hohem Niveau, hervorragende Solisten und die Chance, immer wieder Neues zu entdecken. Thematisch im Mittelpunkt steht diesmal das Saxophon, doch nicht nur die Liebhaberinnen und Liebhaber dieses im Jazz so wichtigen Instruments werden am Samstag ihre Freude haben. Wir möchten einmal mehr zeigen, dass Jazz eben keine todernste, komplizierte Sache nur für den Kopf ist, sondern dass er begeistern, mitreißen, Emotionen wecken und richtig gut unterhalten kann.
Ein kurzer Blick auf die Bands…
Bei der Auswahl war Vielfalt Trumpf. Es gibt heißen Latin Jazz von „Portofino“; „Appaloosa“ steht für die Generation der jungen Wilden; das „Saxophonquartett Hannover“ glänzt mit filigranen Bläsersätzen. Bernd Delbrügge ist ein echter Showman an der Spitze eines wunderbar groovenden Quartetts, und die Marching Band „Vier Männer von Welt“ ist garantiert mehr als ein Pausenfüller. Da sollte für jede und jeden etwas dabei sein.
Wie sehr trauern Sie der „alten“ Jazznacht noch hinterher?
Es ist schon schade, dass wir das Bürgerhaus aufgrund geänderter organisatorischer Rahmenbedingungen nicht mehr so intensiv bespielen können wie in früheren Jahren. Vor allem die legendären Gigs in der Tiefgarage, aber auch die vielen tollen Konzerte in den kleineren Clubräumen waren immer echte Highlights. Als dann auch noch Corona kam, haben wir schon überlegt, ob das alles noch Sinn macht. Doch dann kam unser Schatzmeister Harald Haenßgen mit der Idee, einfach mal ein wenig abzuspecken und mit einem neuen Konzept, das wir 2021 bei der 25. Jazznacht erstmals ausprobiert haben, neu durchzustarten.
Was zeichnet dieses neue Konzept aus?
Das Geschehen spielt sich jetzt fast komplett im großen Römersaal ab. Ganz pfiffig finde ich die Idee, die Bühne mitten im Saal aufzubauen. Die Bands und das Publikum rücken dadurch enger zusammen; das schafft eine ganz spezielle Atmosphäre. Dass wir nicht einfach eine Band nach der anderen auf die Bühne schicken, sondern sie in zwei Blöcken jeweils zweimal spielen lassen, sorgt für Abwechslung und lockert den Abend angenehm auf. Ich glaube, wir werden am Samstag eine zwar etwas kleinere, aber trotzdem sehr stimmungsvolle Jazznacht erleben.
Was läuft sonst noch beim Hürther Jazzclub, der ja nicht nur die Nacht im Bürgerhaus veranstaltet?
Die Corona-Zeit, als Live-Konzerte nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich waren, hat natürlich Spuren hinterlassen. Aber wie sind auf einem guten Weg, das Publikum für unsere Konzerte im Gleueler Jazzkeller nach und nach zurückzugewinnen. Dort gibt es am 12. November beispielsweise ein Gastspiel des inzwischen zum echten Gypsy-Swing-Star aufgestiegenen Gitarristen Joscho Stephan. Darauf freuen wir uns besonders, weil Joscho als ganz junger Mann bei uns seine ersten Erfolge gefeiert hat und weil das freundschaftliche Verhältnis immer noch besteht. Fast fertig ist die Konzertplanung für 2024 mit mehr als 20 Veranstaltungen. Auch an der Idee, Jazz durch Konzerte im öffentlichen Raum oder durch Workshops mit Kindern und Jugendlichen unmittelbar an die Menschen zu bringen, bleiben wir dran.