Modernes Konzept mit Rock und PopPrivate Musikschule in Hürth plant Erweiterung
Hürth-Efferen – Wer zu Hanno Beckmann in die Musikschule kommt, der wähnt sich zunächst eher in einem Antiquitätenladen. Die engen Räume in dem Reihenhaus an der Kalscheurener Straße sind vollgestellt mit alten Möbeln, Teppichen, Vasen und Lampen. Der Blick fällt auf einen Taucherhelm aus Messing, einen alten Vogelbauer oder eine mittelalterliche Streitaxt, die an der Wand lehnt. Doch der erste Eindruck täuscht. In der Musikschule „Rockpopmusic“ wird nach einem ziemlich modernen Konzept unterrichtet.
„Bei uns gibt es alles außer Mozart und Beethoven“, berichtet Beckmann lachend. Statt Klassik bringen der Musikschulchef und sein Team ihren Schülerinnen und Schülern bei, wie man einen Rock- oder Popsong begleitet oder singt – und das schon nach wenigen Unterrichtsstunden. Denn der studierte Musiker weiß, dass das Interesse vor allem bei Kindern und Jugendlichen sonst ziemlich schnell nachlassen kann.
Keine langweiligen Etüden im Musikunterricht
„Die Schüler müssen sich bei uns nicht durch langweilige Etüdenhefte quälen, mit denen man ihnen schnell die Lust am Musizieren verdirbt“, erläutert Beckmann. „An vielen Musikschulen lernt man jede Woche einen Gitarrengriff und muss viel üben. Die Schüler sind dann schnell genervt, viele melden sich nach der fünften Stunde wieder ab.“
Damit der Nachwuchs bei der Stange bleibt, wird in Efferen auch in den Ferien unterrichtet. Und wenn die Schüler auf Klassenfahrt sind, können sie problemlos auch mal eine Woche aussetzen. Viele Schüler kommen über ein Kooperationsprojekt mit der Don-Bosco-Schule zu Beckmann und seinem Team.
Musikschulleiter arbeitete schon mit Alfred Biolek
Hanno Beckmann, 1970 im westfälischen Lippetal (Kreis Soest) geboren, hatte selbst schon im Kindesalter Geigen-, Gitarren- und Klavierunterricht und gab mit zehn sein erstes Solo-Konzert mit Gitarre und Gesang. In Maastricht studierte er Jazzgesang und -gitarre sowie Klavier.
Im Jahr 2000 bekam er ein Engagement am Schauspielhaus Köln. „Dort habe ich unter anderem mit Alfred Biolek und Tim Fischer zusammengearbeitet“, berichtet Beckmann. Seit 2005 unterrichtete er zunächst an verschiedenen Musikschulen, darunter die Rock School in Köln und die städtische Musikschule in Frechen, bis er 2008 in Efferen dann seine eigene eröffnete.
Räume sind vollgestellt mit Antiquitäten
Das urige Ambiente ist Ausdruck von Beckmanns Sammelleidenschaft. „Meine Großeltern hatten ein Hotel“, so der Musikschulchef, „viele Antiquitäten stammen von dort.“ Darunter findet sich auch ein Prachtstück: eine über 300 Jahre alte Renaissance-Truhe. Stolz ist Beckmann auf eine Sammlung von über 150 Jahre alten, handgeschriebenen Orchesternoten. Auf die Musikschüler habe das Umfeld eine besondere Wirkung. „Wir leben in einer gestressten Gesellschaft, in der viele Leute ausbrennen“, erklärt Beckmann. „Die Leute sollen das Gefühl haben, dass etwas anders ist, wenn sie hier reinkommen. Sie verhalten sich dann auch anders.“
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Das gelte besonders in der Corona-Zeit, die auch die Rockpopmusic-Schule getroffen hat. Ein Viertel der Schüler habe er trotz Online-Unterrichts während des Lockdowns zumindest phasenweise verloren. Doch Beckmann und seine Frau Samira, die die Buchhaltung macht, sind optimistisch geblieben. Mitten in der Pandemie haben sie begonnen, eine Erweiterung der Musikschule auf den benachbarten Bungalow zu planen, der sich ebenfalls im Familienbesitz befindet und aufgestockt werden soll. Aktuell kann man an der Musikschule unter anderem Gesang, Gitarre, Klavier und Flöte im Einzelunterricht oder in Kleingruppen lernen. Künftig soll es auch genug Platz für Bandprojekte geben.
Die Corona-Pandemie hat der Musikschule aber auch einige neue Schüler gebracht, die im Lockdown Zeit für ein neues Hobby gefunden haben. Zu dieser Gruppe gehört der Efferener Ortsvorsteher Thomas Blank, der mit 66 Jahren seine erste Klavierstunde nahm.