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Ortsparteitag in HürthNeuer SPD-Chef sucht Leute mit „Bock auf Kommunalpolitik"

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Mit einem Blumenstrauß gratulierte Lukas Gottschalk (l.) seinem Nachfolger, dem neuen SPD-Vorsitzenden in Hürth Frederick Schuh, beim Ortsparteitag im H+ Hotel.

Hürth – Die Hürther SPD hat einen neuen Vorsitzenden: Beim Stadtparteitag wählten die Genossen den 29-jährigen Betriebswirt Frederick Schuh zum Nachfolger von Lukas Gottschalk, der nach viereinhalb Jahren nicht mehr antrat. Der einzige Bewerber erhielt 40 Ja-Stimmen bei einer Gegenstimme und sechs Enthaltungen.

In seinem letzten Geschäftsbericht blickte Gottschalk, der seit Juni 2021 Chef der Ratsfraktion ist, auf „intensive Jahre“ zurück und sprach auch die Niederlage bei der Kommunalwahl 2020 an, bei der die SPD-Fraktion auf elf Ratsmitglieder zusammenschrumpfte und die Bürgermeisterwahl verloren wurde. „Ergebnisse, die sich nicht schönreden lassen und die auch den neuen Vorstand beschäftigen werden“, so Gottschalk.

Hürther Genossen: Wahlkampf war „grottenschlecht"

Er räumte Fehler ein. Vieles habe er sich einfacher vorgestellt, manche Idee sei an der Realität gescheitert. Dabei müssten aber die Möglichkeiten realistisch eingeschätzt werden. „Wir sind nicht mehr 700 Mitglieder und auch nicht 500.“ Tatsächlich konnte Gottschalk von 345 Parteimitgliedern in Hürth berichten, mehr als die Hälfte davon über 60 Jahre alt.

Bei der Aussprache musste sich der scheidende Vorstand Kritik anhören. Bemängelt wurde die Kommunikation innerhalb der Partei. „Ich hab schon gedacht, der Ortsverein existiert gar nicht mehr“, sagte das frühere Ratsmitglied Rudolf Karolus. Wer per E-Mail nicht erreichbar sei, erfahre nichts. Der Kommunalwahlkampf sei „grottenschlecht“ gewesen. Der frühere Stadtwerkechef und Erste Beigeordnete Dirk Ahrens-Salzsieder schlug in dieselbe Kerbe: „Wie sollen wir einen Wahlkampf gewinnen, wenn wir nicht mal in der Lage sind, die Mitglieder zu informieren?“ Der ehemalige Bürgermeister Walther Boecker kritisierte, dass die Partei ihre Politik auch öffentlich schlecht darstelle: „Draußen erfährt niemand was davon, und wir können es nicht sagen.“

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Viel Arbeit also für den neuen SPD-Chef. Frederick Schuh wuchs in Hürth auf. Nach dem Abitur 2012 am Albert-Schweitzer-Gymnasium studierte er in Köln Betriebswirtschaft. Aktuell ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni und arbeitet an seiner Promotion. 2017 trat er in die SPD ein, weil es „Erfolgsgeschichten von Bildungsaufsteigern“ wie seine eigene heute zu selten gebe. Seit 2019 ist er Sachkundiger Bürger in der Ratsfraktion. Lokalpolitik habe er „als Parallelwelt erfahren“. Wichtig für eine breitere Beteiligung sei, dass klar werde, „wie einfach es ist, sich zu engagieren“. Er habe nun zwei Jahre Zeit, um „Leute zu finden, die Bock auf Kommunalpolitik haben“, sagt Schuh. Fragen zu politischen Zielen ließ er offen, nur das Thema bezahlbarer Wohnraum sprach er an.

Zu stellvertretenden Vorsitzenden wählten die Genossen Christoph Mommen und erneut Monika Streicher. Neuer Geschäftsführer ist Dirk Fensterseifer, Kassenwartin bleibt Silvia Lemmer.