Kaum Infos vom VerbandFrust bei den Amateurklubs im Rhein-Erft-Kreis
Rhein-Erft-Kreis – Dass der Ball in den Ligen der Amateurfußballer vor dem 15. Februar nicht wieder rollen wird, ist bekannt. Was die Ministerpräsidenten der Bundesländer beim nächsten Treffen mit der Kanzlerin beraten und für welches weitere Vorgehen sie sich entscheiden werden, ist natürlich derzeit noch nicht aktenkundig. Doch es bleiben die Erwartungen, dass erste Lockerungen erst nach Ostern wieder kommen könnten.
Nach Bekanntwerden des Restart sollen die Vereine eine zweiwöchige Vorbereitungszeit auf die Fortführung der Meisterschaftsrunden erhalten. Ob dieses Zeitfenster reicht, um die Fußballspieler wieder wettkampfmäßig auf Zweikämpfe, Sprints und Torschüsse einzustimmen, darüber streiten sich die Geister. So mancher Insider in den Klubs der Fußball-Bezirksliga ist der Meinung, dass es mehr Sinn macht, die Saison abzubrechen, um dann wieder eine neue Spielzeit zu beginnen.
„Davon bin ich kein Freund“
Von den Vereinen in der Staffel 3 hält Trainer Oliver Recke vom VfL Sindorf es für nahezu ausgeschlossen, die komplette Saison noch zu Ende zu spielen. Die Überlegungen, nur 50 Prozent der Saison durchzuführen, sind für ihn keine echte Option. „Davon bin ich kein Freund“, so Recke. Stattdessen solle man die Spielzeit annullieren und im Sommer dann ganz normal neu starten: „Die Gesundheit geht hier einfach vor. Vor Ende März, Anfang April sehe ich uns sowieso nicht auf dem Platz. Und selbst dann ist die Gefahr einer Ansteckung ja weiterhin gegeben, und es kann erneut zu Quarantänefällen in einer Mannschaft und zu weiteren Spielabsagen kommen“, meint der Coach des Aufsteigers: „Eine vernünftige Planung ist so nicht realisierbar.“
Auch die eingeplante zweiwöchige Vorbereitungszeit, wenn es wieder losgehen sollte, hält er für viel zu kurz, denn vor Ende März wird sich wohl wenig tun, und dann wären bereits fünf Monate ohne Meisterschaftsbetrieb sowie ohne entsprechendem Training verstrichen.
Vereine werden im Unklaren gelassen
Zu Beginn des Lockdowns wurde auch beim Aufsteiger individuell trainiert. Mittlerweile gibt es für die Spieler aber keine gezielten Vorgaben mehr. „Die Jungs wissen, dass sie sich selbstständig fit halten und in Bewegung bleiben sollen. Wie stark das umgesetzt worden ist, werden wir dann sehen, wenn es tatsächlich wieder auf den Platz geht“, so Recke, der dann zunächst einmal auf Hendrik Klein verzichten muss. Der wird aus beruflichen Gründen fehlen. Neu dabei in Sindorf sind der Königsdorfer Mo Alpaslan, Dominik Köllen aus Horrem und Rückkehrer Anil Yavuz (SV Erftstolz Niederaußem).
„Natürlich hätten wir gerne klarere Infos, wie es weitergehen wird. Aber anscheinend hält der Fußballverband Mittelrhein so sehr an einer Fortsetzung der Saison fest, dass er uns Vereine im Unklaren lässt. Ich finde, es sollte überhaupt nicht zur Debatte stehen, dass wir weiterspielen. Die Regierung schließt Schulen und fährt das Leben wieder runter, da wäre es fahrlässig, an eine Fortsetzung zu denken“, betont VfL-Coach Recke.
14 Tage Vorbereitung sind auch für Haism Mohamed Taha, Übungsleiter der Sportfreunde Glückauf Habbelrath-Grefrath, zu wenig: „Wir sind wieder drei Monate aus dem Training raus und bräuchten eine normale Vorbereitung, um die Spieler auf ein bestimmtes Fitness-Level zu bringen. Meiner Meinung nach wäre es daher sinnvoll, die Saison abzubrechen.“ Selbstständig Laufen und Workouts von zu Hause waren der Fahrplan bei den Frechenern.
Den Verein verließen vier Spieler, nämlich Lennart Paffendorf, Julius Winkelmann, Marcus Dautzenberg und Maurice Wieting. Neu dabei in Tahas Kader sind Marcel Schütz und Benedikt Pühler. Letzterer kommt aus Bayern und ist als Berufssoldat in Köln stationiert. Er wohnt nur eine Straße vom Sportplatz an der Tiergartenstraße entfernt und hatte sich nach zwei Jahren als Zuschauer dazu entschlossen, mal zum Training der Habbelrath-Grefrather zu kommen.
Keine Neuen in Kerpen
Auch Nick Stamm, neuer Sportlicher Leiter bei Blau-Weiß Kerpen, ist eher skeptisch und rechnet frühestens im April mit der Wiederaufnahme der Meisterschaft. Seit etwas mehr als 14 Tagen haben die Verantwortlichen ein Cybertraining auf die Beine gestellt. An zwei Einheiten in der Woche können sich die Spieler auf diese Art und Weise fit halten. Das kommt gut an und verbindet.
Neuverpflichtungen gibt es bei den Kolpingstädtern nicht. Dies ist für den Sportlichen Leiter ohne Planungssicherheit nicht der richtige Weg: „Wir bereiten natürlich intern über verschiedene Meetings die weitere und neue Saison vor. Hier sind wir auch im ständigen Kontakt mit unserer U 19, um diese natürlich optimal für die neue Saison direkt bei uns unterzubringen.“
Viele Fragen, wenige Antworten
Bei der Saisonfortsetzung sieht er einige Probleme: „Wie werden sich die Vereine verhalten, die unten drinstehen? Sagen sie wegen eventueller Verdachtsfälle die Begegnungen ab, um so eventuell nicht absteigen zu müssen? Hier kann man natürlich noch viel mehr dazu dichten. Aber damit muss man sich leider auch auseinandersetzen“, erklärt Stamm. Gerade aus diesem Grunde macht es für ihn am meisten Sinn, die aktuelle Saison an den Nagel zu hängen, wenn es erst im April weitergehen sollte. Hinzu kommen könnten zudem noch finanzielle Probleme mit den Sponsoren.
Josef Pfeiffer, Coach von Hilal Maroc Bergheim, beklagt seit Jahren schon die schleppenden Informationen seitens des Verbands: „Die Offiziellen des FVM werden bis zuletzt warten, um eine Entscheidung zu treffen. Sie sollten sich schon jetzt Gedanken machen, was nach einem Abbruch so alles auf dem Transfermarkt abgeht. Sind dann alle Spieler frei, wenn die Saison für nichtig erklärt wird?“
„War das alles für die Katz?“
Auch kann Pfeiffer nicht verstehen, dass die Regionalliga spielt. Man stelle sich nur mal vor, so der Bergheimer Coach, drei Absteiger würden runter kommen: „Was passiert dann, eine erneute Aufstockung der Mittelrheinliga?“ Einige Klubs stehen in anderen Ligen noch aussichtsreich im Titelrennen. Pfeiffer fragt: „War das alles für die Katz?“ Ein Dorn im Auge sind dem Hilal-Maroc-Macher schon lange die Zahlungen an den Verband: „Zurzeit sind die Vereine auf jeden Euro angewiesen. Warum sollten sie für fehlende Schiedsrichter zahlen, wenn alles ruht?“
Für den Ahremer Coach Wolfgang Struwe steht die Gesundheit über allem: „Erst mal hoffe ich wie alle, dass sich die Infektionszahlen in absehbarer Zeit wieder nach unten bewegen. Und wenn es dann soweit ist, freuen wir uns erstmal drüber, dass wir wieder zusammen sein können“, meint der Trainer der Rot-Weißen: „Wie dann der weitere Ablauf in puncto Spielbetrieb aussieht, hängt dann wohl vom Zeitpunkt des möglichen Wiederbeginns ab.“
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Seines Erachtens nach sollte eine Saison nur gewertet werden, wenn alle Spiele absolviert wurden. Von der 50-Prozent-Regel hält er persönlich überhaupt nichts: „Wir waren beim ersten Lockdown schon für eine Fortführung der Saison. Wie sich ja jetzt herausgestellt hat, wäre dies auch die bessere Entscheidung gewesen.“
In Ahrem gibt es keine verpflichtenden Trainingseinheiten. Eigenmotivation steht im Vordergrund. Der Vorstand bietet überdies hinaus zwei wöchentliche Einheiten mit einem Cyber-Fitnesstrainer für alle drei Seniorenteams an.