Die Freiheit verteidigenKerpen gedenkt der verfolgten und ermordeten Juden
Kerpen – In der Nacht auf den 10. November 1938 gingen die Nationalsozialisten zur offenen Gewalt gegen Juden über. In Deutschland und Österreich wurden Menschen ermordet, Synagogen zerstört und in Brand gesetzt.
„Auch in Kerpen kam es zu Ausschreitungen und Gewalttätigkeiten, die bis tief in die Nacht dauerten“, berichtete Bürgermeister Dieter Spürck am Abend bei der Gedenkfeier für die Opfer der Pogromnacht am Mahnmal an der Alten Landstraße. „Neben der Synagoge waren alle jüdischen Häuser und Wohnungen betroffen.“ Entsetzt verließen weitere 40 jüdische Menschen ihre Heimatstadt Kerpen.
Fremdenfeindlichkeit auch heute noch spürbar
Schockiert zeigte sich Spürck über aktuelle Fälle von Fremdenfeindlichkeit: „Inzwischen nehmen wir bedrückt wahr, dass Antisemitismus wieder unverhohlen geäußert wird und sich darüber hinaus in vielerlei Straftaten Bahn bricht.“ Im Netz werde „verleumdet, gehetzt, gedroht, sprachlich verroht zu Gewalttaten aufgerufen“. 2020 seien antisemitische Straftaten „nochmals um 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr“ gestiegen und markierten einen neuen Höchststand seit Beginn der Aufzeichnungen vor 20 Jahren, sagte Spürck.
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Schülerinnen und Schüler des Europagymnasiums berichteten über das Leben jüdischer Familien in Kerpen. Die Musikschule La Musica spielte traditionelle Klezmermusik sowie ein Stück aus dem Film „Schindlers Liste“. Es sei so wichtig, nie nachzulassen, Freiheit, Demokratie und Toleranz zu verteidigen und Nein zu sagen, wenn Verschwörungsmythen auftauchten oder Hass in der unmittelbaren Umgebung geäußert werde. Spürck: „Antisemiten und Demokratieverächter dürfen nie den Eindruck gewinnen, sie sprächen für eine schweigende Mehrheit. Denn das tun sie nicht.“