„Ein echtes Leuchtturmprojekt"Kerpener Netz gegen Kinderarmut feiert Geburtstag
Kerpen/Türnich – „Es war und ist auch heute noch ein Skandal, wenn ein Kind in Armut leben muss“, Christoph Gilles und auch seine 70 Zuhörerinnen und Zuhörer in der Türnicher Erfthalle sind sich da einig, und sie tun etwas dagegen. Der Abteilungsleiter Jugendförderung beim Landschaftsverband Rheinland weiß aber, dass gegen Kinderarmut in Kerpen eine Menge getan wird. Er war nach Türnich gekommen, um der Kerpener Koordinierungsstelle gegen Kinderarmut zu ihrem zehnjährigen Bestehen zu gratulieren.
Hinter dem dem sperrigen Namen verbirgt sich eine Verwaltungseinheit im Kerpener Rathaus, die in den vergangenen zehn Jahren eine Menge auf die Beine gestellt hat. Die Fäden laufen bei Therese Landscheidt, Barbara Jerg, Claudia Lück und Katrin Kaltenberg im Rathaus zusammen. Die vier betreuen 100 bis 200 verschiedene Einzelpersonen, Organisationen, Sponsoren und Einrichtungen, die in vielfältiger Weise den Kampf gegen die Armut von Kindern in Kerpen aufgenommen haben.
Ständig neue Projekte in Kerpen
Gleichzeitig findet dieser Kampf im Stillen an mehr als 20 verschiedenen Stellen statt. Die Projekte sind vielfältig. Ständig kommen neue hinzu. Landscheidts Credo ist auch, dass man doppelte Arbeit vermeiden sollte. Da gibt es die Lernförderung für Grundschüler. Die Schulen melden Kinder an, die Hilfe brauchen. Die Koordinierungsstelle sucht etwa Studenten, die den Kleinen helfen können, das Schulpensum zu schaffen. Die Hilfe gibt es im Jugendzentrum.
Projekte zum Thema Ernährung werden angeboten, ein Kinderarzt ist mit an Bord, es gibt ein Schulranzenprojekt der Marga-und-Walter-Boll-Stiftung und des Tatortvereins Köln. Schwimmkurse werden angeboten. Den Transport ins Hallenbad organisiert die Koordinierungsstelle natürlich mit. In Kitas wird vorgelesen.
Kerpen: Einmal im Jahr ins Theater
Einmal im Jahr werden alle 520 Grundschulkinder aus Kerpen in die Erfthalle eingeladen. Dann schauen sich alle Kinder gemeinsam, die aus armen und wohlhabenden Familien, ein Theaterstück an. „Die gemeinsame Teilhabe an Kultur ist sehr wichtig“, sagt Barbara Jerg.
Es gibt einen Babytreff, Hebammensprechstunden, Informationen zum Thema gutes Frühstück, eine Lotsendienststelle zu den Kinderärzten, Aktionen zum Thema Kindergesundheit und offene Sprechstunden für Eltern und Kinder, denen es nicht so gut geht.
Leuchtturmprojekt für Kerpen
„Es ist von besonderer Wichtigkeit, die von Armut bedrohten Kinder und Jugendlichen bis zum Eintritt in den Beruf bedarfsgerecht zu begleiten und ihnen gleiche Chancen auf Bildung und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen“, sagt Bürgermeister Dieter Spürck. Er findet das Netzwerk, dass die Koordinierungsstelle erschaffen hat, hervorragend – „ein echtes Leuchtturmprojekt“.
Das könnte Sie auch interessieren:
Abteilungsleiterin Therese Landscheidt betonte, es gebe auch in Kerpen noch viel zu tun „und es wird nicht leichter“. Corona hat auch viele Aktionen des Netzwerkes unmöglich gemacht, doch nun geht es wieder bergauf.
Jeder könne mithelfen, sagen die vier erfolgreichen Frauen von der Koordinierungsstelle gegen Kinderarmut: „Anruf genügt, es gibt immer was zu tun.“ Wer Interesse hat, vorzulesen, mitzuhelfen oder sich irgendwie einbringen möchte, kann Barbara Jerg unter 02237/58293 im Rathaus anrufen.