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Online-Veranstaltung der „Falken Erftkreis“Kinderarmut im Rhein-Erft-Kreis nimmt zu

Lesezeit 3 Minuten

Kinderarmut war Thema einer Diskussionsrunde.

Rhein-Erft-Kreis/Bergheim – Eine konkrete Antwort konnte Anna Mayr zwar nicht geben, als Achim Brauer, Bildungsreferent der „Falken Erftkreis“, sie fragte, wann sie das erste Mal mitbekommen habe, dass sie in Armut aufgewachsen sei. Sei sei eben so groß geworden. Aber die Autorin, Jahrgang 1993, konnte eine Geschichte dazu erzählen: Als sie und ihre Mitschülerinnen und Mitschüler in der siebten Klasse einmal Wünsche aufzählen sollten von Dingen, die sie wirklich brauchten, wurde sie von ihrer Lehrerin korrigiert. „Schuhe“ hatte Mayrs Antwort gelautet. Was sich die Lehrerin offenbar nicht vorstellen konnte: Anna Mayr brauchte damals tatsächlich Schuhe, sie hatte keine mehr.

Die Autorin war Gast der Veranstaltung „Kinderarmut in Zeiten von Corona“, die die Sozialistische Jugend Deutschland (SJD) Die Falken organisiert hatte. Mayr schreibt für die Wochenzeitung „Die Zeit“ und hat ein Buch veröffentlicht („Die Elenden“), in dem sie über Arbeitslosigkeit in unserer Gesellschaft und davon erzählt, wie sie als Tochter arbeitsloser Eltern aufgewachsen ist. Ihre These: Armut ist politisch gewollt.

Immer mehr Kinderarmut in der Republik

Rund 35 Menschen verfolgten die Videokonferenz unter der Leitung von Brauer. Ebenfalls der Einladung gefolgt war die wie Anna Mayr in Berlin lebende Sozialwissenschaftlerin und Historikerin Gisela Notz. Die Kinderarmut habe in Deutschland immer weiter zugenommen, berichtete sie. Auch wenn alle Eltern das Beste für ihre Kinder wollten, hätten nicht alle die Möglichkeiten, dafür zu sorgen.

Alexander Mavroudis, Leiter der Koordinationsstelle Kinderarmut beim Landschaftsverband Rheinland, machte deutlich, dass nicht jeder, den man als finanziell arm bezeichnen würde, gleich „arm dran“ sei.

Ursachenforschung

Man müsse vorsichtig sein, finanziell schwächere Menschen als sozial schwächer zu bezeichnen. Mavroudis sagte auch, dass die Ursachen von Armut auf kommunaler Ebene kaum zu beseitigen seien, sondern auf übergeordneten Ebenen.

Was können die Verantwortlichen in Bergheim dann dagegen tun? Winfried Kösters, Ortsbürgermeister von Ahe, sprach davon, eine Haltung zu entwickeln. „Die Perspektive ist das Entscheidende.“ Gesellschaftliche Akzeptanz lasse sich vor Ort gestalten. In Ahe leben rund 3800 Menschen. 25 Prozent davon seien Kinder, führte Kösters aus. Und davon lebten knapp 47 Prozent von Hartz IV. Für ihn hat Kinderarmut noch einen demografischen Aspekt: Die Gesellschaft könne es sich nicht leisten, ein Kind zu verlieren. Denn in absehbarer Zeit gingen viele Menschen in Rente, aber genügend Nachwuchs gebe es nicht.

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Hans Decruppe, Kreisfraktionschef der Linken, sieht die Gesellschaft bei der Bekämpfung von Kinderarmut in der Verantwortung. Kinder brauchten einen Rechtsanspruch auf soziale Sicherung. Unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern entwickelte sich eine angeregte Diskussion über Teilhabe, den Arbeitsmarkt, Gesellschaft und Geld. Denn, wie Anna Mayr nüchtern zusammenfasste, „am Ende läuft es bei allem auf Geld hinaus“.