Seiner ersten Berührung mit der DDR zum Trotz, einer unerfreulichen, trägt Armin Schmitt alles aus dem Arbeiter- und Bauernstaat zusammen.
Beeindruckende SammlungIn Kerpen lebt die DDR weiter – Museum im Keller
Heute zupft Armin Schmitt beherzt und mit einem Lächeln den Uniformkragen an der Schaufensterpuppe gerade. 1965 hätte ihn ein solcher Griff an die Uniformjacke einer Kommissarin des Zolls wohl mehr als nur zwei Stunden im Verhörraum an der Grenze zur DDR gekostet. Damals war er als Testfahrer der Hürther Firma Hösch mit Stoßdämpfern zu einem Kunden nach Berlin unterwegs gewesen.
Nach Kontrolle seines Ausweises habe er sich eigens beim westdeutschen Zoll einen neuen, zweiten Stempel holen müssen, weil die ostdeutschen Beamten den Originalstempel als unleserlich abgelehnt hätten, erzählt Armin Schmitt. Als beim zweiten Anlauf, eine Frau mit der Schulterklappe einer anscheinenden Sanitäterin aufforderte, doch die Sonnenbrille abzuziehen, habe er sich beschwert: „Was wollen Sie denn von mir?“
Und dann packte ihn die Sammelleidenschaft
Mit dem Symbol der Schulterklappe, das ihn irgendwie an eine Äskulapnatter in medizinischen Berufen erinnert hatte, hatte es aber eine andere Bewandtnis. Es zeichnete die Frau als Zollkommissarin aus, die keinen Widerspruch gewohnt schien. Zwei Stunden lang habe man ihn festgehalten und einem Verhör unterzogen, den Kundentermin habe er außerdem verpasst, erinnert sich Schmitt.
Auf einem Trödelmarkt im Ostseebad Zinnowitz im Jahr 2001 sei er der Uniform wieder begegnet. Die musste er einfach haben und habe sie für 30 Euro gekauft. Eine Luftwaffenuniform folgte bald. Dann habe ihn die Sammelleidenschaft gepackt, für Uniformen der Nationalen Volksarmee (NVA), Hemden, Urkunden und typische DDR-Alltagsgegenstände, erzählt Armin Schmitt.
Mittlerweile hat er über 100 Uniformen im DDR-Museum im Untergeschoss seines Hauses mit viel Liebe zum Detail eingerichtet. Einmal im Jahr öffnet er es, für gewöhnlich am Samstag nach dem 9. November, dem Tag der Grenzöffnung. Nur diesmal wäre der Tag mit dem Karnevalsauftakt am 11. November zusammengefallen. Darum habe er schon am Donnerstag sein Museum geöffnet, erläuterte Schmitt.
Immerhin, einige Neugierige kamen. Unter ihnen Paul Pollack, der vor 30 Jahren aus Rostock nach Sindorf gezogen war. „So was habe ich noch nie gesehen“, sagte Pollack erstaunt. Vor allem die stattliche Sammlung an NVA-Uniformen ranghöchster Offiziere habe er als einfacher Fleischer niemals aus der Nähe sehen können. Bei den Alltagsgegenständen wie der Sandmann-Puppe, orange-farbigen Handrührgeräten und Eierbechern aus pastellfarbener Plaste und der Porträtgalerie mit SED-Politikern zeigte sich der Besucher heimisch.
Und Paul Pollack hatte Armin Schmitt ein Geschenk aus eigenem Bestand mitgebracht: einen irdenen, braunen Topf mit DDR-Stempel. Ein anderer Besucher brachte ihm eine Urkunde mit, die einem Kind zum Eintritt in die Jugendorganisation FDJ gratulierte. Ein Ehrenplatz ist dem Dokument im Räumchen mit anderen FDJ-Hinterlassenschaften sicher.
Zu seinen wertvollsten Schätzen zählt Schmitt ebenfalls ein Geschenk. Es ist eine frühe Siegerurkunde und Goldmedaille, die ihm die Leichtathletin und Weltmeisterin in der 4x400-Meter-Staffel, Sabine Busch, vor drei Jahren geschenkt hat.
Die Marineflagge, mit der Schiffe signalisierten, dass Staatschef Erich Honecker an Bord sei, zeigt er eher beiläufig vor. Wie einen Schrein hütet Schmitt aber die schmucken Ausgehuniformen hochrangiger NVA-Offiziere, seltene Schulterklappen und Ehrendolche für Generäle, die damals die Festuniform vervollständigten.
Längst hat sich Schmitt eine Datsche bei Wolgast zugelegt. Dort genieße er die Pflege des kleinen Gartens und die schöne Landschaft in Mecklenburg-Vorpommern. Dort gehe er auch auf die Jagd nach weiteren Erinnerungsstücken an die verflossene DDR.
Die nächste Öffnung seines Museums hat Armin Schmitt für den einstmaligen Feiertag der Nationalen Volksarmee am 1. März 2024 geplant.