Mit Stimmen vom politischen GegnerMahmoud Al-Khatib überraschend neuer Beigeordneter
Kerpen – Lange Gesichter gab es in der Ratssitzung bei der CDU -Fraktion nach der Wahl des neuen 1. Beigeordneten der Stadt: Denn der von der CDU vorgeschlagene Kandidat, der Dezernent in der Gemeinde Swisttal ist, kam nur auf 20 Stimmen, obwohl die CDU im Rat gemeinsam mit ihren Bündnispartnern FDP, BBK und Piraten eine Mehrheit hat. 25 Stimmen gab es dagegen für den Kandidaten, den SPD und Grüne vorgeschlagen hatten: Mahmoud Al-Khatib.
„Die Wahl ist nicht so ausgegangen, wie wir uns das erhofft hatten“, sagte CDU-Fraktionsvorsitzender Klaus Ripp hinterher. Es habe offensichtlich vier „Abweichler“ in den Reihen des CDU-Mehrheitsbündnisses gegeben. Da in geheimer Wahl abgestimmt worden war, wisse man aber nicht, wer dies gewesen sei und könne so auch keine Konsequenzen ziehen. Trotz der Wahlniederlage wolle die CDU nun eine „konstruktive Zusammenarbeit“ mit Al-Khatib suchen, sagte Ripp. „Er muss nun zeigen, welche Qualitäten in ihm stecken.“
Al-Khatib sei Risikio und Chance zugleich
FDP-Fraktionsvorsitzender Oliver Niederjohann sieht „Risiken und Chancen“ in der Person von Al-Khatib. Er verweist auf die Vorgeschichte der Wahl. Denn Al-Khatib hatte schon beim ersten Durchlauf im Frühjahr 2019 kandidiert. Als sich damals eine breite Ratsmehrheit für einen anderen Kandidaten entschied, hatte Al-Khatib dessen formale Befähigung angezweifelt und Klage gegen die Stadt erhoben. Der schon Gewählte zog daraufhin seine Bewerbung wieder zurück, so dass nun neu gewählt werden musste. Niederjohann: „Ich würde eigentlich niemanden einstellen, der mich zuvor verklagt hat.“
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SPD und Grüne begrüßten die Wahl: Al-Kathib sei der „fähigste Kandidat“ gewesen. Peter Abels (Grüne) sprach von einem „Sieg der Vernunft“. Man freue sich, dass Al-Khatib nun eine Mehrheit jenseits der Parteigrenzen auf sich vereinigen konnte, sagte SPD-Vorsitzender Daniel Dobbelstein. Er gehe nun von einem „zeitnahen Rücktritt“ Ripps aus, der auch CDU-Stadtverbandsvorsitzender ist. „Wer seine Partei durch eine jahrelange Verweigerungspolitik so deutlich gespalten hat, dass eine offene Rebellion stattfindet, sollte diese Signale verstehen“. Ripp wollte dazu keine Stellung nehmen.
Wann Al-Khatib den Dienst im Kerpener Rathaus aufnimmt, ist noch offen: Bislang arbeitet der Volljurist, der als Flüchtlingskind im Alter von drei Jahren aus dem Libanon nach Deutschland kam, im nordrhein-westfälischen Kulturministerium. Zuvor war er Personalleiter der Universität Regensburg und Abteilungsleiter beim Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen in Bayern. Al-Khatib ist stellvertretender Vorsitzender des SPD-Stadtbezirks Ahe/Quadrath-Ichendorf.