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Scheiben von Kugeln durchsiebtSo soll es mit dem Stiftsquartier in Kerpen weitergehen

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Nach dem Stifts gab es einen Interessenten für das Restaurant, der aber absprang.

Kerpen – Das Stiftsquartier sieht aus, als hätten Gangster sich dort eine Schießerei geliefert. Fast alle Fenster sind zerborsten, selbst die Auslagen des Kerpener Hospizes sind von den 8-Millimeter-Stahlkugeln durchsiebt worden. Die Post und viele andere Mieter sind raus aus ihren Räumen. Dort, wo vor Corona Volker Böttcher sein schönes „Stifts“ betrieben hat, sind die Scheiben ebenfalls verklebt und – höchstwahrscheinlich – von zig Zwillenschüssen zerballert.

Die Menschen in Kerpen trauern den Zeiten nach, als sie am schönen Stiftsplatz im Schatten der mächtigen Martinuskirche sommers beim Mittagessen gesessen haben oder abends ein Bierchen tranken. Alles trist, alles zu, alles zerschossen. Aber nun kommt die Kehrtwende.

Gerüchte in Kerpen über Restaurantbetreiber

Jedenfalls verspricht das Horst Grünewald, einer der beiden Geschäftsführer der Glücksstädter Heringsfischerei. Mit Heringen hat das Troisdorfer Unternehmen schon seit Ende der 70er-Jahren nichts mehr zu tun, dafür umso mehr mit dem Immobilien- und Baugeschäft.

Architektonisch zählt das Stiftsquartier zu Kerpens Highlights.

Eines der Zwillengeschosse aus dem Kugelhagel, der Mitte Januar im Stiftsquartier stattgefunden hat, bewahrt Grünewald noch in seinem Schreibtisch auf. Sein Bauchgefühl für das Stiftsquartier ist gut. „Bauchgefühl“ sollte auch das Nachfolge-Restaurant für das Stifts heißen. Dann wurde in Kerpen gemunkelt, der neue Interessent, der die Schilder publikumswirksam habe anbringen lassen, sei wieder abgesprungen.

Mehrere gute Nachrichten für Kerpen

Die Kerpener waren enttäuscht. Doch auch hier gibt es neue Hoffnung. Grünewald bestätigt die Gerüchte zwar, doch er sagt auch: „Ja, es stimmt, der neue Interessent ist abgesprungen, aber es gibt schon wieder einen neuen.“ Soll heißen: Bald gibt es wieder Gastronomie im ehemaligen Stifts.

Überall Löcher, überall Scherben - im Januar wurde das Stiftsquartier Opfer einer Zwillenschießerei.

Und das ist nicht die einzige gute Nachricht, die Grünewald in petto hat: „Auch die anderen leerstehenden Einheiten sind wieder in der Neuvermietung.“ Die meisten Verträge stünden kurz vor der Unterzeichnung.

Mietet auch die Kerpener Stadtverwaltung?

Zu den neuen Mietern könnte auch die Kerpener Stadtverwaltung gehören. Gerüchten zufolge sollen Teile des Planungsamtes in das Stiftsquartier ausgegliedert werden. Auf Anfrage dieser Zeitung bestätigte die Stadtverwaltung zumindest, dass man sich mit dem Gebäudeeigentümer in Verhandlungen befinde. Da aber – wenigstens derzeit noch – keine Mietverträge abgeschlossen seien, wollte sich keine der beiden Seiten über Details äußern.

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Horst Grünewald von der Glücksstädter Heringsfischerei sagte, dass es auch Ersatz für die Post geben solle. Die ehemalige Filiale soll umgebaut werden. Ein namhafter Verein wird als Interessent gehandelt, auch das ist noch ein Gerücht. Mit der Versicherung habe man sich geeinigt, dass die zerschossenen Scheiben alle ersetzt würden. Sein Unternehmen zahle zehn Prozent Selbstbeteiligung. Der Gesamtschaden der Schussattacken liege bei „60 000 bis 70 000 Euro“, so Grünewald: „Besonders die Schäden an den Restaurantscheiben waren teuer.“ Bis spätestens Ostern soll wieder Leben ins Stiftsquartier zurückkehren. Die Polizei ermittelt.