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Rheinlandturm und WohngebieteWas dieses Jahr alles in Kerpen-Sindorf gebaut wird

Lesezeit 5 Minuten
Ein gelbes Schild mit der Aufschrift „Betreten der Baustelle verboten!“ am Feuerwehrgerätehaus in Sindorf.

Nächstes Jahr starten in Sindorf mehrere Bauprojekte, andere werden nach jahrelanger Verzögerung fertig.

In Kerpen-Sindorf tut sich nicht nur viel beim Bevölkerungswachstum. Dieses Jahr starten Bauprojekte, die den Ort drastisch verändern.

Anfang Dezember hat die Kolpingstadt die Marke von 70 000 Einwohnern geknackt. Das liegt vor allem an dem Stadtteil mit dem kräftigsten Einwohnerzuwachs: Sindorf. Passend dazu wird hier viel geplant. Einige Bauprojekte werden fertig, andere schieben die Investoren auf. Ein Überblick.

Quartier Bodelschwingh

Westlich der Bodelschwingh- und der Erfttalstraße soll auf 33 000 Quadratmetern ein neues Wohnquartier entstehen, vor allem für ältere Menschen. Geplant sind Mehrfamilienhäuser, zwei ambulante Wohngemeinschaften und betreutes Wohnen für Senioren, außerdem ein Pflegeheim. Bis jetzt gibt es an der Bodelschwinghstraße nur ein Gewerbegebiet. Das soll dem neuen Quartier zum Teil weichen. Es müssen also keine neuen Flächen versiegelt werden. Für eine Stadt wie Kerpen mit wenig Platz ist das ein überzeugendes Argument.

Doch mit dem Quartier Bodelschwingh gibt es ein großes Problem. „Der ursprüngliche Vorhabenträger wird das Projekt nicht umsetzen“, sagt Stadtsprecher Harald Stingl. Er bemühe sich um Investoren, die sich an seiner Stelle um den Bau kümmerten. Die Stadt könne deshalb keine Prognose für einen Realisierungszeitraum abgeben.

Neues Wohngebiet an der Hüttenstraße

Anfang des Jahres hat Projektentwickler DLE Land Development mit dem Abbruch der alten Glasfabrik begonnen. Auf dem Gelände des maroden, mit Asbest belasteten Fabrikgebäudes sollen 840 Wohnungen entstehen, verteilt auf Reihen- und Mehrfamilienhäuser. Dazwischen sollen kleine Parks entstehen, etwas Gewerbe, ein Supermarkt und ein Kindergarten. Ein Teil der alten Fabrik soll als Denkmal erhalten bleiben.

Ein Gebäude der alten Glasfabrik. Fenster sind kaputt, Ziegel bröckeln.

Schon im Sommer 2023 war nicht mehr viel von der alten Glasfabrik an der Hüttenstraße übrig.

Im Oktober teilte die Verwaltung mit, dass der Investor demnächst einen Antrag auf Ausstellung eines Bebauungsplans stellen will. Baubeginn an der Hüttenstraße könnte also schon in diesem Jahr sein. Für Sindorf bedeutet das neue Wohnviertel ein kräftiges Einwohnerplus. Platz für etwa 2000 Menschen werde das Viertel an der Hüttenstraße, schätzt Ortsvorsteher Hans-Jürgen Bröcker.

Rheinlandturm

Ein Holzturm, höher als der Dom – und stehen soll er in Sindorf an der Johannes-Kepler-Straße. Einen Blick über die Region soll der 170 Meter hohe Turm ermöglichen. Ideen für den Turm hat Investor Bernd Pieroth mehr als genug: Einen Skywalk ohne Geländer in 140 Metern Höhe, eine Rutsche, Gastronomie, einen Kletterpark und vielleicht auch eine Sternwarte.

Das Bild zeigt eine Visualisierung des Rheinlandturms. Der Turm besteht komplett aus Glas, außen stützen ihn vier große Holzträger.

Der Rheinlandturm soll höher als der Kölner Dom werden.

Doch Pieroths ambitioniertes Projekt verzögert sich seit 2019 Jahr für Jahr. Zunächst lag das unter anderem an der Öffentlichkeitsbeteiligung, dann stiegen die Preise für Baumaterial wie Holz. Zurzeit stehen die hohen Zinsen dem Projekt im Weg. „Deshalb steht die Finanzierung noch nicht“, sagt Pieroth. Dennoch halte er am Rheinlandturm fest. „Wir hoffen auf das Frühjahr. Dann starten wir einen neuen Anlauf.“

Hochhaus auf dem Marga- und Walter-Boll-Platz

Schon im Dezember 2022 hat die Verwaltung den Bebauungsplan für ein Hochhaus auf dem Marga- und Walter-Boll-Platz abgesegnet. Pläne dafür gibt es seit vier Jahren. Im September 2019 behandelte der Stadtrat den Verkauf der Fläche an die Stiftung im nichtöffentlichen Teil des Planungsausschusses. Das Wohn- und Geschäftshauses soll vier Etagen sowie eine Tiefgarage haben, im Erdgeschoss will die Stiftung Gastronomiebetrieben Raum anbieten.

Der Marga- und Walter-Boll-Platz in Sindorf.

Mitten in Sindorf soll ein vierstöckiges Gebäude entstehen.

19 Wohnungen mit Größen von 50 bis 120 Quadratmeter sind geplant. Weil das ein weiteres Einwohnerplus für Sindorf bedeutet, beteiligt sich die Boll-Stiftung an Infrastrukturfolgekosten für Kindergärten und Schulen. Der Platz selbst soll dem Vorhaben nicht weichen. Auf dem übrigen Drittel – das im Besitz der Kolpingstadt verbleibt – soll ein kleiner Park entstehen. Lange Genehmigungsverfahren haben laut Bröcker das Projekt verzögert. Der Baubeginn ist jetzt für das Frühjahr geplant.

Weiße Schule

Seit 2018 warten die Sindorfer auf die Sanierung des alten Gebäudes der Weißen Schule. Ursprünglich lagen die geschätzten Kosten für die Sanierung bei 7,8 Millionen Euro. „Die genauen Kosten können noch nicht benannt werden, da der Bau noch nicht fertig ist und nicht alle Rechnungen vorliegen“, sagt Stadtsprecher Stingl. Das Gebäude selbst sei fast fertig. „Die Außenanlagen konnten witterungsbedingt jedoch noch nicht ganz abgeschlossen werden.“ Weil das Gebäude „Zug um Zug fertiggestellt und bezogen“ wird, kann die Stadt kein genaues Datum für einen Fertigstellungstermin nennen. In einer alten Vorlage hieß es, dass das Schulgebäude nächstes Jahr saniert ist und der Schulhof bis Ende 2026 fertig ist.

Grundschule Vogelruther Feld

Die dritte Grundschule in Sindorf ist ein Sorgenkind für viele Ratsmitglieder. Der Grund: Die Baukosten haben sich von 15 auf 33 Millionen mehr als verdoppelt. Das zuständige Architekturbüro Hahn Helten begründete den Kostenzuwachs mit dem Platz, den die neue Schule braucht.

Allein das Schulgebäude benötigt 60 Prozent mehr Fläche, die Mehrzweckhalle 41 Prozent. Hinzu kommen gestiegene Baukosten und Selbstverpflichtungen der Stadt beim Thema Nachhaltigkeit. Die Schule soll zum Beispiel aus Holz gebaut werden, Eisspeicher und Gründächer erhalten. Die Entwurfsplanung ist nach Angaben der Stadt im Januar abgeschlossen. Läuft alles nach Plan, besuchen die ersten Kinder die Schule 2025.

Feuerwehrgerätehaus Sindorf

Vor Kurzem hat die Stadt eine Machbarkeitsstudie für die Feuerwehrgerätehäuser in den Ortsteilen erstellt. In Sindorf gelten etwa Umkleide und Toiletten als mangelhaft.

Hinzu kommt, dass das Gerätehaus an das alte Awo-Gebäude angebunden ist. Das Gebäude gilt seit 2013 als marode, 2022 sperrte die Stadt es wegen statischer Mängel ab. Jetzt soll es abgerissen werden. „Die Ausschreibung für die Abbrucharbeiten ist veröffentlicht“, sagt Stingl. Um die Feuerwehrleute während des Abbruches zu unterstützen, will die Stadt Container einsetzen.