Michael Schumacher hat Kerpen geprägt. Noch heute ist der Einfluss des siebenfachen Formel-1-Weltmeisters überall zu spüren.
Zehn Jahre nach dem SkiunfallWas Michael Schumacher den Menschen in Kerpen und der Region bedeutet
Wenn Michael Schumacher auf den großen Rennstrecken der Welt fuhr, färbte er Kerpen in Ferrari-Rot. Heute ist die frühere Formel-1-Euphorie abgeebbt, doch wer genau hinsieht, entdeckt Spuren des Rennfahrers, der vor zehn Jahren bei einem Skiunfall schwere Kopfverletzungen davontrug.
In Kerpen entstand der größte Fanclub des Rennfahrers. Hier gibt es das Michael-Schumacher-Kartcenter, eine nach ihm benannte Straße, den Erftlandring in der Steinheide. Und es gibt Menschen, die die Erfolge ihres Idols niemals vergessen werden.
Tausende Kerpener in Ferrari-Mützen sahen die Rennen vor dem Rathaus
Reiner Ferling weiß noch genau, wie seine Faszination für Schumacher begann. „In den 80ern habe ich auf der Arbeit immer mal wieder etwas von einem Michael Schumacher aus Manheim gehört“, sagt der Vorsitzende des Michael-Schumacher-Fanclubs. Anfangs habe er nicht aufmerksam hingehört.
Das habe sich geändert, als Schumacher in die Formel 1 aufstieg. Den ersten Sieg bei einer Weltmeisterschaft verfolgte Ferling im Kerpener Gymnasium. Mitten in der Nacht, um halb vier. „Das war für Kerpen etwas ganz Besonderes. Wir haben uns alle wie Weltmeister gefühlt.“ Ferling, eigentlich Dürener, war begeistert.
Schon 1994 machte Schumacher die Großveranstaltungen in Kerpen populär, die zwölf Jahre später bei der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland unter dem englischen Begriff „Public Viewing“ bekannt werden sollten.
Allein vor dem Rathaus verfolgten geschätzte 20 000 Menschen den Großen Preis von Australien. Schumachers fünfter Titelsieg 2001 avancierte zum Spektakel. Rote Fahnen schmückten die Kolpingstadt. Tausende Menschen mit roten T-Shirts und Ferrari-Mützen sahen auf einer Leinwand vor der Jahnhalle ihrem Helden zu. Auch Schlagersänger Jürgen Drews war zu Gast in Kerpen – und widmete der Rennsportlegende mit „Schumania“ ein eigenes Lied.
Seinem größten Fan zapfte Michael Schumacher ein Bier
Als Schumacher 2002 zum fünften Mal Weltmeister wurde, empfing ihn seine Heimatstadt mit der Ausstellung „Die Welt der Schumachers“. Im selben Jahr packte 30 000 Menschen in Kerpen das Rennfieber: Für den City Kart Cup ließ die Verwaltung die Innenstadt zur Rennstrecke umbauen.
Doch es sind nicht allein Schumachers Erfolge oder der Kult um seine Person, die ihn in Kerpen so beliebt machen. „Er kam nie so rüber, als wäre er keiner mehr von uns“, sagt Ferling. Noch heute erinnert er sich gerne daran, wie Michael Schumacher ihm ein Bier zapfte. „Mein Highlight bleibt aber das Foto mit Michael.“ Das Foto mit Ferlings ikonischem Ferrari-Zylinder, den eine Büste von Schumacher schmückt.
Auf dem Erftlandring bei Manheim hat alles angefangen
Auf dem Erftlandring bei Manheim hat Schumacher seine Karriere begonnen. Hier war sein Vater Platzwart, seine Mutter kümmerte sich um das leibliche Wohl der Kartsportler. Die Atmosphäre an der Rennstrecke ist familiär. Hier jagte Schumacher durch die Kurven als er schon mehrfacher Weltmeister war.
Dass Schumacher dem Erftlandring und dem Kartclub Manheim so verbunden ist, ist kein Wunder: Bei seinen ersten Schritten im Rennsport unterstützte ihn der frühere Clubpräsident Gerhard Noack finanziell. Noacks Nachfolger Andreas Dresen erzählt nicht selten stolz, dass er Schumacher auf der Strecke überholte. Mehr durch Glück als durch Können natürlich. Auch der frühere Landrat Werner Stump teilte sich mal ein Kart mit dem siebenfachen Formel-1-Weltmeister.
Von Schumacher profitierte der Rennsport in Kerpen enorm – und immerhin sind mit Wolfgang Berghe von Trips und Michaels Bruder Ralf Schumacher zwei weitere erfolgreiche Rennfahrer Söhne der Stadt. „Wer vor Schumacher mit Kerpen nichts anfangen konnte, konnte es danach“, sagt Ferling. „Der Kartclub hatte Zulauf wie nie. Schumacher verkörperte die Formel 1.“ Auch andere Rennsportler wie Heinz Harald Frentzen, Nick Heidfeld und Sebastian Vettel gingen auf dem Erftlandring in Kerpen an den Start.
Zumindest bei Ferling und den Schumacher-Fans ist die Rennsporteuphorie ungebrochen. Gelegentlich treffen sie sich in Düren, grillen und sehen sich alte Rennen an. „Michael wird immer fester Bestandteil unseres Lebens sein“, sagt Ferling. „Ich habe nichts davon, wenn ich weiß, wie es ihm heute geht. Ich will ihn lieber für immer als Rennfahrer in Erinnerung behalten.“