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Kommentar

Kommentar zum Streit um Kerpens Nähe zu RWE
Bürgermeister Spürck hat politischen Kompass verloren

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Lesezeit 2 Minuten
Das Foto zeigt Kerpens Bürgermeister Dieter Spürck. Er gestikuliert mit den Händen.

Kerpens Dieter Spürck (CDU) teilt gegen die Grünen aus.

Mit einem sechs Jahre alten Ratsbeschluss reißen die Grünen in Kerpen alte Wunden auf. Der CDU-Bürgermeister führt einen Privatkrieg gegen den politischen Gegner.

Dieter Spürck hat bei Friedrich Merz offenbar ganz genau zugehört: Der politische Gegner, den es zu attackieren gilt, steht nicht rechts, nein, es sind die Grünen. Anders ist kaum zu erklären, dass Kerpens CDU-Bürgermeister nahezu täglich neue Verbalinjurien auf die Grünen loslässt. In seinem jüngsten Facebook-Post im Zusammenhang mit der aus Sicht der Grünen umstrittenen Vereinbarung zwischen Stadt und dem Essener Energiekonzern RWE bezeichnet er Annika Effertz und Marcel Richard als Vorsitzende beziehungsweise Kreisgeschäftsführer für „unhaltbar“ für die Grünen.

Die werden sich nun zu Recht fragen, ob sie in Personalfragen den Ratschlag eines Christdemokraten benötigen. Zudem verlässt Spürck den Boden des politischen Anstands, indem er ausplaudert, dass Effertz 2020 nach der Kommunalwahl als Beigeordnete im Rathaus gehandelt worden war — aber es nicht geworden ist. Dies habe sich im Nachhinein als richtig erwiesen.

Vor drei Jahren hatte es Sondierungen zwischen Schwarz und Grün zur Bildung einer Koalition im Kerpener Stadtrat gegeben. Die unterschiedlichen Auffassungen erwiesen sich jedoch als zu groß. Seither bekämpfen sich CDU/Spürck und die Grünen. In der aktuellen Auseinandersetzung hat der Konflikt – bis hierhin – seinen Tiefpunkt erreicht.

Unabhängig von ebenfalls deplatzierten Formulierungen, Spürck sei „mit heruntergelassener Hose bei der RWE im Bett gewesen“ (Richard) überspannt Kerpens Bürgermeister weit den Bogen dessen, was eine Auseinandersetzung zwischen politischen Gegnern mit sich bringt. Auch ein Bürgermeister muss freilich nicht alles herunterschlucken, sich nicht alles bieten lassen; aber er sollte wissen, ab welchem Punkt er Grenzen überschreitet. Spürck scheint den Kompass dafür verloren zu haben und zeigt sich extrem dünnhäutig.