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Interview mit Basketballprofi Leon Okpara„Kobes Tod tut mir so unendlich leid”

Lesezeit 4 Minuten

Der Gießener Basketballprofi Leon Okpara stammt aus Kerpen-Horrem, seine ersten Erfolge feierte er beim TV Blatzheim.

  1. Basketballprofi Leon Okpara spricht im Interview über seinen Ansporn durch Kobe Bryant und seine Anfänge in Blatzheim.
  2. Immer wenn ich trainiert habe und konnte langsam nicht mehr, dann habe ich mir gedacht: »Kobe macht viel mehr als du«. Das hat mich angespornt, und das, obwohl ich ein kleiner Junge aus Horrem war, der Kobe nie kennengelernt hat.
  3. Lesen Sie hier das ganze Interview.

Kerpen-Horrem – Leon Okpara ist Basketballprofi in Gießen, unser Redakteur Ralph Jansen war sein erster Trainer beim TV Blatzheim. Er sprach mit dem 21-Jährigen über seine Karriere und den traurigen Unfalltod der Basketball-Legende der LA Lakers.

Lieber Leon, Kobe Bryant ist tot. Wie hast du die Nachricht aufgenommen?

Ich hab es gar nicht glauben können. Ich dachte, das muss doch eine Fakenews sein. Alle Freunde schrieben mir das. Es ist so hart. Es tut mir so unendlich Leid für seine Familie und die anderen, die mit in dem Hubschrauber waren. Seine Tochter war ja auch schon eine sehr gute Jugendspielerin. Es ist so traurig. Man sieht, wie kurz das Leben sein kann. Es ist so schade.

Hat Kobe dich auch beeinflusst?

Ja, klar. Es gibt nicht viele Spieler, die so sind wie er. Er ist mein großes Vorbild. Für mich war Kobe Bryant der Michael Jordan meiner Generation. Seine Arbeitseinstellung sticht heraus.

Kobe Bryant hat oft nach den NBA-Spielen mitten in der Nacht noch Wurftraining gemacht, wenn er nicht ganz zufrieden war. Hat diese Passion und Leidenschaft für den Sport auch Einfluss auf dein eigenes Training?

Unbedingt. Immer wenn ich trainiert habe und konnte langsam nicht mehr, dann habe ich mir gedacht: »Kobe macht viel mehr als du«. Das hat mich angespornt, und das, obwohl ich ein kleiner Junge aus Horrem war, der Kobe nie kennengelernt hat.

Du hast als Kind beim TV Blatzheim angefangen, jetzt spielst du bei den „Jobstairs Gießen 46ers“ in der Bundesliga, mit einer Doppellizenz dazu im Gießener Nachwuchsteam, dem sogenannten Farmteam „Rackelos“ in der Dritten Liga. Ständig reist du mit zwei Teams durch die Nation – ist das nicht auch sehr anstrengend?

Das ist es. Jeden Tag habe ich zweimal, manchmal dreimal Training. Samstags und sonntags sind Spiele. Manchmal sind es drei Wochen ohne einen einzigen freien Tag. Aber, wie gesagt, Kobe hätte mehr trainiert.

Hat man da noch viel Zeit für ein Privatleben?

Ja und nein. Leistungssport ist sicher nichts für jeden. Als Jugendlicher musste ich Geburtstagsfeiern absagen, aber umgekehrt habe ich in Kerpen, Köln und Gießen auch viele Freunde beim Basketball kennengelernt. Gießen ist eine Studentenstadt, eine junge Stadt, außerdem gehe ich regelmäßig zur Kirche und lerne auch dort Leute kennen.

Es gibt zurzeit wieder viele deutsche Spieler auf einem guten internationalen Niveau. Talent ist das eine, Fleiß das andere Erfolgsrezept. Was macht den Unterschied aus?

Es gibt wahnsinnig viele gute Spieler, die echt etwas können. Den Unterschied macht meiner Meinung nach das Mentale aus. Es gibt schlechte Spiele und gute Spiele. Entscheidend ist, dass du dich durch Misserfolge nicht so schnell runterziehen lässt, gleichzeitig aber auch nicht meinst, du bist der König der Welt, wenn es einmal gut gelaufen ist.

Zur Person

Leon Okpara wird am 3. Februar 22 Jahre alt. Der Shooting Guard ist 1,94 Meter groß. Beim TV Blatzheim begann er seine Vereinskarriere, wurde Kreismeister und Kreispokalsieger, ging dann zu den Köln 99ers, den späteren RheinStars, wo er zunächst in der NRW-Liga, dann in der Jugend Basketball Bundesliga Erfahrung sammelte. Schon während der U -16-Zeit spielte er in der Kölner Herrenmannschaft, hatte Einsätze in der 2. und 1. Regionalliga und in der Pro A. Seit 2017 spielt der Horremer, der auf dem Europagymnasium Kerpen Abitur machte, in Gießen Bundesliga und Pro B. (rj)

Wer war denn dein härtester Gegner?

Das war Petteri Koponen von Bayern München. Bei dem kannst du dich keine einzige Sekunde ausruhen, sonst ist er weg und trifft aus allen Distanzen.

Und was war dein schönstes Spiel?

Das war 2014, ein Freundschaftsspiel ebenfalls gegen Bayern München mit den Rheinstars in der ausverkauften Lanxess-Arena in Köln – das erste Mal, dass ich vor einer solch großen Kulisse gespielt habe.

Nicht die beiden Deutschen Meisterschaften im Streetball in Berlin und München?

Das war natürlich auch toll.

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Wäre Amerika nicht auch ein Ziel gewesen, zumindest eine Collegemannschaft?

Das war definitiv möglich, doch hier in Gießen gefällt es mir besser, denn in zwei Stunden bin ich wieder zu Hause bei meiner Familie. Das ist mir wichtig. Wenn ich an ein College gegangen wäre, hätte ich hier in Deutschland alles aufgeben müssen. Und das möchte ich nicht.

Wo begann denn deine Leidenschaft für Basketball?

In einer Basketball-AG der Rathausgrundschule in Horrem und nachmittags auf dem Hof der Grundschule an den kleinen Körben mit Freunden. Und natürlich beim TV Blatzheim.

Hast du mit den Mannschaftskameraden aus Kerpen und Köln immer noch Kontakt?

Klar, wenn ich es schaffe, schaue ich dort gerne beim Training vorbei. Auch durch meine Familie bleibe ich da am Ball. Mein Bruder Noah spielt auch beim TV Blatzheim, mein Bruder Kaleb und meine Schwester Olivia sind bei den Rheinstars in Köln.