Eine Kandidatin der Grünen, die ursprünglich antreten wollte, hat ihre Bewerbung zurückgezogen. Auch finanziell ist der frühe Termin eine Herausforderung.
BundestagswahlWas der frühe Wahltermin für die Parteien in Rhein-Erft bedeutet
Was sich der Christian in Erftstadt wohl gedacht haben mag, als ein anderer Christian in Berlin mit seiner Partei aus der Regierung geflogen ist? Zwar sagte er nach dem Bruch der Koalition diesen Satz: „Es war allen klar, dass die Ampel nicht bis zum Herbst halten wird. Doch der Zeitpunkt ist ein Stück weit tragisch.“
Zu dieser Schlussfolgerung kam Christian Schubert, seines Zeichens Co-Vorsitzender der Grünen im Rhein-Erft-Kreis, nach dem Aus für die Ampel und der Entlassung seines Namensvetters Christian (Lindner) und weiterer FDP-Minister – außer Volker Wissing. Der Verkehrsminister hatte ja den Standstreifen bevorzugt und wurde mit dem Justizministerium zusätzlich belohnt.
Schubert tat das, was ein Parteichef machen muss
Tragisch ist der Zeitpunkt auf jeden Fall für Stephanie Bethmann. Denn ursprünglich wollte die Fraktionsvorsitzende in Erftstadt für den Bundestag kandidieren. Zumindest, als es noch auf den ursprünglichen Wahltermin im September hinauslief. Sie zog ihre Bewerbung aber zurück. Schubert begründete dies damit, dass Bethmann im Januar bis in den Februar hinein nicht für einen Wahlkampf zur Verfügung stehe – aus Gründen „familiärer Gesundheit“.
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Und so machte Schubert das, was in alten Zeiten ein ungeschriebenes Gesetz war: Wenn niemand anderes will, muss der Parteivorsitzende in die Bütt springen. Vermutlich kommt ihm auch entgegen, dass er als Student über seine Zeit noch etwas flexibler verfügen kann als mancher andere, der mit beiden Beinen schon im Berufsleben steht.
Bevor es in den Hörsälen jetzt zu einem Aufschrei kommt: Ja, das Studium ist eine ernste Angelegenheit und erfordert Fleiß, Zielstrebigkeit und Selbstdisziplin, und dient ja nicht irgendeinem Zeitvertreib.
Aber zurück zur Bundestagswahl: Durch Bethmanns Verzicht kommt es nun zu einer untypischen Konstellation. Üblicherweise legen die Grünen größten Wert darauf, dass Ämter, Mandate und Kandidaturen paritätisch vergeben oder besetzt werden. Heißt: Wo ein Mann ist, darf eine Frau nicht weit sein. Oder eben auch andersherum. So stellt die Partei ihre Listen vor Wahlen auf – steht an Position 1 eine Frau, muss dahinter ein Mann gesetzt sein.
Für die Grünen sollen zwei Männer es richten
Darauf lief es auch bei der Besetzung der beiden Bundestagswahlkreise im Rhein-Erft-Kreis heraus. Stephanie Bethmann sollte in dem gemeinsamen Wahlkreis mit Euskirchen antreten, und für den größeren Teil des Kreises liegt eine Bewerbung von Björn Leschny vor. Er ist Co-Sprecher der Grünen in Pulheim und stellt sich am 23. November den Mitgliedern bei einem Parteitag in der Jahnhalle in Kerpen vor. Sollte es keine Gegenkandidatin geben, würden die Grünen zwei Männer in den Bundestagswahlkampf schicken.
Das wäre nicht Grünenlike. Aber besondere Maßnahmen erfordern offenbar Schritte, bei denen es erforderlich ist, auch mal über den eigenen Schatten zu springen.
Selbstredend sind die Grünen nicht die einzige Partei, die ihre Jahresplanung überdenken muss. Lief es doch bis zum Erlöschen der Ampel-Koalition auf einen Wahltermin im September hinaus. Im selben Monat werden bei der Kommunalwahl Kreistag, Landrat, Bürgermeister und Stadträte gewählt. So haben die Parteien im Rhein-Erft-Kreis nicht nur personell, sondern auch finanziell geplant. Zwei Wahlkämpfe in so kurzer Zeit – da werden die Parteikassen ordentlich strapaziert.
Sollten die sich durch den vorgezogenen Wahlterminen nun nicht ganz so üppig füllen, muss das kein Nachteil sein. Oftmals ist weniger dann doch mehr.