AboAbonnieren

Müllverwertung und KISo verbringt man fünf Stunden bei der Nacht der Technik in Rhein-Erft

Lesezeit 3 Minuten
Viele Interessierte in orangen Westen nehmen an einer Führung durch das JBC-Gebäude teil.

Auch viele Kinder nahmen an der Führung beim Bau- und Landmaschinenhersteller JBC teil.

An 33 Stationen haben Unternehmen am Freitagabend jungen Menschen gezeigt, welche Berufe dort ausgeübt werden. Das Programm war breit gefächert.

33 Stationen listet das Programmheft der vierten „Nacht der Technik Rhein-Erft“ auf. Dort haben am Freitagabend zwischen 18 und 24 Uhr zahlreiche Unternehmen ihre sonst für die Öffentlichkeit verschlossenen Tore geöffnet. Die beteiligten Unternehmen wollen jungen Menschen zeigen, welche interessanten Berufe hier ausgeübt werden, um diese für eine Ausbildung in einem technischen Betrieb zu begeistern.

Auch älteren Berufstätigen mit entsprechenden Vorkenntnissen soll ein Berufswechsel schmackhaft gemacht werden. Willkommen sind zudem alle Technikinteressierten, die hinter die Kulissen blicken wollen. „Wir nutzen die Gelegenheit, den Bürgern zu zeigen, was wir machen“, sagt Helmut Frach, stellvertretender Betriebsleiter der Abfallbehandlungsanlage bei Remondis.

Remondis in Erftstadt: Selbst kleine Batterien im Hausmüll können Brände auslösen

Der Abfallverwerter in Erftstadt ist um 18 Uhr meine erste Station. Drei habe ich im Vorfeld ausgewählt, dabei im Hinterkopf das Grußwort der Initiatoren: „Die Auswirkungen des Klimawandels werden sich verschärfen.“ Und: „Ingenieurkunst und Technik werden hier Zukunft gestalten und besser machen.“

Wie, das will ich herausfinden. Zum Beispiel, wie Remondis zur Kreislaufwirtschaft beiträgt. Ich lerne hier, warum man keine Batterien in den Hausmüll werfen darf. Unter anderem, weil sich selbst kleine AA-Zellen in der Aufbereitungsanlage stark erhitzen und Brände auslösen können. Ich erfahre, dass der Hausmüll aus dem Rhein-Erft-Kreis vorsortiert wird, um Wertstoffe wie Eisen- und Nichteisenmetalle auszusortieren, bevor er zu Brennstoffen aufbereitet wird.

JCB Frechen: Viele Kinder nehmen an Führung teil

So können zwei Qualitäten hergestellt werden: Die mindere, die mit geschreddertem Sperrmüll versetzt ist, wird in normalen Heizkraftwerken verbrannt. Die bessere besteht vor allem aus nicht recycelbaren Kunststoffen und kann wegen ihres hohen Brennwerts sogar in der Zementindustrie fossile Brennstoffe ersetzen. Ich bin beeindruckt von der großen Sortieranlage für Verpackungsmaterialien. In ihr erkennen etwa Nahinfrarotsensoren verschiedene Verpackungen und steuern Druckluftdüsen, die Materialien gleicher Art gezielt vom Förderband schießen und sortieren.

Ich breche auf nach Frechen zu JCB, einem Hersteller von Bau-, Land- und Industriemaschinen. An der dortigen Führung nehmen viele Kinder teil. Das nutzt Personalleiter Martin Hirsch, um für Schülerpraktika und Ausbildungsberufe bei JCB zu werben. Ich möchte etwas über Elektro- und Wasserstoffantriebe für schwere Arbeitsfahrzeuge wie Bagger, Teleskoplader und Traktoren erfahren. Kleinere Maschinen gibt es bereits mit Elektromotoren.

Sie sind genauso aufgebaut wie ihre dieselbetriebenen Pendants, aber noch doppelt so teuer. Ihr Vorteil ist neben der Emissionsfreiheit, dass sie leiser arbeiten. Das prädestiniert sie für den Einsatz in Innenstadtlagen und in Gebäuden. Für leistungsstärkere Maschinen reichen die Lithium-Eisen-Phosphat-Batterien nicht aus. Hierfür hat JCB erste Prototypen entwickelt, deren Motoren mit Wasserstoff angetrieben werden. Noch dauert es, bis sie Dieselmotoren ersetzen können.

Bei meiner letzten Station auf dem Euronova-Campus in Hürth-Kalscheuren möchte ich mir bei Start-ups und Forschungseinrichtungen wie AI Village, Blockchain Reallabor, WIRKsam und weiteren Partnern digitale Anwendungen erklären lassen, die Künstliche Intelligenz (KI) nutzen. Unglaublich viele Demonstrationsobjekte haben die Institutionen aufgebaut: Eine interdisziplinär entwickelte Maschine kann den Zauberwürfel dank KI mit so wenigen Drehungen wie möglich in die richtige Position zurückbringen.

Mit der Blockchain-Technologie können Prozesse detailliert, irreversibel und fälschungssicher dokumentiert werden. Aus den Daten lassen sich zum Beispiel automatisch CO2-Zertifikate generieren oder Produktionsprozesse verbessern.

Eine Maschine bedient einen Zauberwürfel.

Die KI-gesteuerte Maschine bringt den Zauberwürfel effizient wieder in seine richtige Position.

Es wird gezeigt, wie sich KI auf die Arbeitsplatzgestaltung auswirkt. Dabei ist wichtig, diesen Prozess bewusst so zu steuern, dass die Bedürfnisse der Unternehmen wie der Beschäftigten berücksichtigt werden. Ein Chatbot beantwortet Fragen zu einem neuen Produkt. Dabei muss sichergestellt sein, dass er nach dem Datentraining nur zutreffende Antworten gibt.

Ein Ausbildungsmodul für Berufsschüler und Ausbilder führt anhand der Programmierumgebung „Open Roberta Lab“ an KI heran. Mit dieser Anwendung kann man etwa fahrbare Roboter steuern, damit sie selbstständig einem frei markierten Parcours folgen. Als ich um 23 Uhr den Euronova-Campus verlasse, bin ich von der Vielfalt der Entwicklungen tief beeindruckt.