Rhein-Erft-Kreis – In 30 Minuten von Niederaußem mit dem Zug ohne Umstieg in die Kölner Innenstadt? Ein Traum für Pendler – aber ein Traum, der sich tatsächlich erfüllen könnte. Seit einigen Jahren schon ist die Strecke im Gespräch, sei es als Fortführung der Linie 1 oder der Linie 4 von Köln aus. Und sie gehört zu den 83 Projekten, die die Zukunftsagentur Rheinisches Revier (ZRR) konkret für den Strukturwandel benannt hat.
Im Gegensatz zur Verlängerung der Linie 7 von Köln aus über Frechen bis nach Kerpen gibt es zur Stadtbahnlinie nach Niederaußem schon eine Vorstudie, die der Rhein-Erft-Kreis in Auftrag gegeben hat und an der die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) beteiligt sind. Eine Machbarkeitsstudie soll bald folgen.
Historische Chance
„Es wäre die erste Streckenerweiterung ins Kölner Umland seit 108 Jahren“, sagt der Bergheimer CDU-Verkehrsexperte Helmut Paul mit Blick auf 1912 eingeweihte Strecke nach Lövenich. „Für uns ist das eine historische Chance, alle in der Region müssen dahinter stehen.“
Auch die SPD im Kreis fordert die Stadtbahnverbindung zwischen Köln und Bergheim. „Besonders im Rhein-Erft-Kreis gibt es Städte, die maximale Belastungen durch den Strukturwandel erfahren haben, aber bis heute vom schienengebundenen Personenverkehr völlig abgeschnitten sind“, sagt etwa der SPD-Kreistagsfraktionsvorsitzende Dierk Timm. Auch er fordert aus dem Kreis heraus „parteiübergreifend den Druck zu erhöhen“. Von der Landesregierung vermisst er Initiative. Auf eine Kleine Anfrage nach dem Ausbau der Stadtbahntrasse habe das Verkehrsministerium „keine Notwendigkeit eines eigenen Impulses“ gesehen, bemängelt Timm, der für die Strecke Geld fordert. Es sei wichtig, „einen Ort wie Niederaußem mit Weitblick auf die großen Möglichkeiten der demnächst ungenutzten Kraftwerksflächen jetzt schon anbinden zu wollen“.
Zwei mögliche Strecken sind derzeit im Gespräch
Zwei mögliche Strecken sind derzeit im Gespräch: zum einen die Verlängerung der Linie 1, zum anderen – unter Nutzung der U-Bahnstrecke Ehrenfeld – die Verlängerung der Linie 4. Die Stadtbahn würde dann über Widdersdorf und Pulheim-Brauweiler vorbei an Glessen, Fliesteden und Büsdorf nach Niederaußem führen. Haltepunkt könnte der jetzige Rangierbahnhof von RWE Power zu Füßen des Kraftwerks sein – und sollte die Kohlebahn eines Tages nicht mehr benötigt werden, könnte Personenzüge auf den Schienen, die laut Paul die passende Spurweite haben, sogar bis in Richtung Elsdorf weiterfahren.
Historisch gesehen sind Verlängerungen der Kölner Stadtbahn meist skeptisch gesehen worden. „Für die Umlandpolitiker sind Straßenbahnen aus Köln der erste Schritt zur Eingemeindung“, erläutert Paul. „Das ist noch in den Köpfen drin.“