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Erzwungener UmstiegErftbahn soll ab Sommer für 18 Monate in Horrem enden

Lesezeit 3 Minuten

Von Bedburg geht es ab Juni 2020 nicht mehr über Bergheim und Horrem bis nach Köln. Die Erftbahn wird für 18 Monate am Horremer Bahnhof enden, weil Brückenarbeiten in Deutz anstehen.

Bergheim/Elsdorf/Bedburg – Die Politiker der Städte entlang der Erftbahn RB 38 sind empört. Sie wenden sich gegen die von der Deutschen Bahn geplante Kappung der Nahverkehrslinie am Bahnhof Horrem, wo die Berufspendler dann vom Kopfbahnsteig aus in die S-Bahn oder Regionalexpress-Züge am einige Meter entfernten Hauptbahnsteig umsteigen müssen.

Grund für die Abnabelung der Bahn vom Kölner Hauptbahnhof sind Bauarbeiten an einer Brücke in Köln-Deutz, die den Bahnverkehr ins Rechtsrheinische von Juni 2020 bis voraussichtlich Ende 2021 beeinträchtigen werden. In Deutz endet die RB 38 im Normalbetrieb, wird im Deutzer Betriebshof gewartet und wechselt dort auch die Fahrtrichtung.

Stadtrat verabschiedet Resolution an Bahn

Bürgermeister Volker Mießeler (Bergheim) wird, wie vom Stadtrat jetzt einstimmig abgesegnet, dem Landesverkehrsministerium eine Resolution vorlegen. Darin soll die Bahn aufgefordert werden, „im Interesse der Fahrgäste und der Akzeptanz des öffentlichen Personennahverkehrs andere Lösungen zu finden“. Mießeler fürchtet, dass durch „erhebliche Erschwernisse und Zeitverluste“ der Verkehr auf die Straße verlagert wird.

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Dies stehe auch den geplanten Infrastrukturentwicklungen entgegen. Zudem kritisiert Mießeler die mangelnde Transparenz der Informationen der Bahn. Die Stadtverwaltung habe erst aus der Presse von den Plänen erfahren. „Es besteht seitens aller Kommunen erheblicher Informationsbedarf“, auch darüber, was mögliche Auswirkungen auf den Netzausbau der RB 38 zur S-Bahn betreffe.

Bahn: Keine Alternative zu den Plänen

Bahnvertreter sollten zeitnah im Rathaus berichten, fordert Mießeler. Auch aus Elsdorf und Bedburg wird Unmut laut. Bürgermeister Andreas Heller (Elsdorf) will sich in den beteiligten Gremien dafür einsetzen, dass die RB 38 „zumindest vorübergehend dennoch am Kölner Hauptbahnhof oder in Köln-Ehrenfeld enden“ solle, bis die Brückenarbeiten abgeschlossen seien.

Benjamin Jeschor, Sprecher des Zweckverbandes Nahverkehr Rheinland (NVR) sagt, es gebe keine Alternative zu den Plänen. „Alles wurde von Bahn und NVR gründlich geprüft.“ Eine Umkehr des Zuges in Köln oder Ehrenfeld sei nicht möglich. „Sicherungstechnik, Gleise und Weichen sind zum Teil nicht für Fahrten in beide Richtungen geeignet“, erläutert er.

Gegen die Verkehrswende

Die RB 38 habe im Vergleich zu den S-Bahnen und Regionalexpress-Zügen „deutlich weniger Fahrgäste“, daher sei der Einschnitt dort vorgesehen. Am frühen Morgen gebe es weiterhin durchgehende Fahrten von Köln nach Bedburg und am späten Abend von Bedburg nach Köln. Das sei erforderlich, damit die Züge aufgetankt werden könnten.

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„In Zeiten der Verkehrswende geht das gar nicht“, kommentiert Bürgermeister Sascha Solbach (Bedburg) die Pläne. Erst sei Bedburg zum doppelten Sackbahnhof für die Züge nach Köln und Düsseldorf heruntergestuft worden, jetzt stehe die nächste Einschränkung an. Er fordert, als Ausgleich solle die RB 38 im 20- statt 30-Minuten-Takt fahren und „der Umsteigeprozess in Horrem vereinfacht“ werden, beispielsweise durch barrierefreie Zuwegung.

Vom Kopfgleis 10 müssen die Fahrgäste in Horrem über eine Treppe oder Rampe unter den Hauptgleisen hindurch zu den S-Bahn-Zügen laufen. Der Bergheimer Bahnfahrgast Helmut Schrön beklagt in einem Leserbrief: „Das darf doch wohl nicht wahr sein, was sich das dem Allgemeinwohl verpflichtete Unternehmen leisten will.“ Er habe zunächst an einen Aprilscherz geglaubt und hoffe jetzt, dass die Appelle der Anliegerkommunen zu einer Nachbesserung führten.

In Bedburg und Elsdorf sollen an die Bergheimer angelehnte Resolutionen verabschiedet werden.