Die Schau in Brauweiler zeigt, welch große Bedeutung Klöster einst als Orte des Wissens und der Kultur hatten.
Abtei BrauweilerAusstellung in Pulheim zeigt Schätze der Klosterbibliothek
Die Abtei Brauweiler strahlt als kultureller Leuchtturm weit über den Rhein-Erft-Kreis hinaus. Im Rahmen der 1000-Jahr-Feier gab und gibt es eine Fülle von Veranstaltungen, die die zivilisatorische Kraft dieser Institution erkennbar machen. „Wissen und bewahren – Schätze der Klosterbibliothek Brauweiler“ lautet der Titel der nun eröffneten Ausstellung.
Im voll besetzten Kaisersaal der Abtei lauschten die Gäste den Vorträgen von Pater Dr. Marcel Albert und Dr. Peter Weber. Marcel Albert, Benediktinerpater, referierte zur Geschichte der schriftlichen Informationsweitergabe von platzraubenden Papyrus- und Pergamentrollen der Antike über handschriftlich verbreitete Buch-Folianten des Mittelalters, den revolutionären Buchdruck seit dem 15. Jahrhundert bis hin zum Internet, dem Medium, das das Buch zu überwinden scheint.
Das Kloster als Hort der Bildung und des Wissens
Er betonte die Rolle der Klöster, die ursprünglich eine Monopolstellung bei der Bibliothekskultur innehatten. Mit dem Aufkommen der Städte, der Universitäten, des Humanismus verlagerten sich die Schwerpunkte der Buchkultur in den säkularen Bereich. Als sich schließlich in Folge der Französischen Revolution die Säkularisierung samt Enteignung der Klöster und Religionsgemeinschaften vollzog, gingen viele Bibliotheksbestände der Klöster verloren und verstreuten sich.
Umso stolzer ist der Freundeskreis der Abtei Brauweiler, einige Schätze der Klosterbibliothek der Öffentlichkeit präsentieren zu können. Peter Weber, Geschäftsführer des Freundeskreises, erläuterte das Konzept der Ausstellung. Neben großflächigen Textpräsentationen ist ihm die Interaktivität wichtig. Große Gänsefedern liegen bereit, um sie als Schreibgerät auszuprobieren. An Tablets lässt sich die Vernetzung der Klosterbibliothek mit anderen deutschen Bibliotheken nachvollziehen.
Digitales Highlight ist hier eine Art Graphic Novel über die Heilige Birgitta von Schweden, die Gründerin des heute noch existierenden Erlöserordens. Selbstverständlich stehen die Originalbücher, geschützt in mächtigen Glasvitrinen, im Mittelpunkt. Beeindruckend ist ein Rechnungsbuch aus den Jahren 1330 bis 1352, in dem penibel die Einkünfte an Geld und Naturalien sowie jede Ausgabe der Abtei vermerkt sind.
Jürgen Rüttgers im Mönchsgewand
Ein anderes Beispiel ist eine reich verzierte Handschrift über den heiligen Nikolaus, in der auch das Wichtigste über Liturgie und Gottesdienst, Festriten, Prozessionen und ein Abriss zur frühen Klostergeschichte nachzulesen ist.
Beim Betreten der Ausstellung im Winterrefektorium der Abtei wird man standesgemäß begrüßt – von Dr. Jürgen Rüttgers, dem ehemaligen NRW-Ministerpräsidenten und aktuellen Vorsitzenden des Freundeskreises der Abtei. Er steht freundlich lächelnd als lebensgroße Pappfigur im Ornat eines Benediktinermönchs im Eingang und sorgt für manches überraschte Lachen. Die Ausstellung im Winterrefektorium der Abtei Brauweiler läuft bis zum 4. August. Geöffnet ist freitags bis sonntags von 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.