Feldhamster in PulheimDas Jahr 2021 war nicht besonders hamsterfreundlich
Pulheim – Christian Chmela, Leiter der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft, formuliert es recht nüchtern. „Das Jahr 2021 war weniger hamsterfreundlich. Es war kühler, es war feuchter.“ Für die Natur sei dies gut gewesen, „sie brauchte die Feuchtigkeit, aber für den Feldhamster war das Jahr nicht so gut“.
Im Frühjahr 2020 hatten Christian Chmela und sein Team am Rand des Stadtteils Geyen, unweit der Feuer- und Rettungswache, 130 belaufene, sprich bewohnte Feldhamster-Baue angetroffen. Im Sommer hätten sie 350 gezählt. „Diesen Sprung gab es 2021 nicht. Ganz im Gegenteil“, sagt Christian Chmela.
Im Frühjahr seien sie noch gut gestartet. 362 bewohnte Baue hätten sie gezählt, im Sommer sei die Zahl nur unwesentlich größer gewesen, „es waren 368“. Die Feldhamster-Population habe sich 2021 folglich nicht vergrößert.
2020 war ein grandioses Jahr für Feldhamster in Pulheim
„Das ist schon ein kleiner Dämpfer. Wir hatten uns mehr erhofft, weil das Jahr davor so grandios gut gelaufen ist.“ Sie hätten damit gerechnet, dass sich der Bestand zumindest verdoppeln werde. „Aber das war nicht der Fall. Das ist halt Natur.“
Auch für den Stadtteil Ingendorf sind die Zahlen nicht rosig. Im Mai 2021 hatte ein Team der Biologischen Station auf einer rund elf Hektar großen Fläche nahe dem Reitstall Gut Kroschhof 166 Feldhamster in ihren natürlichen Lebensraum entlassen.
Auf den Flächen, die Landwirte für die Hamster zur Verfügung stellen, wachsen zum Beispiel Winterweizen, Gerste, Wildkräuter, Kornblumen und Luzerne. Die Nager haben somit ein vielfältiges Nahrungsangebot, aber auch die nötige Deckung.
Tiere stammen aus einer Aufzuchtstation
Die dämmerungs- und nachtaktiven Tiere, die in der EU streng geschützt sind, stammen aus einer westfälischen Aufzuchtstation. Auch die in Geyen ausgewilderten Nager wurden in der Außenstelle des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) gezüchtet.
„In Ingendorf hatten wir im Herbst 2021 rund 140 Tiere. Jetzt haben wir 70 belaufene Baue entdeckt. Das bedeutet, dass nur die Hälfte der Tiere den Winter überlebt hat.“ Es sei nicht ungewöhnlich, dass bis zu 50 Prozent den Winter nicht überlebten, das belegten auch Beobachtungen aus anderen Gegenden Deutschlands. „Aber wir waren bislang verwöhnt. Fachleute in anderen Regionen haben gestaunt.“
Die aktuellen Zahlen für Geyen stimmen Chmela zuversichtlich. Am Mittwoch und Donnerstag hatten sie die Fläche, auf der die Feldhamster 2019 ausgesetzt wurden, kartiert. 270 aktive Baue hätten sie gezählt. „Ich gehe davon aus, dass wir im Sommer wieder auf 320 Baue kommen werden.“ Es sei möglich, dass sich der Bestand bei guten Bedingungen verdopple.
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In Ingendorf wird das Team der Biologischen Station im Laufe des Jahres eventuell weitere Nager auswildern. „Bis zu 60 Tiere hätten dort noch Platz. Wir werden schauen, ob das Lanuv noch Tiere hat.“