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FestaktGastredner in Pulheim blicken auf 1000 Jahre Abtei-Geschichte zurück

Lesezeit 3 Minuten
Eine Musikkapelle spielt auf dem Guidelplatz im Herzen von Brauweiler.

Nach dem Festakt: Beim Bürgerfest auf dem Guidelplatz spielte die Musikkapelle Stattpfeifer.

Der Gründungstag der Abtei vor 1000 Jahren war prächtiger Anlass für eine opulente Jubiläumsfeier mit anschließendem Bürgerfest.

Den Kölnern lacht das Herz, wenn sie, aus der Eifel kommend, den Kölner Dom erblicken. Den Einwohnern Brauweilers ergeht es genauso, wenn sie, aus Richtung Köln anreisend, ihren Heimatort am Horizont sehen: Die mächtige Abtei Brauweiler mit der romanischen Kirche steht als Wahrzeichen, als markantes Erkennungsmerkmal für den Ort.

Ihre Bedeutung aber geht weit über Brauweiler hinaus. Am vergangenen Sonntag vor exakt 1000 Jahren, am 14. April 1024, begannen sieben Mönche mit dem Bau des Klosters. 1000 Jahre später war das natürlich ein prächtiger Anlass für eine opulente Jubiläumsfeier im Kaisersaal mit anschließendem Bürgerfest.

Kölner Professor ging auf die Gründung der Abtei in Pulheim ein

Der Legende nach soll Mathilde, Tochter des Kaisers Otto II und Gemahlin des Pfalzgrafen Ezzo, unter einem Maulbeerbaum eine Vision gehabt haben: Ich gründe ein Reformkloster! Der Kölner Geschichtsprofessor Karl Ubl, Spezialist für mittelalterliche Geschichte und ausgewiesener Kenner der Abtei Brauweiler, war höflich genug, diese rührende Erzählung nicht vollends ins Reich der Märchen zu verweisen.

Historisch erwiesen sei sie aber nicht. In seinem Festvortrag wies er Mathilde dennoch eine entscheidende Rolle bei der Klostergründung zu. Er stellte sie als starke Persönlichkeit dar. Immerhin hat sie ihre Ehe mit Pfalzgraf Ezzo durchgesetzt, ohne sich das Placet ihres Bruders, des Königs Otto III, einzuholen. Die Klostergründung bewertete Ubl als „private Seelenheilstiftung“ Mathildes.

Auch Konrad Adenauer war in Brauweiler inhaftiert

Anne Henk-Hollstein, Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, referierte zu Beginn des Festaktes über die windungsreiche Geschichte der Abtei. 750 Jahre lang beherbergte sie ein Kloster, mit der französischen Besatzung im 19. Jahrhundert erzwang die Säkularisierung eine Umorientierung: Zunächst wurde sie zum Bettlerdepot, später zur Arbeitsanstalt.

Unter den Nationalsozialisten wurde im vorigen Jahrhundert ein frühes Konzentrationslager eingerichtet sowie ein Gestapo-Gefängnis. Konrad Adenauer und seine Frau Gussie waren hier inhaftiert. Der Landschaftsverband Rheinland übernahm die Liegenschaft 1954 und richtete später ein psychiatrisches Landeskrankenhaus ein, das nach öffentlicher Kritik 1978 geschlossen wurde.

Intensive Zusammenarbeit mit Polen

Heute kann man von einem herausragenden Kultur- und Dienstleistungszentrum sprechen – „eine bewusste Abkehr von der früheren Nutzung“, so Henk-Hollstein. Jürgen Rüttgers, Vorsitzender des Freundeskreises der Abtei und früherer NRW-Ministerpräsident, hob die intensive Zusammenarbeit mit Polen hervor, nicht zuletzt angestoßen durch Richeza, die Tochter Mathildes und polnische Königin.

Pfarrer Peter Cryan betonte in seiner kurzen Rede, dass die Abtei ein „in Stein gefasster Ort der Spiritualität“ sei und die Zukunft der ökumenischen Gemeinschaft gehöre. Moderator Dr. Mark Steinert befragte eine Gesprächsrunde zur aktuellen und zukünftigen Bedeutung der Abtei.

Landrat Frank Rock bekannte stolz, dass die Abtei heute ein wichtiger Ort des Dialoges mit Blick auf das kulturelle Angebot sei. Dr. Corinna Franz, LVR-Dezernentin, betonte den pädagogischen Wert der Arbeit und wünschte sich, dass noch mehr Menschen den Weg nach Brauweiler finden mögen.

Pulheims Bürgermeister Frank Keppeler öffnete den Blick in den Ort Brauweiler und zeigte sich stolz, dass der gegenüber der Abtei liegende Guidelplatz inzwischen einen attraktiven Charakter habe und von der Bevölkerung angenommen würde. Musikalisch wurde die Feier angemessen unterstützt durch die beiden Saxofonisten Volker Ax und Elmar Frey, die Stücke vom Barock bis zur Moderne spielten.