Die Dauerausstellung wurde inhaltlich verändert. Berichte von Zeitzeugen in Video- und Audioformaten wurden eingebaut, in mehreren Sprachen.
Nazi-GräuelInschriften in der Gedenkstätte in Pulheim zeugen vom Leid der Inhaftierten
Es war eine Punktlandung. Bis 2 Uhr in der Nacht haben Handwerker gearbeitet, um Journalistinnen und Journalisten am Dienstag eine Besichtigung der umgestalteten Gedenkstätte des Landschaftsverbandes Rheinland zu ermöglichen. Seit vergangenem Juli war die Dauerausstellung im Keller des früheren Frauenhauses der 1969 aufgelösten Arbeitsanstalt Brauweiler, heute ein Bürohaus des LVR, an der Von-Werth-Straße, geschlossen.
Von Freitag, 7. Juni, 9 Uhr, an ist die Dauerausstellung, die an die Geschehnisse der Jahre 1933 bis 1945 erinnert, wieder geöffnet. Tags darauf sind Besucherinnen und Besucher von 11 bis 18 Uhr zu einem Tag der offenen Tür eingeladen. Da zuvor als Keller genutzte Flächen integriert wurden, hat sich die Ausstellungsfläche von 170 auf 340 Quadratmeter verdoppelt.
Die Dauerausstellung in der 2008 eröffneten Gedenkstätte wurde inhaltlich überarbeitet und ist nun mit einem Aufzug zu erreichen. „Ich bin sehr glücklich, diesen Ort heute zeigen zu können“, sagte Dr. Christine Hartmann, wissenschaftliche Referentin im LVR-Kulturzentrum Abtei Brauweiler und Projektleitung „Dauerausstellung Gedenkstätte“.
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In kurzen Worten umriss sie den „neuen Ansatz“. Statt „schlanker Infos“, die das Gedenkstätten-Team zuvor auf Wunsch mit „Hintergrundwissen“ angereichert hat, können sich Besucherinnen und Besucher nun „umfassend“ in den Ausstellungsräumen informieren. Statt bislang „zwei Stunden pro Woche“ sind sie täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet, außer montags.
Die Texte zu den Themenkomplexen sind in Deutsch und Englisch verfasst. Sie tragen folgende Überschriften: Vom Bettlerdepot zum Gestapo-Gefängnis; Die Arbeitsanstalt – ein Ort zur „Korrektion“ und Abschreckung; Die Anfänge der national-sozialistischen Nutzung der Arbeitsanstalt Brauweiler; Höhepunkt der Gestapo-Verfolgung; Arrestzellen – Angst und Einsamkeit; Die Arbeitsanstalt im Zweiten Weltkrieg; Jugendliche in Brauweiler.
Eingeflossen sind beispielsweise Forschungsergebnisse der Autoren Hermann Daners und Josef Wißkirchen aus ihrem Buch „Was in Brauweiler geschah“, die zuvor noch nicht in der Dauerausstellung aufgegriffen worden waren. „Integraler Bestandteil“, so Hartmann, ist ein Mediaguide.
Wer sich mit dem Smartphone ins freie WLAN-Netz der Gedenkstätte einloggt und die QR-Codes scannt, kann Videos und Interviews unter anderem mit Zeitzeugen, auch in polnischer und französischer Sprache, in Gebärdensprache und mit Untertiteln abrufen. „Zentrales Element“ ist und bleibt der Ort mit den Arrestzellen, die fast unverändert erhalten geblieben sind und vom Leid der inhaftierten Menschen erzählen.
Es ist an den Inschriften an den Wänden ablesbar. Die ersten wurden 2022 entdeckt. „Es sind noch nicht alle, die Erforschung der Inschriften läuft noch“, erläuterte Dr. Markus Thulin, wissenschaftlicher Referent für Gedenkstättenpädagogik. Zugänglich sind nun auch die Waschräume. Sie werden für Wechselausstellungen genutzt.
Die aktuelle Ausstellung hat die Klasse 10c des Abtei-Gymnasiums (AGB) zu den Themen Ausländerfeindlichkeit, Bodyshaming, Armut und Behinderung konzipiert. Im „Gedenkraum“ sind die Namen von 1746 Inhaftierten zu hören. Schülerinnen und Schüler des AGB, der Gesamtschule Pulheim und einer Förderschule in Düsseldorf haben sie eingesprochen. „Durch das Nennen ihrer Namen geben wir ihnen ihre Persönlichkeit zurück“, ergänzte LVR-Direktorin Ulrike Lubek.
285.000 Euro sind in die Umgestaltung der LVR-Gedenkstätte in der Regie der oblik identity design sowie der GfG/Gruppe für Gestaltung in Bremen geflossen, verriet Dr. Mark Steinert, Leiter des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums.„ Zwei Drittel und damit den Löwenanteil hat die Landeszentrale für politische Bildung getragen.“ Auch die LVR-Museumsförderung habe sich beteiligt, der Rest seien Eigenmittel.