Zwei Landwirte haben eine Biogasanlage gekauft und wollen den Strom direkt vermarkten. Eine mutige Entscheidung, meint unser Kommentator.
EnergiewendeStrom aus dem Hofladen ist eine clevere Idee eines Pulheimer Landwirts

Eine Biogasanlage haben Markus Wipperfürth und Christian Gentz von der Rheinenergie gekauft.
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Es ist eine mutige unternehmerische Entscheidung, die Landwirt Markus Wipperfürth und sein Cousin Christian Gentz getroffen haben. Zwar wurde über den Kaufpreis der Biogasanlage, die das Duo von der Kölner Rheinenergie übernommen hat, Stillschweigen vereinbart. Es dürfte sich aber wohl um eine siebenstellige Summe gehandelt haben. Diese Investition muss erstmal erwirtschaftet werden.
Und da muss mit spitzem Bleistift gerechnet werden. Zwar sichert das Gesetz über den Ausbau erneuerbarer Energien den Betreibern der Bestandsanlage eine auskömmliche Einspeisevergütung für den Strom. Doch damit ist 2031 Schluss. Dann gelten für die Betreiber der Anlage andere Rahmenbedingungen.
Pulheimer Landwirt musste dicke Bretter bohren
Neben dem technischen und Wissen und biologischen Kenntnissen über die Prozesse in einer Biogasanlage, die sich die Betreiber aneignen mussten, hatten sie sich auch mit speziellen betriebswirtschaftlichen und steuerlichen Fragen beim Betrieb eines kleinen Kraftwerks zu befassen. Da floss schon vorab viel Geld für Gutachten und Fortbildungen. Sie mussten ihre Bank überzeugen – und die Rheinenergie davon, dass sie die richtigen Käufer sind.
Da seien dicke Bretter zu bohren gewesen, sagen beide. Den Investoren kam offenbar zugute, dass sie mit dem Kauf der Biogasanlage gleichzeitig ein Entsorgungsproblem lösen konnten. Denn nun gibt es für tausende Tonnen an Pferdemist, die in ihren Betrieben anfallen, eine sinnvolle Verwertung.
Wie Landwirte in Rhein-Erft ihre Betriebe in die Zukunft führen
Wipperfürth und Gentz ist die Begeisterung für ihr Projekt anzumerken, mit dem sie einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und nachhaltigen Energieerzeugung leisten wollen – und auch die Begeisterung für die Anlage selbst. Die Idee, den regional erzeugten Strom wie in einem Hofladen direkt vor Ort zu verkaufen, erscheint clever.
Auch wenn der Beitrag zur Energiewende überschaubar sein mag: Kleinvieh macht eben auch Mist. Und ein schönes Beispiel dafür, wie findige Landwirte ihre Betriebe in die Zukunft führen, ist der Kauf der Biogasanlage allemal. Und davon gibt es im Rhein-Erft-Kreis noch so einige, wie zuletzt in Bedburg gesehen, wo zwei Landwirte ihre Höfe durch Digitalisierung nachhaltig und zukunftsfest machen wollen.