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Politiker appellierenEindringliche Aufrufe zur Europawahl an die Wähler in Rhein-Erft

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Am Kreishaus in Bergheim haben Parteien ihre Plakate für die Europawahl aufgehängt.

Am Kreishaus in Bergheim haben Parteien ihre Plakate für die Europawahl aufgehängt.

Politiker appellieren auch an junge Menschen im Rhein-Erft-Kreis, am Sonntag bei der Europawahl ihre Stimme abzugeben.

Am Sonntag, 9. Juni, heißt es von 8 bis 18 Uhr wieder: Kreuzchen setzen – zumindest für all jene, die ihre Stimme für das EU-Parlament noch nicht per Briefwahl abgegeben haben. In den Wahllokalen im Rhein-Erft-Kreis wird mit darüber entschieden, wie sich das EU-Parlament in den nächsten fünf Jahren zusammensetzt. Erstmals dürfen Bürgerinnen und Bürger schon ab dem 16. Lebensjahr ihr Wahlrecht ausüben – bisher betrug das Mindestwahlalter 18 Jahre.

Im Kreis gibt es nach Angaben der Kreisverwaltung, Stand Ende Mai, 8095 Erstwähler im Alter zwischen 16 und 17 Jahren. Zur Wahl aufgerufen sind demnach 353.541 Menschen im Kreis – von mehr als 470.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. In Erftstadt haben anlässlich der Europawahl CDU, SPD, die Grünen, FDP und die Linke in seltener Eintracht einen Erstwählerbrief an junge Leute ab 16 Jahren verfasst mit der Botschaft: „Europa braucht Sie – Ihre Stimme macht den Unterschied!“

In Rhein-Erft aktiv an Europa beteiligen

Landrat Frank Rock (CDU) appelliert an die Wählerinnen und Wähler, ihre Stimme abzugeben, um sich „aktiv an Europa“ zu beteiligen: „Angesichts der aktuellen Herausforderungen – dem bedrohten Frieden, aufkeimendem Extremismus und wirtschaftlichen Turbulenzen – ist es wichtiger denn je, dass wir unsere demokratischen Werte aufrechterhalten und mit der Wahl für ein vereintes Europa eintreten.“ Europa sei das Friedensprojekt nach dem Zweiten Weltkrieg und garantiere Frieden, Sicherheit und Freiheit.

Ein Aufruf und eine Einschätzung, die etwa auch Bedburgs Bürgermeister Sascha Solbach (SPD) teilt. „Diese Wahl wird in ihrer Bedeutung regelmäßig unterschätzt, dabei haben Europäische Kommission und Europaparlament massiven Einfluss auf unser tägliches Leben“, sagt Solbach. In der EU könne man frei leben und arbeiten, sich frei bewegen. Die EU biete Zukunftschancen für jedermann. Extremen Kräften, die spalten wollten und die EU schlechtredeten, solle man nicht folgen.

Flagge für Demokratie, Vielfalt und Toleranz zeigt auch das Chemieunternehmen Evonik. Am Standort in Wesseling wirbt ein riesiges Plakat für die Europawahl. „Populisten und Extremisten bedrohen heute massiv Demokratie, Frieden und Freiheit in Europa“, sagt Personalvorstand und Arbeitsdirektor Thomas Wessel. Mit der Beteiligung an der Europawahl lasse sich ein Zeichen setzen.

Bei der Wahl haben die Wählerinnen und Wähler lediglich eine Stimme für eine Partei. Der Anteil der Stimmen entscheidet darüber, wie viele der auf den Landeslisten aufgestellten Kandidatinnen und Kandidaten ins Europäische Parlament einziehen dürfen. Direktkandidaten gibt es nicht. Aber immerhin zwei Politiker aus dem Rhein-Erft-Kreis, die es auf die Landeslisten ihrer Parteien geschafft haben: Jennifer Szeyffert aus Bergheim (CDU) und Marcel Japes (FDP) aus Frechen (siehe Seite 25).

Europawahl Rhein-Erft: Auch exotische Listen sind dabei

Für die Europawahl zugelassen sind 34 Parteien und sonstige politische Vereinigungen, darunter die etablierten Parteien wie CDU, SPD, Grüne, FDP und Linke, sowie eher exotische Listen wie die „Letzte Generation“, die „Partei der Vernunft“ oder die „Partei für schulmedizinische Verjüngungsforschung“. Erstmals dabei ist das „Bündnis Sahra Wagenknecht“.

Bei der Wahl vor fünf Jahren trug im Rhein-Erft-Kreis der Jubel die Farbe Grün und die Trauer die Farbe Rot: Die Grünen konnten ihr Ergebnis mehr als verdoppeln und galten mit 21 Prozent der Stimmen als heimliche Wahlsieger, während die SPD dramatisch auf 19,9 Prozent abstürzte, ein Minus von 14,5 Prozentpunkten gegenüber 2014.

Auch die CDU verlor, jedoch mit 8,3 Prozentpunkten nicht ganz so einschneidend. Mit 28,7 Prozent blieb die Partei zudem stärkste Europakraft im Rhein-Erft-Kreis. Die AfD erzielte 9,3 Prozent und gewann damit mehr als die FDP (7,8 Prozent). Die Wahlbeteiligung galt mit 63,8 Prozent als hoch.