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Serie „Unser Wasser“Experte erklärt die Wasserwirtschaft der Römer von Rhein-Erft bis Köln

Lesezeit 4 Minuten
Ein Mann lächelt.

Professor Dr. Klaus Grewe (79).

Vor rund 2000 Jahren beförderten die Römer etwa 20 Millionen Liter Wasser aus der Nordeifel an Brühl und Hürth vorbei bis nach Köln.

Die Wasserwirtschaft der Römer war nicht nur clever, sie war auch verschwenderisch. Vor rund 2000 Jahren fluteten sie ihr römisch Colonia regelrecht. Jeden Tag beförderten sie über ihre selbst gebauten Wasserleitungen aus der Nordeifel um die 20 Millionen Liter Wasser an Bornheim, Brühl und Hürth vorbei bis nach Köln. Theoretisch hätten jedem Kölner Bürger damals rund 1000 Liter Wasser am Tag zur Verfügung gestanden. Eine Wasserentnahme auf der Strecke war allerdings genauso undenkbar wie eine kostenlose Wasserversorgung an alle etwa 15.000 Kölner Haushalte.

„Wer eine Wasserleitung bis ins Haus wollte, musste zahlen“, erklärt Professor Dr. Klaus Grewe. Diesen Luxus hätten sich jedoch nur wenige sehr wohlhabende Menschen leisten können. „Aus Funden in Rom und Pompeji weiß man jedoch, dass es solche Haushalte gab und diese sogar schon vor 2000 Jahren einen Wasserhahn hatten, um damit den Wasserfluss nach eigenen Bedürfnissen zu regulieren. Öffentlich hingegen gab es Wasser in römisch Colonia im Überfluss. „Alle Brunnen sprudelten pausenlos“, berichtet Grewe. Mit dem Wasser seien auch die Badehäuser versorgt und die Latrinen gespült worden.

Gemeinschaftstoiletten aus der römischen Zeit.

So ähnlich sahen auch die Gemeinschaftstoiletten im römischen Colonia aus. Das Bild hat Klaus Grewe in Dougga in Tunesien aufgenommen. (Repro)

Wie kaum ein Zweiter und wie ein Lexikon weiß Grewe über die römischen Wasserleitungen zu berichten. Als junger Vermessungsingenieur wurde er 1967 beim Landesmuseum eingestellt. „Ich sollte die Bodendenkmäler vermessen“, erinnert er sich. Damals sei er dann mit der Frage an seinen Chef herangetreten, ob es vielleicht ratsam sein könnte, die römischen Eifelwasserleitungen in einem Atlas dazustellen. „Der Atlas wurde dann ein ganz großer Erfolg.“

Grewe kreierte mit dem Eifelverein den Römerkanal-Wanderweg

Die Begeisterung und der Wissensdurst der Menschen zu den römischen Wasserleitungen sei so groß gewesen, dass er in Zusammenarbeit mit dem Eifelverein im Jahr 1988 auch den Römerkanal-Wanderweg kreierte. „Er ist bis heute einer der erfolgreichsten Wanderwege in der gesamten Region“, sagt der Professor. Passend dazu hat der Eifelverein mit Sitz in Düren auch ein von Klaus Grewe und Manfred Knauff verfasstes Taschenbuch herausgebracht: „Der Römerkanal-Wanderweg – Wie das Wasser laufen lernte.“

Wasser satt habe es auch bei der Eröffnung des Wanderweges gegeben. „Es goss in Strömen, und trotzdem waren mehr als 6000 Menschen gekommen“, sagt Grewe. Der Wanderweg führt von den Quellen des kalkhaltigen Wassers in der Nordeifel über Rheinbach, Brühl und Hürth nach Köln – insgesamt 115 Kilometer. Und ziemlich genau in der Mitte der Wanderstrecke – in Rheinbach - hat der Freundeskreis Römerkanal 2018 basierend auf Grewes Konzept ein Römerkanal-Infozentrum eröffnet.

Zu sehen ist eine römische Wasserleitung.

Hausanschluss mit Wasserhahn: Die römische Wasserleitung ist 2000 Jahre alt. Das Foto stammt aus dem Buch von Klaus Grewe. (Repro)

Die Dauerausstellung gibt Einblick in die technische Welt der Antike mit Blick auf die römische Eifelwasserleitung. „Ich bin selber immer wieder fasziniert über die architektonischen Fähigkeiten der Römer“, sagt Grewe. Im Buchhandel ist auch sein Begleitbuch zur Ausstellung zu haben: „Aquädukte – Wasser für Roms Städte.“

Genauso präzise und technisch anspruchsvoll gebaut wie die Frischwasserleitungen sei das römische Abwassersystem berechnet und errichtet worden. „Das Abwasser ist ja keineswegs ungeordnet durch die Straßen geflossen, sondern es wurde sehr gezielt genau dorthin gelenkt, wo es hin sollte“, erklärt er. So gab in Köln fünf große Abflusskanäle, die allesamt im Rhein mündeten.

Weil dort ja auch schon die ungefilterten Abwässer anderer stromaufwärts liegender Städte hineinflossen, kam der Rhein für die Römer als Trink- und Badewasser nicht in Frage. „Das war ihnen einfach viel zu schmutzig“, sagt Grewe. In seinen Vorträgen zur römischen Baukunst sagt er in puncto Abwasser gern: „Und ab damit nach Düsseldorf.“

Seinen Lehrauftrag an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen hat der 79-Jährige zwar inzwischen an den Nagel gehängt, doch immer noch reist Grewe auch jetzt noch durch die Region, um an Volkshochschulen und Instituten und auch dem Landesmuseum Vorträge zu den römischen Wassermachern, ihrer Baukunst und ihren architektonischen Meisterleistungen zu halten. Auch mehrere Bücher hat der Fachmann bereits über die römischen Wasserleitungen verfasst und veröffentlicht. Die Abwasserkanäle seien ähnlich gemauert wie die Frischwasserkanäle – nur höher und nicht verputzt. „Da kann man aufrecht durchgehen“, erklärt Grewe.

Nur dort, wo die Abwasserkanäle in Kölns Stadtmauer mündeten, seien sie stark verjüngt worden, dass kein Mensch mehr hindurch krabbeln konnte. „So haben sich die Römer auch vor unbefugten Eindringlingen geschützt“, erklärt Grewe. Die Abwasserkanäle sind bis heute erhalten – manche sogar begehbar, in den Resten der Stadtmauer jedoch zugemauert.


Vorträge und Buch

„Antike Aquädukte – Technische Weltwunder voller Schönheit und Rätsel“ heißt der Vortrag, den Klaus Grewe am Donnerstag, 12. September, ab 18.15 Uhr im LVR-Landesmuseum Bonn, Colmantstraße 14-16 hält.

„Die Wasserversorgung im Mittelalter – Erbe der Römer oder technischer Neuanfang“, so lautet der Titel der Powerpoint-Präsentation von Klaus Grewe, die er am Mittwoch, 6. November um 19 Uhr im Himmeroder Hof in Rheinbach erläutert.

„Was Sie schon immer über die römischen Ingenieure wissen wollten – 50 Fragen und 50 Antworten zur antiken Technik“ heißt das neueste und inzwischen in der zweiten Auflage Werk von Klaus Grewe. Regionalia Verlag, Daun. ISBN 978-3-95540-376-8 (mkl)