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Serie "Unser Wasser"Frechen war Vorreiter bei der Wasserversorgung

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt die ehemalige Direktorenvilla am alten Wasserwerk in Frechen.

Saniert wird derzeit die aus dem Jahre 1907 stammende ehemalige Direktorenvilla am alten Wasserwerk in Frechen.

Der Ingenieur Ernst Heinrich Geist nahm 1894 ein Wasserwerk in Betrieb.

Wenn wir heute den Wasserhahn in Bad oder Küche aufdrehen, sprudelt das kühle Nass heraus für Kaffee, Tee oder die tägliche Dusche. Doch das war nicht immer so, unsere Vorfahren in der Region hatten in manchen Jahren große Probleme mit dem lebensnotwendigen Wasser. Einen guten Einblick in die Geschichte der Wasserversorgung gibt uns der Frechener Heimatforscher und Lehrer Egon Heeg, der sich vor 30 Jahren zum hundertjährigen Bestehen des Frechener Wasserwerks mit dem Thema beschäftigte.

Ursprünglich war der Frechener Bach, der mitten durch das damalige Dorf lief, die natürliche Wasserleitung für die Anwohnerinnen und Anwohner. Sie schöpften ihren Bedarf aus dem Bach, legten Rohrverbindungen zu ihren Häusern. Doch die Wasserversorgung entwickelte sich mit der aufkommenden Industrialisierung immer mehr zum Problem, denn die Trinkwasserqualität des Frechener Baches litt unter den Einträgen aus der Braunkohlenindustrie. Bereits 1892 hatte der Fabrikant und Ingenieur Ernst Heinrich Geist ein Kraftwerk auf Braunkohlenbasis auf der Grube Herbertskaul gebaut und 1893 in Betrieb genommen.

Am 1. Oktober 1894 Elektrizitäts- und Wasserwerk in Betrieb genommen

Gleichzeitig stellte sich der Bedarf nach einer besseren Wasserversorgung heraus. Im Jahr darauf konnte Geist seine Planungen für ein Elektrizitäts- und Wasserwerk für Frechen an der Kölner Straße umsetzen, das bereits am 1. Oktober 1894 in Betrieb ging. Bei der Standortsuche spielte die günstigste Stelle zur Wasserhebung vor der Verfügbarkeit von Braunkohle eine Rolle. Damals kalkulierte man mit einem täglichen Verbrauch von 50 Litern pro Einwohner und 100 Kubikmeter für die gesamte Industrie. Jeder Haushalt, der es sich leisten konnte, erhielt nun einen eigenen Anschluss für Frischwasser.

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Der Rest der Bevölkerung versorgte sich auf Kosten der Gemeinde mit Wasser aus öffentlichen Laufwasserbrunnen, die über das Stadtgebiet verteilt waren. Das Elektrizitäts- und Wasserwerk Frechen war rheinlandweit Vorreiter in der lokalen Infrastrukturversorgung und erhielt Jahr für Jahr mehr Anfragen. Mit Strom und Wasser von dort wurden bald auch die umliegenden Dörfer Lövenich, Freimersdorf, Bachem, Buschbell, Marsdorf, Sinthern und Großkönigsdorf versorgt. Um den Anforderungen Stand halten zu können, musste das Werk ständig erweitert, umgebaut und modernisiert werden. 1907 wurde laut Egon Heeg dann auch die noch heute existierende stattliche Direktorenvilla errichtet.

Das Bild zeigt den Wasserturm in Frechen, in dem man heute wohnen kann.

Vor 115 Jahren, im Frühjahr 1909, wurde der Wasserturm in Betrieb genommen. Heute kann man in den Turm wohnen.

Doch das Wasserwerk konnte nicht alle Frechener versorgen, vor allem Benzelrath lag dafür zu hoch. Mit dem Bau eines Hochbehälters an der Rosmarstraße konnte der Druck in den Laufbrunnen nur unwesentlich verstärkt werden. Daher wurde zwischen 1906 und 1909 neben dem Hochbehälter der noch heute vorhandene Wasserturm errichtet. Probleme gab es für das Wasserwerk auch mit der Gewinnung des Rohwassers. Grund dafür war die Grundwasserabsenkungen durch den Braunkohleabbau. Das Problem wurde 1956 durch eine Frischwasser-Transportleitung vom Goldenbergwerk nach Frechen gelöst.

Allerdings verlor das Werk damit auch seine Versorgungsfunktion durch die eigene Wasserförderung. In den 1970er Jahren und später erfolgten weitere Umrüstungsmaßnahmen in der Versorgung im Betriebsbereich Frechen mit Erneuerungen, zusätzlichen Pumpanlagen sowie einer Druckerhöhungsanlage in Königsdorf und einem zusätzlichen Wasserwerk in Bachem. Inzwischen hat das Wasserwerk seinen Betrieb eingestellt, der Hochbehälter und auch der Wasserturm auf Grube Carl wurden zu Wohnungen umgebaut.

Das Bild zeigt den Künstler Waldemar Erdtmann im Wasserturm.

Im Jahr 1985 übernahm der Künstler Waldemar J. Erdtmann den Wasserturm und baute ihn um.

Doch wie sieht es heute, also ganz aktuell, mit der Trinkwasserversorgung in Frechen und seinen Stadtteilen aus? Aus welchen Quellen oder Brunnen werden die Frechener mit Trinkwasser beliefert? Nach Angaben der Rhein-Energie erfolgt die Trinkwasserversorgung der Stadt Frechen vorrangig aus dem RWE-Wasserwerk Türnich. Die zur Verfügung stehende Kapazität des Wasserwerks Türnich für die Belieferung Frechens ist allerdings begrenzt, erklärt das Unternehmen.

Sie reicht für die Versorgung von ganz Frechen nicht aus. Deshalb erfolgt in Teilen eine Beimischung von Trinkwasser aus den linksrheinischen Kölner Wasserwerken der Rhein-Energie. Das Versorgungsgebiet Frechen teilt sich in vier Druckzonen auf: Frechen-Mitte, Königsdorf, Bachem und Habbelrath/Grefrath. Die Versorgungszonen „Habbelrath/Grefrath“ und „Bachem“ werden zu 100 Prozent aus dem Wasserwerk Türnich beliefert. Die beiden Zonen „Frechen-Mitte“ und „Königsdorf“ bekommen 60 Prozent aus dem Wasserwerk Türnich und 40 Prozent aus den Kölner Wasserwerken, vorrangig vom Wasserwerk Hochkirchen.

Auch zur Wasserhärte kann etwas gesagt werden: Das eher weichere Wasser aus Türnich sorgt dafür, dass das Trinkwasser in Frechen weniger hart ist als das Kölner Trinkwasser. Und wie viel Trinkwasser verbrauchen die Frechener Bürgerinnen und Bürger pro Kopf? Die Rhein-Energie hat dazu die Daten der Jahre 2020 bis 2022 mitgeteilt. Die Tagesverbrauchswerte lagen 2020 bei 151,17 Liter pro Einwohner. In 2021 wurden 151,09 Liter gemessen und im Jahr 2022 sank der Durchschnittswert auf 142,01 Liter.