Mit dem Geld sollen innovative Firmen unterstützt werden – Roboter in der Landwirtschaft.
Rhein-Erft: Fast sechs Millionen Euro gehen ins Rheinische Revier

Professor Ulrich Schurr (Mitte) mit dem Förderbescheid über 5,8 Millionen Euro, den Ministerin Ina Brandes (l.) und Mandy Pastohr (r.) vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle überreichten.
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Mit weiteren 5,8 Millionen Euro soll der Strukturwandel des Rheinischen Reviers hin zu einer Modellregion für eine klimaneutrale und ressourceneffiziente Wirtschaft vorangetrieben werden. In einer ehemaligen Reithalle des Neeshofes im früheren Ort Alt-Morschenich, der jetzt Bürgewald heißt, überreichten NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes und Mandy Pastohr, Präsidentin des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, nun einen entsprechenden Förderbescheid für das „Transformationscluster BioökonomieREVIER“ an Professor Ulrich Schurr vom Forschungszentrum Jülich.
Mit dem Geld sollen etwa junge Firmen dabei unterstützt werden, nachhaltige Biotechnologien auf den Markt zu bringen, damit Gewinn zu erzielen und Arbeitsplätze zu schaffen. Geplant ist so auch ein weiterer Ausbau des sogenannten Agri-Food-Energy-Parkes in dem Ort Bürgewald (Alt-Morschenich). Dort wird etwa schon ausprobiert, wie Nutzpflanzen unter Solar-Paneelen wachsen können. Hier sollen nun auch auf weiteren Feldern Roboter in der Landwirtschaft getestet werden. Auf dem Neeshof selber soll zudem eine Koordinierungsstelle eingerichtet werden.
Rhein-Erft: Hanf als nachwachsender Rohstoff im Tagebau
Ideen und Projekte für den Aufbau einer regionalen Bioökonomie gibt es schon viele: So werden Färberdisteln und Industriehanf in ehemaligen Tagebauen als nachwachsende Rohstoffe angebaut, deren Fasern „erdölbasierte Rohstoffe“ in der Papier- und in der Verpackungsindustrie ersetzen können.
Um dies zu erforschen, wurde in der alten Papierfabrik in Zerkall bei Nideggen ein Faserinnovationszentrum eingerichtet. Ein junges Start-up am Forschungszentrum Jülich analysiert etwa das Dürre-Risiko für Landwirte und gibt Bewässerungsempfehlungen. Auf dem „Food Campus“ in der Zuckerfabrik Elsdorf werden neuartige kalorienfreie Süßungsmittel aus Zucker hergestellt, die weltweit vermarktet werden sollen.
Auch kleinere, traditionelle Unternehmen setzen auf nachhaltige Bioökonomie: So beliefert Metzgermeister Max Esser aus Erkelenz etwa auch einen Hofladen in Elsdorf oder einen Rewe-Richrath-Markt in Kerpen. Bei der Erzeugung seiner Lebensmittel arbeitet Esser mit einem „Tierwohlforschungshof“ oder mit dem „Projekt Waldeier“ zusammen.
Dabei geht es um die Freilandhaltung von Hühnern unter jungen, eigens angepflanzten Bäumen, die später abgeholzt und weiter verwertet werden können. Esser: „Wir haben die Hoffnung, dass auch unsere Projekte unterstützt werden können, damit wir noch mehr an der Nachhaltigkeit arbeiten können.“
Elsdorf: Bürgermeister Heller wünscht sich mehr Dinge zum Anpacken
Schurr sieht die große Chance, das Rheinische Revier zu einer „Modellregion für ganz Europa für eine nachhaltige, zirkuläre Bioökonomie“ zu machen. Hierfür müssten Fachleute geschult und die verschiedenen Akteure aus Wirtschaft, Region, Wissenschaft und Öffentlichkeit besser vernetzt werden. „So gestalten wir gemeinsam aus der Vision der Bioökonomie die modellhafte Umsetzung passend für unsere Region.“
Etwas weniger euphorisch hörten sich dabei andere Teilnehmer der Veranstaltung an: Erich Jussen von der Kreisbauernschaft Düren wünschte sich, dass die Forschung nun auch schnell „in die Praxis“ komme. Der Elsdorfer Bürgermeister Andreas Heller schlug in die gleiche Kerbe: Er sei nicht „unzufrieden“, so Heller. Aber alles sei noch „sehr abstrakt. Die Förderung ist da, aber bei der Umsetzung muss es noch besser werden. Wir wünschen uns mehr Dinge zum Anpacken.“
Bodo Middeldorf, Geschäftsführer der Zukunftsagentur Rheinisches Revier (ZRR), äußerte Verständnis dafür, dass es in der Region etwas „unruhig“ sei, weil von dem Strukturwandel noch nicht viel Konkretes zu sehen sei. Das werde sich aber bald ändern.