Der Bergheimer Verein Erftigel sucht für die Tiere vor allem Besitzer von teils noch naturnah gestalteten Gärten.
Ab dem FrühjahrIgel suchen ein neues Zuhause in Rhein-Erft

Szenen aus dem „Igel-Krankenhaus“: Einer von aktuell fünf Patienten, die Heike Wieneke im Winter bei sich zu Hause versorgt.
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Noch schlafen sie. Doch spätestens, wenn nachts die Temperaturen wieder auf acht Grad und höher steigen, dann ist es mit der Winterruhe der Igel vorbei, dann erwachen die kleinen stacheligen Gartenhelfer langsam aus ihrem Winterschlaf. „Erfahrungsgemäß ist das zwischen März und Mai“, erklärt Heike Wieneke (53). Sie ist Vorsitzende und Gründerin des Vereins Erftigel.
Gut 200 Igel konnte sie in diesem Winter bei ihren vielen Helfern privat unterbringen. Die Tiere überwintern dort in sogenannten Doppelhasen-Außenställen. „Es sind Igel, die im vergangenen Herbst aus ihrem alten Revier vertrieben oder aber auf gefährlichen Straßen gefunden wurden“, erklärt sie. In der Regel versorgen die Helfer im Herbst die Igel so lange, bis sie sich in den Winterschlaf begeben. „Jetzt suchen wir für diese Tiere neue Reviere – ein neues Zuhause“, erklärt Wieneke.
Rhein-Erft: Igeln fehlt Nahrung, weil es weniger Insekten gibt
Die Igel beschreibt sie als Kulturfolger. Die stacheligen Gesellen suchen die Nähe der Menschen, um sich in den Gärten ihr Leben einzurichten. Ein großes Problem sieht sie jedoch darin, dass immer mehr Gärten gar nicht mehr igelfreundlich gestaltet sind. Dazu gehören undurchdringbare Zäune und viel zu wenig Grün.
Deswegen sucht sie Gartenbesitzer, die ihre Gärten teils vielleicht sogar noch naturnah gestaltet haben, mit durchlässigen Zäunen fernab von viel befahrenen Straßen. „Nachts bei ihrer Nahrungssuche streifen die Igel dann durch ihr Revier“, erklärt sie. Igel ernähren sich von Insekten-Laufkäfern, aber auch von Spinnen und Nachtfaltern.
Weil es jedoch immer weniger Insekten gibt, fehlt dem Igel seine Lebensgrundlage. „Wer einen Igel in seinem Garten aufnehmen möchte, der müsste uns zusichern, das Tier noch zuzufüttern“, erklärt Wieneke. Empfehlenswert sei Katzentrockenfutter ohne Getreide.

Igel-Retterin Heike Wieneke im „Patientenzimmer“ ihrer Igel-Notaufnahme.
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„Wir wollen doch, dass alle unsere Igel eine gute zweite Chance haben“, ergänzt Vereinssprecherin Yvonne Ewerts. Igel, die im Winter bei der Nahrungssuche gefunden und zur Notaufnahme gebracht werden, sind entweder krank oder sie wurden in ihrer Winterruhe gestört. Ewerts appelliert deswegen an alle Gartenbesitzer, im beginnenden Frühjahr im Garten sehr vorsichtig zu sein und die Reisighaufen und Laubberge lieber noch ein bisschen liegenzulassen, bis es wärmer ist.
Bergheimer Verein sucht Gartenbesitzer, die Igel aufnehmen wollen
Wie schlimm es um die Igel steht, wusste auch Wieneke noch nicht, als sie vor fünf Jahren einen ersten Igel bei sich zu Hause aufgenommen und gesund gepflegt hat. Ihr Vater hatte im November 2020 einen nur 200 Gramm schweren Igel gefunden. Für das Tier wäre es wahrscheinlich das Todesurteil gewesen, wenn ihr Vater es nicht mit nach Hause genommen hätte. „Ich bin dann mit dem Igel nach Neuss zur Igelstation gefahren“, erinnert sich Wieneke.
Dort erfuhr sie: „Ich kann ihnen erklären, was zu machen ist, aufnehmen können wir den Igel aber nicht – wir haben einfach keine Kapazitäten mehr.“ Aus erster Hand lernte Wieneke so alles, was für die Pflege und Versorgung verletzter, kranker und unterernährter Igel wichtig ist. Den kleinen Igel hat sie damals wieder mit nach Hause genommen und großgepäppelt, bis er kräftig und gesund genug war, um ausgewildert zu werden. Es sollte nicht der letzte bleiben. Der Höhepunkt war 2024. Mit inzwischen 20 ehrenamtlichen Helfern versorgte und pflegte sie über 800 Igelpatienten.
Wer helfen will und im Frühjahr einen Igel im eigenen Garten aufnehmen möchte, kann telefonisch unter 0179/4855027 oder per E-Mail Kontakt aufnehmen. Weitere Informationen gibt es hier.