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AOK-StudieADHS ist bei Kindern und Jugendlichen im Rhein-Erft-Kreis sehr verbreitet

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Ein Junge hält sich beim Erledigen seiner Hausaufgaben den Kopf. Vor und neben ihm liegen Schulhefte.

Ein Junge hält beim Erledigen seiner Hausaufgaben seinen Kopf. Hat ein Kind ADHS oder nicht? Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. (Symbolfoto)

655 Mütter und Väter von Kindern und Jugendlichen gefragt, ob eine chronische Erkrankung festgestellt wurde oder ob sie eine vermuten.

Wie schätzen Eltern die Gesundheit ihrer Kinder ein? Und wie wirken sich vor allem chronische Krankheiten der Mädchen und Jungen auf sie selbst und die Familien aus? Mit diesen Fragen befasst sich eine Studie der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) Rheinland-Hamburg. Für den „Kindergesundheitsatlas“ wurden 5000 Eltern von Kindern zwischen dem Babyalter und 17 Jahren gefragt, ob bereits eine chronische Erkrankung festgestellt wurde oder ob sie eine vermuten.

Im Gebiet der Regionaldirektion Köln/Rhein-Erft-Kreis nahmen 655 Väter und Mütter teil. Es zeigte sich, dass ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) eine der häufigsten psychischen Störungen im Kinder- und Jugendalter ist und den Alltag der ganzen Familie stark beeinträchtigt.

Rhein-Erft-Kreis: Starkes Übergewicht

Vier Prozent der Drei- bis 17-Jährigen in der Region haben eine diagnostizierte ADHS, bei weiteren 5,6 Prozent vermuten die Eltern, dass ihr Kind erkranken könnte oder bereits erkrankt ist. Dabei fiel den Machern der Studie auf, dass die Erwachsenen die psychische Belastung durch ADHS für sich selbst als höher empfinden als für das Kind selbst.

Laut Elternaussagen ist knapp die Hälfte (49 Prozent) der Kinder mit ADHS-Diagnose und fast ein Drittel (30 Prozent) der Kinder mit vermutetem ADHS eher oder sehr stark belastet. Der Anteil an eher oder sehr stark belasteten Eltern liegt bei 58 beziehungsweise 44 Prozent. Ein immer häufiger auftretendes Problem bei Erwachsenen ebenso wie bei jungen Menschen ist starkes oder sogar krankhaftes Übergewicht (Adipositas).

Oftmals spielt gerade beim Thema Übergewicht Scham eine Rolle
Dr. Anne Neuhausen, Kinderärztin

Daher wurde hier für den Kindergesundheitsatlas nicht nur die Einschätzung der Eltern abgefragt, sondern zusätzlich Gewicht, Größe und Alter der Kinder erfasst. Dabei zeigte sich, dass laut BMI (Body-Mass-Index) tatsächlich mehr Kinder adipös sind (sieben Prozent) als Diagnosen vorliegen oder vermutet werden.

Die Zahl der Diagnosen im Raum Köln/Rhein-Erft-Kreis liegt bei lediglich 1,1 Prozent, die der Verdachtsfälle bei 3,4 Prozent, was auf eine recht hohe Dunkelziffer hindeutet. „Oftmals spielt gerade beim Thema Übergewicht Scham eine Rolle“, sagt Dr. Anne Neuhausen, Kinderärztin bei der AOK Rheinland/Hamburg.

Rhein-Erft-Kreis: Eine große Belastung

Gleichzeitig sind im Vergleich mit anderen Erkrankungen bei Adipositas die Sorgen der Väter und Mütter wegen einer möglichen gesellschaftlichen Benachteiligung der Kinder, einer dauerhaften Beeinträchtigung und Verschlimmerung der Erkrankung besonders groß. ADHS und Adipositas sind nur zwei von 20 chronischen Krankheiten und Störungen, die die AOK in ihren Kindergesundheitsatlas einbezogen hat.

Ein zentrales Ergebnis ist, dass die Erkrankung nicht nur für die Mädchen und Jungen eine große Belastung ist. Auch die Eltern leiden psychisch stark und fühlen sich von der Situation oft überfordert. Auch treibt Eltern die Frage um, ob sie eine Mitschuld tragen. „Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass wir die Gesundheitskompetenz in den Familien und besonders bei den Eltern stärken müssen.“

„Sie brauchen einen verständlichen Überblick darüber, welche Vorsorgeuntersuchungen es gibt, wo sie gute, verlässliche Informationen über Krankheitsbilder finden und welche Verhaltensweisen gesundheitsfördernd sind“, sagt Sabine Deutscher, Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg.

Mit der Veröffentlichung der Studie will die Krankenkasse Eltern sensibilisieren sowie Behörden und Bildungseinrichtungen unterstützen, ihre Gesundheitskonzepte und Vorsorgeangebote für Familien zu verbessern.