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„Die Lage ist dramatisch“Die Unternehmen im Rhein-Erft-Kreis sind in der Krise

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Zwischen zwei Männern steht ein großer Bildschirm, auf dem in Diagrammen die schrumpfende Wirtschaft angezeigt wird.

Gero Fürstenberg und Matthias Franken von der IHK.

Laut der neuesten Konjunkturumfrage der IHK bewerten nur 14 Prozent der Unternehmen im Rhein-Erft-Kreis ihre Lage als gut.

Die neueste Konjunkturumfrage der IHK, die auch die Stimmung bei den Unternehmen im Rhein-Erft-Kreis erfasst, zeigt einen deutlichen Trend nach unten.

„Die Lage ist dramatisch“, sagt Gero Fürstenberg, Leiter der IHK-Geschäftsstelle Rhein-Erft. Dabei hatte es bei der letzten Befragung noch kleine Verbesserungen gegeben, die das Gefühl vermittelt haben, dass es nach den Krisen irgendwann mal wieder aufwärtsgehen muss. Stattdessen habe sich die Lage nochmal verschärft.

Lage der Industrie im gesamten Kammerbezirk der IHK schlecht

Grundsätzlich gilt das für den gesamten Kammerbezirk, zu dem neben dem Rhein-Erft-Kreis auch Köln, Leverkusen, der Oberbergische Kreis und der Rheinisch-Bergische Kreis zählen. Es gibt aber eine deutliche Schere zwischen den Sektoren: Der Dienstleistungsbereich etwa steht noch besser da als die Industrie und der Handel. Diese Schere bedingt regionale Unterschiede im Kammerbezirk. So sind in Köln etwa 55 Prozent der befragten Unternehmen Dienstleister, im Rhein-Erft-Kreis sind es lediglich etwa ein Viertel.

„Wir haben jetzt zum ersten Mal seit den Krisen 2020 und 2022 wieder einen negativen Geschäftslagewert“, sagt Matthias Franken, der bei der IHK für Wirtschaftspolitik und Konjunktur zuständig ist. Im Rhein-Erft-Kreis bewerten lediglich 14,4 Prozent der Unternehmen ihre Lage als gut, 60,4 Prozent bewerten sie als befriedigend oder gleichbleibend und 25,2 Prozent als schlecht.

Das zeigt sich auch in den Investitionsplänen: Nur 24,1 Prozent der Unternehmen geben an, ihre Investitionen erhöhen zu wollen, während 38 Prozent sie verringern wollen. Dabei sind gerade Investitionen wichtig für den Strukturwandel. „Das zeigt, dass es in der Wirtschaft einen großen Vertrauensverlust gibt“, sagt Franken.

Konnte man noch Negativschwankungen in der Vergangenheit durch Corona oder die Energiekrise im Zuge des Krieges in der Ukraine erklären, gebe es für die jetzige Lage keinen klaren externen Faktor. „Mittlerweile muss man sagen, dass wir da wirklich in eine Strukturkrise laufen“, sagt Franken.

Geografische Lage ist ein Lichtblick für den Kreis

Dabei gebe es in Europa genug Beispiele dafür, dass die Wirtschaft trotz Problemen wachsen kann. Gero Fürstenberg meint: „Das spricht dafür, dass wir an den Rahmenbedingungen an unserem Wirtschaftsstandort dringend etwas machen sollten.“ Neben einer schleppenden Bürokratie sind zentrale Fragen der Fachkräftemangel, höhere Arbeitskosten und Energiepreise, aber auch die Planungssicherheit, die zum Beispiel mit der fehlenden Energiesicherheit nach der Abkehr der Kohlekraft leide.

Einen Lichtblick gibt Fürstenberg aber für den Rhein-Erft-Kreis. „Wir liegen ja mitten in der blauen Banane, das Powerhouse Europas, da liegen wir voll drin. Rein geografisch haben wir hier Potenzial.“ Hier gelte es aber, rechtzeitig die Verfügbarkeit von Flächen für neue Infrastruktur und neue Unternehmen zu prüfen.