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Ärger mit TÜV und KreisFahrlehrer in Rhein-Erft sprechen von katastrophalen Zuständen

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Fahrschule Symbolbild

Fahrlehrer im Rhein-Erft-Kreis berichten von katastrophalen Zuständen.

Rhein-Erft-Kreis – „Es ist eine mittelschwere Katastrophe, die Probleme für uns sind riesig.“ Ein Fahrlehrer aus dem Rhein-Erft-Kreis berichtet von katastrophalen Zuständen während der Corona-Pandemie. Es geht um wochenlange Wartezeiten für Fahrschülerinnen und Fahrschüler, den Kampf um Anmeldungen für theoretische Prüfungen und Ärger mit Behörden.

Seinen Namen möchte der Fahrlehrer nicht in der Zeitung lesen. Zu groß sei die Angst, dass seine Fahrschüler bei Behörden mit Termin-Nachteilen rechnen müssen, erklärt er. „Die Probleme fangen schon beim Erste-Hilfe-Kurs an.“ Wegen der Corona-Pandemie sei es aktuell sehr schwierig, Termine für Kurse zu bekommen. Ist der Erste-Hilfe-Schein dann in der Tasche, warten schon die nächsten Hürden auf Fahrschülerinnen und Fahrschüler. Denn dann folgt der Gang zur Kreisverwaltung.

„Die Terminvergabe beim Rhein-Erft-Kreis ist eine Katastrophe“

„Die Terminvergabe beim Kreis ist aktuell eine Katastrophe. Mich hat erst gestern noch ein Vater angeschrieben und berichtet, dass bis Ende Juli keine Unterlagen – sprich Ausweis, Sehtest und Erste-Hilfe-Bescheinigung – abgegeben werden können“, so der Fahrlehrer. Das Problem: Ohne eine Erlaubnis der Führerscheinstelle können Fahrschüler nicht für Prüfungen zugelassen werden. Sie bestätigt unter anderem, ob bereits Vorstrafen vorliegen und die Antragssteller überhaupt einen Führerschein machen dürfen. Schon vor der Pandemie hätte es vier bis sechs Wochen gedauert, die Unterlagen zurückzubekommen. Nun habe sich die Situation noch einmal verschlimmert.

Der Kreis bestätigt auf Nachfrage, dass es wegen der Corona-Pandemie aktuell zu Verzögerungen kommen könne. „Die Bearbeitungszeit von drei bis fünf Wochen bis zur Erteilung des Prüfauftrages wird in der Regel aber nicht überschritten“, sagt Kreissprecherin Claudia Barleben.

Rhein-Erft: Fahrschüler warten acht Wochen auf Theorieprüfung

Auch Ingo Gabler, Inhaber von „Ingos Fahrschule“ in Kerpen-Sindorf, bestätigt die angespannte Situation. Dafür sei seiner Meinung nach aber nicht der Kreis verantwortlich, sondern der TÜV, der für die Theorie- und Praxisprüfungen zuständig ist. „Aktuell müssen die Fahrschüler sechs bis acht Wochen auf einen Theorie-Termin warten. Das ist ganz bitter und wirklich ärgerlich“, betont Gabler. Um lange Wartezeiten zu umgehen, schickt er seine Fahrschüler aktuell sogar nach Aachen, Köln und bis nach Bonn. Dennoch müssten sie wochenlang warten.

Diese Erfahrungen musste auch der Fahrlehrer, der unerkannt bleiben möchte, machen. Auch er spricht von Wartezeiten von sechs bis acht Wochen, die zu „riesigen Planungsschwierigkeiten“ führten. „Wenn die Theorie-Prüfung nämlich einmal bestätigt ist, können wir uns schon fast um die Praxis-Prüfung kümmern. Wir müssen dann alles dafür tun, damit der Schüler zum Tag der praktischen Prüfung topfit ist. Das ist für uns schwierig und für die Fahrschüler auch alles andere als ideal.“

Ingo Gabler: „Wir können nicht alle Probleme auf die Pandemie schieben“

Ein Blick auf die Internetseite des TÜV Rheinland bestätigt die Erfahrungen der Fahrlehrer. Weder in Brühl, noch in Bergheim ist vor Mitte Juli ein Termin für eine Theorieprüfung zu bekommen. Der TÜV macht keinen Hehl aus den langen Wartezeiten. „Das ist für alle Beteiligten unbefriedigend. Wir stehen im ständigen engen Austausch mit dem Fahrlehrerverband, um die Vorlaufzeiten zu reduzieren“, sagt Unternehmenssprecher Jörg Meyer zu Altenschildesche.

Die Probleme seien jedoch nicht nur auf die Pandemie zurückzuführen. „Generell ist das Prüfungsaufkommen im Frühjahr sehr hoch. Diese Nachfrage können wir prinzipiell auch bedienen“, betont Jörg Meyer zu Altenschildesche. Aktuell liege die Zahl der durchgeführten Prüfungen im Gebiet Köln, zu dem der Rhein-Erft-Kreis gehört, im Vergleichszeitraum Januar bis April mit 16.500 auf dem Niveau des Rekordjahres 2019, also vor Corona. Trotz langer Wartezeiten und Pandemie führe der TÜV Rheinland also aktuell weiterhin viele Theorieprüfungen durch.

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Für den befragten Fahrlehrer ist die hohe Nachfrage jedoch nur eine Seite der Medaille. Er ist der Meinung, dass der TÜV seit Jahren schon mit einem großen Personalmangel zu kämpfen habe, unter dem die Fahrschülerinnen und Fahrschüler jetzt noch mehr leiden müssten. Manch ein Fahrschüler benötige aktuell acht Monate, bis er seinen Führschein in der Tasche habe. „Der TÜV besitzt das Monopol und tut deshalb wenig, um diese Probleme zu beheben. Während der Pandemie fällt ihnen der Personalmangel jetzt auf die Füße.“

Soweit möchte Ingo Gabler nicht gehen. Vor Corona habe es deutlich weniger Probleme bei der Terminvergabe gegeben – die Anmeldung praktischer Prüfungen sei aktuell sogar noch im Rahmen und dauere im Schnitt drei Wochen. „Aber wir können nicht alle Probleme auf die Pandemie schieben“, sagt der Fahrlehrer.

Rhein-Erft: Jeder zweite Fahrschüler fällt durch Theorieprüfung

Der Kerpener Fahrschullehrer sieht noch eine weitere Baustelle: Immer wieder würden Fahrschüler anderer Fahrschulen schon Wochen vor ihrer Prüfung Theorie-Termine buchen und Schülern, die bereits ihre Theorie-Stunden abgeschlossen haben, Termine wegnehmen. Die Folge: Die praktischen Fahrstunden verzögern sich ebenfalls, denn ohne bestandene Theorieprüfung würde Ingo Gabler nicht mit der Praxis beginnen. „Für Fahrschüler ist das gerade wirklich traurig. Und wenn sie dann durchfallen, müssen sie wieder zwei Monate auf den nächsten Termin warten.“

Der TÜV sieht jedoch keine Probleme durch blockierte Theorie-Termine. Lediglich zwei bis drei Prozent der Fahrschüler würden aktuell nicht zu Prüfungen erscheinen. Auffällig sei jedoch, „dass aktuell die Quote der Fahrschülerinnen und Fahrschüler, die durchfallen und eine Wiederholungsprüfung absolvieren müssen, extrem hoch ist. Jeder zweite Prüfling muss wiederholen“, erklärt TÜV-Sprecher Jörg Meyer zu Altenschildesche. Eine Erklärung für die hohe Durchfallquote habe er nicht. Er verspricht aber Besserung: „Wir werden in den kommenden Wochen versuchen, die Kapazitäten kurzfristig weiter zu erhöhen und in NRW weitere Termine für theoretische Prüfungen freizuschalten.“