Unverständnis und AngstSchüler in Rhein-Erft sprechen über ihre Abschlussprüfungen
Rhein-Erft-Kreis – Seit vergangener Woche haben Grundschüler und Abschlussklassen der weiterführenden Schulen wieder Präsenzunterricht. Seit 16. Dezember, also neun Wochen, haben viele Kinder und Jugendliche die Schule nicht mehr von innen gesehen. Wie haben Schüler die Zeit erlebt, wie fanden sie die Rückkehr in die Schule?
Der 17-jährige Erftstädter Abiturient Jasper L. (Name geändert) berichtet: „Das Abitur rückt immer näher. Von allen Seiten spürt man den Druck. Wir haben nicht alle Themen geschafft und müssen uns jetzt um so mehr beeilen.“ Das Pensum sei nicht geschafft worden. „Dennoch versicherte man uns, dass wir mehr geschafft hätten als andere Schulen, dass wir noch Glück gehabt hätten. Die Lehrer begrüßten uns und starteten sofort mit dem Lernstoff.“
Schüler aus Rhein-Erft: „Das ist völlig unsinnig“
Vor den Osterferien würden die Noten festgelegt. „Dann ist praktisch schon alles entschieden. Dass nach den Ferien noch zwei Wochen Unterricht stattfindet, ist völlig unsinnig. Selbst Lehrer sehen das so und fragen, was das soll.“ Diese Zeit könnten Abschlussklassen viel besser für die Vorbereitungen auf die Abiklausuren nutzen, die nach Ostern stattfinden. Die sonst üblichen Vorbereitungen für die Abifeier fielen weg. Nun heiße es nur noch: Abi machen und fertig.
Anna Lierz (17) ist Schülersprecherin der Albert-Einstein-Realschule Wesseling und froh, dass die Schulen wieder geöffnet sind: „Ich kam ganz gut mit der Regelung klar, aber manchen Schülern fiel die Selbstdisziplin schwer.“ Das Konzept der Schule, nur zwölf Schülerinnen und Schüler gleichzeitig in einem Klassenraum sitzen zu haben und dadurch nur alle zwei Tage in die Schule zu kommen, begrüßt Lierz. „Säße die ganze Klasse hier, wäre das fatal und wir hätten kein gutes Gefühl. Die kleinen Gruppengrößen sind auch für die Vorbereitung auf die Abschlussprüfungen besser.“
Einige Schüler in Rhein-Erft hinken dem Lernstoff hinterher
Einige ihrer Schulkameraden hinkten dem Lernstoff hinterher. Damit sie trotzdem die Chance hätten, ihren Abschluss zu schaffen, sei es wichtig gewesen, die Schulen wieder zu öffnen. Für die Zentralen Abschlussprüfungen der 10. Klassen müssen alle Inhalte der letzten Jahre wiederholt werden. „Ich habe schon sehr viel Panik davor, weil manche der Themen aus den unteren Klassen nicht mehr präsent sind“, sagt Lierz.
Zudem fürchte sie, dass sie und ihre Mitschüler schlechtere Chancen auf einen guten Abschluss hätten: „Da sollte uns die Regierung mehr entgegenkommen und den Abschluss anders werten. Wir hatten jetzt seit einem Jahr keine richtige Schule mehr.“ Sie bekäme mit, dass viele Mitschüler sich an weiterführenden Schulen beworben hätten und noch nicht angenommen worden seien. Um sich mache sie sich keine Sorgen, sagt Lierz, sie habe ihren Ausbildungsplatz zur Hotelfachfrau sicher.
Bergheimer Schülerin: „Ich war vorher schlechter in der Schule“
Shania Metin (16) geht auf die Bergheimer Gesamtschule und kam zu Hause sehr gut zurecht. „Ich konnte mich viel besser konzentrieren. In der Schule wurde ich viel mehr abgelenkt.“ Die Zehntklässlerin macht bald ihren Hauptschulabschluss, dann will sie am Berufskolleg ihren Realschulabschluss machen und staatlich geprüfte Sozialassistentin werden.
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Eine Woche Schule hat sie hinter sich, diese Woche bleibt sie zu Hause, dann gehen andere Zehnerklassen in die Schule. Videomeetings hat sie jetzt nicht, anders als während des Lockdowns. Stattdessen bekommt sie Aufgaben, die später in der Schule besprochen werden. Ihr hätten die Konferenzen nichts ausgemacht, sagt Shania Metin, einige Freunde hingegen seien gestresst gewesen. Der Unterricht daheim habe ihr viel gebracht: „Ich war vorher schlechter in der Schule.“
In der Woche vor den Osterferien stehen die nächsten Prüfungen an. Durch Prüfungshefte und „mehr Stoff als man braucht“ fühle sie sich gut vorbereitet. Nur etwas bereitet ihr Sorge: Shania Metin hat Prüfungsangst.