Michael Mertens, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, unterstützt Tempolimits. Er erklärt, welches Tempo wo sinnvoll wäre.
GdP fordert Tempolimit„Bilder toter Menschen in absurd verformten Autos lassen niemanden kalt“
Oft ist überhöhte Geschwindigkeit ein Grund für die schweren Unfälle im Rhein-Erft-Kreis. Michael Mertens ist stellvertretender Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei und hat davor viele Jahre Dienst bei der Polizei im Rhein-Erft-Kreis versehen. Für ihn ist ein Tempolimit längst überfällig.
Welches Tempo würde sich die GdP auf Autobahnen wünschen?
Als GdP plädieren wir für ein generelles Tempolimit. Welche Zahl auf dem Schild stehen wird, haben wir bisher nicht endgültig beschlossen. Mit Blick auf die Forderungen des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) und der Deutschen Verkehrswacht (DVW) für eine allgemeine Geschwindigkeitsbeschränkung auf Tempo 130 erscheint diese Geschwindigkeit jedoch als einigungsfähiger Vorschlag. Übrigens sind wir in beiden Organisationen Mitglied.
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Welches Tempo wäre auf Landstraßen sinnvoll?
Im Rahmen des von der Deutschen Umwelthilfe initiierten „Bündnis für Tempolimit“ sprechen wir uns für ein Tempolimit von 80 Kilometern pro Stunde aus.
Und wie würden Sie das Tempolimit innerhalb der Ortschaften gestalten?
Die Gewerkschaft der Polizei fordert eine Regelgeschwindigkeit von 30 km/h innerhalb geschlossener Ortschaften. Wichtig ist dabei, dass es sich nicht um ein flächendeckendes Tempolimit handeln soll. Dort wo es sinnvoll ist schneller zu fahren, soll es Ausnahmemöglichkeiten geben.
Warum möchte die GdP ein Tempolimit?
Für uns steht ganz klar die Verkehrssicherheit im Vordergrund. Klar gesagt ist das für uns die sogenannte „Vision Zero“, also die Reduzierung von Schwerverletzten und Todesfällen im Kontext des Verkehrsgeschehens. Und ein Tempolimit auf Autobahnen, außerhalb oder auch innerhalb geschlossener Ortschaften kann und wird Leben retten – auch das unserer Kolleginnen und Kollegen, die im Rahmen von Unfallaufnahmen immer wieder in höchst gefährliche Situationen geraten.
Können Sie an einem Beispiel beschreiben, was es für die Beamtinnen und Beamten bedeutet, wenn sie möglicherweise als erste Kräfte an eine Einsatzstelle auf der Autobahn oder einer schnell befahrenen Landstraße kommen, bei der aufgrund von zu hoher Geschwindigkeit Menschen bei einem Unfall sehr schwer zu Schaden gekommen sind?
Die Bilder grauenvoller Verletzungen und toter Menschen in absurd verformten Autos oder bei Motorradunfällen lassen sicherlich keine Kollegin und keinen Kollegen kalt. Insbesondere, wenn Unfallopfer, darunter Kinder und Familien, noch lebend angetroffen werden, dann aber versterben, bevor Hilfe kommen kann. Ich kann aus eigenem Erleben sagen, dass einem derlei Erfahrungen noch lange begleiten.
Gibt es eine Nachsorge für die Polizisten? Und wird diese häufig auch nach schweren Einsätzen angenommen?
Als GdP haben wir uns intensiv dafür eingesetzt, dass Kolleginnen und Kollegen im Nachgang solcher Einsätze mit geschulten Kräften über das Erlebte sprechen können. Zudem war es uns wichtig, zu verdeutlichen, dass es richtig ist, zu sprechen, nichts in sich hineinzufressen oder zu glauben, als Polizist müsse man so etwas immer wegstecken können. Gut, dass diese Zeiten der Vergangenheit angehören. Zusätzlich setzten wir uns dafür ein, dass es leichter möglich wird, posttraumatische Belastungsstörungen im Bereich der Polizei wie eine Berufskrankheit anerkennen zu lassen.
Könnten ihren Erkenntnissen nach ein Tempolimit die Zahl der Opfer senken?
Ein eindeutiges Ja. Eine der meisten Unfallursachen ist überhöhte Geschwindigkeit. Die Verbindung eines Tempolimits mit flächendeckenden Kontrollen wird die Opferzahl sicherlich senken. Ein wichtiger Punkt ist zudem, dass die Unfallhäufigkeit sich auch durch geringere Tempounterschiede zwischen den Fahrzeugen vermindert.