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Serie „Unser Wasser“In dieser Idylle nahe der A 555 angelt der Fischerverein Urfeld

Lesezeit 5 Minuten
Ein Mann steht an einem See und blickt auf das Wasser.

Vereinschef Manfred Rothermund sitzt gern am See. Hier kann er für ein Stündchen alles andere hinter sich lassen und entspannen.

Der See, das vereinseigene Gewässer, ist reich an Fischen und liegt zwischen Wesseling und Urfeld nahe der Autobahn 555.

„Hier im See ist das Wasser in ständigem Fluss“, erklärt der Vorsitzende des Fischervereins Urfeld, Manfred Rothermund, eine Besonderheit des vereinseigenen Gewässers. Der See liegt zwischen Wesseling und Urfeld nahe der Autobahn 555. Das Vereinsgelände ist eingezäunt. Dort am Wasser mitten im Grünen fühlt man sich weit weg von der Welt auf der anderen Seite des Zauns.

Mystisch leuchtet je nach Wetterlage der mit Bäumen und Sträuchern umrahmte See mal blau, dann aber auch grau oder dunkelgrün. Laut ist dort nur das Gezwitscher der Vögel, die je nach Tageszeit und Wetter in allen Tonlagen trällern. Hin und wieder kreist ein Raubvogel über dem See. Einige Fischreiher haben sich ganz in der Nähe einen kahlen Ast als Aussichtspunkt ausgesucht. Hin und wieder startet einer der Vögel von dort, um einen Fisch aus dem Wasser zu holen.

Rund um den See: Weg ist aktuell überschwemmt

Mit den Reihern können sich die Angler arrangieren. Die Kormorane hingegen sind für die Fischer schon länger ein Problem – sowohl an ihrem See als auch am Rhein. Nie treten die „Fischräuber“ nämlich einzeln in Erscheinung. Auf ihrem Speiseplan stehen zumeist kleinere Fische, die sie problemlos aus dem Wasser heben können. Und der Angelsee des Fischervereins mit einer Oberfläche bei normalem Wasserstand von 0,5 Hektar steckt voller Forellen, Hechte, Karpfen, Schleien, Rotaugen und Weißfischen.

Zu sehen ist ein Weg rund um einen See.

Wenn der Rhein Hochwasser hat, steht der Rundweg unter Wasser.

Zurzeit ist die Oberfläche des ehemaligen Baggersees allerdings um einiges größer: „Wegen des Rheinhochwassers haben wir auch hier zurzeit Hochwasser am See“, sagt der Vereinschef und zeigt auf den überfluteten Uferweg. Bei normalem Wasserstand könne man über den angelegten Weg rund um den See spazieren. Doch der Weg ist jetzt überschwemmt.

„Unser Gewässer hier wird vom Grundwasser gespeist“, sagt Rothermund. In Fließrichtung des Rheins fließe auch das Grundwasser durch ihr Angelgewässer. „Allerdings dauert es immer etwa acht Tage, bis bei beginnendem Rheinhochwasser hier der Wasserpegel steigt“, erklärt er. Falle der Rheinpegel, halte sich das Hochwasser entsprechend noch acht Tage länger im See.

See nahe der A 555: Rhein bestimmt den Pegelstand

Apropos Hochwasser: Unvergessen bleiben dem Vereinschef die schlimmen Rheinhochwasser 1993 und 1995. „Da waren sogar unsere Schutzhütten, die hier um den See herum verteilt stehen, bis über das Dach überflutet“, berichtet der 80-Jährige. Umgekehrt hatte der See etwa bei dem extremen Niedrigwasser des Rheins im Trockensommer 2018 ein etwa 3,50 Meter breiteres Ufer als üblich.

Nur etwa 30 Tage dauere es, bis das Gewässer einmal komplett umgewälzt und erneuert sei. „Unser Seewasser hier hat fast Trinkwasserqualität“, sagt Rothermund. Im Winter sei das Wasser kristallklar. Ohne Probleme seien dann die Fische und der Grund des Gewässers zu erkennen.

Zwei Menschen stehen an einem See und angeln.

Markus Müller und seine Tochter Jasmin angeln gern Forellen, doch auch wenn sie nichts fangen, ist die Zeit am See pure Erholung.

„Jetzt im Sommer ist das Wasser ein bisschen getrübt“, sagt der Vereinsvorsitzende. Rothermund kennt das Gewässer noch aus der Zeit, als dort noch Bagger im Graben standen und Kies gefördert wurde. „Wir haben ja hier schon gefischt, als drüben im Hang noch die Bagger standen“, erzählt er. Erst 1976 sei die Kiesgrube stillgelegt worden. „Damals konnten wir einen Teil des Gewässers kaufen“, berichtet Rothermund. Der andere Teil sei langfristig gepachtet. So habe man auch verhindern können, dass die Grube unkontrolliert zugeschüttet wurde.

„Wir sind hier ja auch noch im Wassereinzugsgebiet des Wasserbeschaffungsverbands Wesseling-Hersel“, sagt Rothermund. Damals habe es kaum Grün und weder eine Seeterrasse noch einen Rundweg um den Weiher gegeben. Rothermund erinnert sich noch gut an die Zeit, als die steilen Hänge der Abbaugrube ein wenig entschärft und mit Mutterboden bedeckt wurden. „Die hohen Bäume, die dort im Hang stehen, die haben wir vom Fischerverein alle gepflanzt“, berichtet er.

Aber nicht nur Bäume erfreuen sich am See besten Wachstums. „Wenn man nicht aufpasst, wuchert direkt überall das Brombeergestrüpp“, sagt Rothermund. Die Pflege des Areals sei schon ein ordentliches Stück Arbeit. Auch das Gras müsse zurzeit oft geschnitten werden. „Und wenn das Hochwasser gewichen ist, müssen der Uferweg saniert und die Schutzhütten repariert werden.“ Doch schön sei es am See immer, sogar wenn es regne.

Das wissen auch die Vereinsmitglieder Markus Müller und seine Tochter Jasmin, die dort beim Forellenfischen gemütlich am Wasser sitzen und die Stille und den Ausblick genießen. Diese Ruhe und die besondere Magie des Wassers weiß auch Rothermund zu schätzen. Gerne nimmt sich der 80-Jährige tagsüber schon mal eine Auszeit, um dort wenigstens ein Stündchen auszuspannen – und um Fische zu fangen, auch wenn es für die Fangerfolge keinerlei Garantien gibt. „Fische beißen ja generell nur dann, wenn sie wollen, und nicht, wenn ich mal Zeit habe“, sagt er und lacht.


Der Verein

46 Mitglieder zählt der Fischerverein Urfeld zurzeit. Er wurde 1946 gegründet und zählt zu den ältesten Fischervereinen im Rhein-Erft-Kreis. Feste Termine im Veranstaltungskalender sind die Urfelder Aalnacht am Rheinufer in Urfeld, die in diesem Jahr am Samstag, 20. Juli, stattfindet, und das traditionelle Seefest. Dazu lädt der Fischerverein Urfeld für Sonntag, 8. September, ans Vereinsgewässer nahe der Autobahn ein.

Die Urfelder Petrijünger stellen dem Aal in den drei Wochen vor der Aalnacht vermehrt abends am Urfelder Rheinufer nach. Der Urfelder Angler, der den längsten Aal bis zur Aalnacht fängt, wird Aalkönig. Thomas Hillesheim gelang es bisher, einen Aal von 73 Zentimetern Länge mit der Grundangel und Tauwurm zu fangen.

Zum Abschluss des Aalangelns feiert der Fischerverein am 20. Juli, 17.30 Uhr, die Aalnacht auf dem Aalplatz am Rheinufer in Höhe der Kläranlage. Dazu werden eine Zeltstadt und eine Tanzfläche aufgebaut. Bewirtet werden die Gäste mit Fassbier, Matjesbrötchen und Grillwürstchen. DJ Markus Wallraf wird auflegen. (mkl)