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Neue AnlageShell stellt in Wesseling künftig Schmierstoffe statt Benzin und Diesel her

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen sind die Verantwortlichen des Unternehmens Shell und Vertreter der Politik.

Ein historischer Moment: Jan-Peter Groot Wassink (Dritter v.r.) und Alfons Weber (Vierter v.r.) besiegelten den Baustart.

Von 2027 an wird Shell in Wesseling Schmierstoffe für Autos und Windräder sowie Produkte für die Pharma- und Kosmetikindustrie herstellen.

Bis in eine Tiefe von 13 Metern reichen die mächtigen Betonpfeiler ins Erdreich. Um sie herum ist das Baufeld ausgehoben worden. Vermessungs- und Arbeitsmaschinen stehen bereit. Die gesamte Baustelle ist von allen Seiten gesichert. Doch auch durch den hohen Bauzaun können die Mitarbeitenden auf dem Shell-Gelände in Wesseling nun täglich die Fortschritte beim Bau der neuen Produktionsanlage für Grund- und Weißöle erkennen.

Mit der Errichtung dieser neuen Grundöl-Destillation (Base Oil Destillation Unit) für hochwertige Grundöle läutet Shell den Ausstieg aus der Verarbeitung von Erdöl zu Brenn- und Kraftstoffen in Wesseling ein. Denn mit der Fertigstellung der Anlage im Jahr 2027 wird Shell dort Schmierstoffe für Autos und Windräder sowie Produkte für die Pharma- und Kosmetikindustrie herstellen.

Künftige Produkte werden nicht mehr verbrannt

„Das besondere an diesen Produkten ist, dass sie nicht mehr verbrannt werden“, erklärte Jan-Peter Groot Wassink, General Manager des Shell Energy and Chemicals Park Rheinland, am Mittwoch, als er das Baufeld für die neue „Base Oil Destillation Unit“ an den ausführenden Generalunternehmer Kraftanlagen Energies & Services aus München übergab. Mit dabei waren unter anderem Wesselings Bürgermeister Ralph Manzke, der stellvertretende Landrat Bernhard Ripp und Projektleiter Amu Arenja.

Ihnen allen erklärte General Manager Wassink auch: „Bei der Nutzung dieser Öle und Schmierstoffe wird kein CO2 mehr freigesetzt.“ Das sei nicht nur für den Energy and Chemicals Park Rheinland ein bedeutender Schritt, sondern auch für Shell als Unternehmen. Wassink berichtete, dass Shell mit dem Projekt eine dreistellige Millionensumme in das Werk in Wesseling investiert. In den kommenden Monaten werde unter anderem eine markante neue Trenneinheit errichtet mit der stattlichen Höhe von 54 Metern. Die Anlage werde mit einem neuen Prozess-Ofen geheizt, der nicht mehr wie üblich mit Gas, sondern mit grünem Strom gespeist werde.

„Dieser Prozess-Ofen funktioniert ähnlich wie ein Toaster“, schilderte Projektleiter Arenja. Der Ofen sei der erste seiner Art in der petro-chemischen Industrie. Mit großer Hitze werde darin das vorbereitete Rohöl, so genanntes Vakuumgasöl, für die Weiterverarbeitung gespalten. „Ein großer Teil der Anlage muss gar nicht neu gebaut werden“, erklärte Arenja. Die bestehende Anlage könne verkleinert und so den neuen Produktionsmengen von 300 000 Tonnen hochwertiger Grund- und Weißöle angepasst werden.

Richtig glücklich war auch Bürgermeister Ralph Manzke: „Ich freue mich, dabei zu sein und diesen Schritt mit Shell gemeinsam gehen zu können“, sagte er. In der Investition sieht er auch einen Vertrauensbeweis des Unternehmens für den Standort Wesseling. Ohnehin hält er es für etwas ganz Besonderes, dass ein Unternehmen trotz der aktuellen Rahmenbedingungen investiert.

Shell setzt damit ein starkes Zeichen für die gesamte Region
Bernhard Ripp, Stellvertretender Landrat

„Shell setzt damit ein starkes Zeichen für die gesamte Region“, sagte auch Ripp. Solche Projekte seien ja nicht nur bedeutend für die Wirtschaft, sondern auch für die Gesellschaft, da sie zeigen, dass sich etwas bewege. Aktuell werden in der Anlage noch Kraft- und Brennstoffe, Diesel, Benzin und Heizöl produziert. Doch schon im Laufe des kommenden Jahres soll dort die Verarbeitung von Rohöl zu Kraftstoffen enden. Durch die fortschreitende E-Mobilität und eine Zunahme an Wärmepumpen für die Wärmeversorgung reduziert sich der Bedarf an Brenn- und Kraftstoffen. Deren Produktion läuft aber weiterhin im Werk in Köln-Godorf. Dort wird künftig auch der Flugzeugbrennstoff Kerosin hergestellt.