Alpaka-Touren im Rhein-Sieg-Kreis untersagtFlauschige Wanderer haben Pause
Rhein-Sieg-Kreis – Raus in die Natur ist und war für viele Menschen in der Corona-Krise in den vergangenen Monaten eine wichtige Alternative. Warum nicht auch mit Alpakas, den aus Südamerika stammenden Tieren, spazieren gehen, die für ihre ruhigen und friedlichen Charakter bekannt sind und nicht selten auch in der Therapie eingesetzt werden? Doch Alpaka-Wanderungen gehören zu den Freizeitveranstaltungen und sind von der Politik mindestens bis Ende des Monats untersagt. Welche Folgen haben diese Einschränkungen? Wir haben mit vier Alpaka-Züchtern im Kreisgebiet gesprochen.
„Wir hatten in letzter Zeit viele Anfragen von Personen, die ihre Freizeit gerne in der Natur mit Tieren und einer Alpakawanderung verbringen wollen“, berichtet Andrea Gurres vom Alpakahof Faber aus Neunkirchen-Seelscheid, die im landwirtschaftlichen Betrieb mit ihrem Partner Markus Faber 22 Alpakas betreut. „Natürlich halten wir uns an die Corona-Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie und haben alle Termine abgesagt.“ Von Juni bis Oktober habe das Wandern mit den Tieren mit Mindestabstand und allen Hygieneregeln sehr gut funktioniert: „Wichtig ist, dass es den Tieren gut geht, deshalb vereinbaren wir unsere Termine für Alpakawanderungen individuell.“
Wolle im Hofladen
Als Zuchtbetrieb stecken die beiden viel Zeit in die Pflege, verarbeiten die Fasern zu Wolle und produzieren so viele Produkte, die zum Beispiel auf Weihnachtsmärkten verkauft werden. „Da in diesem Jahr keine Märkte stattfinden können, ist unser Hofladen zweimal in der Woche und nach Vereinbarung geöffnet“, sagt Andrea Gurres.
Für Petra Borrmann, Inhaberin des Alpakazuchtbetriebs „Alpakas des Westens“ aus Windeck-Kohlberg, haben die Einschränkungen drastische Auswirkungen. Das Ferienhaus „Villa Alpaka“ ist geschlossen, und die 70 Alpakas dürfen nicht wie gewohnt dreimal die Woche auf Wanderung. Drei Viertel der Einnahmen sind weggebrochen, so dass sich Petra Borrmann und ihr Mann Wolfgang dazu entschlossen haben, auf dem landwirtschaftlichen Betrieb den Hofladen an vier Tagen statt an nur einem Tag die Woche zu öffnen.
Show wurde abgesagt
„Wir haben natürlich Verständnis für die Entscheidung der Politik; sie hat keine Möglichkeit, es differenzierter zu entscheiden“, sagt Petra Borrmann. Sicherlich sei es wichtig, dass alle zu Hause blieben, aber sinnvoll sei das Verbot der Alpaka-Wanderungen nicht. Wie bei den Konkurrenten wurde von Juni bis Oktober auf Abstand geachtet. Den Wanderern wurden die Tiere draußen übergeben. Die Abstände seien stets groß genug gewesen.
Robust und wollig
Das Alpaka stammt aus den südamerikanischen Anden und ist eine domestizierende Kamelform, die vorwiegend wegen ihrer Wolle gezüchtet wird. Während das Vorkommen in Europa eher selten ist, liegt der Bestand der robusten Tiere in Peru bei etwa 3,5 Millionen, was circa 80 Prozent des weltweiten Bestandes ausmacht.
Die beiden Typen von Alpakas, Huacaya und Suri, unterscheiden sich in der Struktur ihrer Wollfaser. Das Huacaya-Alpaka hat eine feine, gleichmäßig gekräuselte Faser und einige Deckhaare. Das Suri hingegen hat keine Kräuselung in der Faser, das Haar bildet gelockte, gerade Strähnen, die am Tier herabhängen. Dadurch wirken Suris oft schmaler als Huacayas. In Deutschland gibt es einige Tausend Tiere. (que)
Besonders betroffen war der Betrieb von der Absage der Alpakashow im hessischen Alsfeld. Diese hatten die Borrmanns für den 30. und 31. März für Züchter und Aussteller auf die Beine gestellt. Das Programm hätte 10 000 Zuschauer angelockt. Alles abgesagt. „Die ganzen Pokale stehen hier immer noch rum“, berichtet Borrmann traurig.
Hoffnung auf Einzelhandel
„Bei einer schönen Alpakawanderung durch das Bergische Land lässt es sich ganz wunderbar entspannen“, heißt es auf der Internetseite von Saskia Teuber, eine der Anbieterinnen im Rhein-Sieg-Kreis von Alpaka-Wanderungen. Saskia Teuber und ihre 17 Alpakas vom Haubachtal aus Much hatten sich auf zahlreiche Weihnachtsfeiern eingestellt, doch die Buchungen brechen derzeit alle wieder weg.
„Es hätte zum Beispiel eine Teamschulung für Erzieher mit den Alpakas stattfinden sollen; das muss jetzt in geschlossenen Büros durchgeführt werden“, sagt die Alpaka-Züchterin und Sozialpädagogin, die jetzt hofft, dass die Politik nicht wieder den Einzelhandel schließt. Sie habe gerade jetzt ordentlich für den Hofladen eingekauft, um mit dem Weihnachtsgeschäft die Verluste etwas aufzufangen.
Den Tieren ist langweilig
Nicht ganz so stark von den Einschränkungen betroffen ist Dr. Barbara Hoverath, Ärztin im Bonner Gesundheitsamt, die in Mondorf vier Alpakas besitzt. „Wir bieten allerdings auch nicht so lange Wanderungen an. Aber füttern und streicheln darf man derzeit die Tiere nicht. Den zahmen Alpakas ist es richtig langweilig“, berichtet Hoverath. „Es ist natürlich schade, weil die Alpakas den Menschen viel Freude bereiten.“
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Sie hoffe auf das nächste Jahr, wenn die Alpakas vielleicht wieder besucht werden dürften. Und dann sind es in Mondorf schon sieben, denn bei den Alpakas an der Siegmündung steht dreimal Nachwuchs ins Haus.
www.alpakahof-faber.de
www.alkapas-des-westens.de
www.alpakas-vom-haubachtal.de
www.alpakassiegmuendung.de