Die Bergische Gartentour lockte interessierte Besucher in private Grünanlagen.
Mit Fantasie, Geschick und grünem DaumenBergische Gartentour im Rhein-Sieg-Kreis führt ins grüne Idyll
„Dumme rennen, Kluge warten, Weise gehen in den Garten“, wusste schon Rabindranath Thakur, Literaturnobelpreisträger im Jahr 1913. Und das dürften auch viele der Gastgeber so sehen, die am Wochenende in der Reihe Bergische Gartentour ihre kleineren und größeren Schmuckstücke vorstellten.
So auch die Organisatoren selbst, Ute Brehm und Michael Schröter, die aus ihrem Hof Tüschenbonnen in Much ein grünes Gesamtkunstwerk gemacht haben. Pavillons, ein Laubengang, Skulpturen, ein Hühnerhof, ein Treibhaus und vieles mehr formen eine ehemalige Kuhwiese unterhalb eines Fachwerkhauses zur Idylle. Wer diese in Ruhe genießen will, kann eines der Gästeappartements mieten.
Die Idylle rund um ein Fachwerkhaus wird seit 25 Jahren gehegt und gepflegt, seit 20 Jahren gibt es die Gartentour. „Rein optisch ist es Juni“, freute sich Michael Schröter über passendes Wetter und entsprechenden Andrang. Sogar aus Siegen und dem Ruhrgebiet seien Besucher gekommen.
Bergische Gartentour im Rhein-Sieg-Kreis: Der Garten als Prozess
„Ein Garten ist ein Prozess“, sagt er aus langjähriger Erfahrung, entsprechend ändert sich die Gestaltung der Anlage stetig. Hinzu kam unter anderem ein Laubengang, ein Gemüsegarten wird immer mehr zum Dahliengarten.
An einem Hang gelegen, schließt das 6000 Quadratmeter große Areal mit einem Waldgarten ab, der besondere Herausforderungen stellt: „Der ist von oben komplett überschattet, das erfordert bestimmte Gräser und Farne.“ Bei letzteren könne man schnell zum Sammler werden.
Für eine ganz besondere Atmosphäre im Wald sorgen Skulpturen von Harry Michels, ein grimmiger Krieger und ein Piranha aus rostendem Stahl etwa. „Das ist aber viel Arbeit“, höre er oft von Besuchern, was er aber ganz anders sieht. „Für mich ist das keine Arbeit, für mich ist das Gärtnern.“
Dorfwiese in Lohmar aus der Not der Corona-Pandemie geboren
Als „Corona-Gewinner“ sieht sich nach eigenem Bekunden Caro Schulte-Bisping, Begründerin der Schachenaueler Dorfwiese in Lohmar-Neuhonrath: Schnell habe sie in der Pandemie verstanden, dass für ihre Familie kein Urlaub in Sicht war, dafür aber konnte sie einen Hektar ungenutztes Land pachten, unmittelbar an Bach und Waldrand gelegen.
Heute kommen dorthin die Nachbarn, zum Klaaf, zum Boule-Spielen, um Kaffee und Kuchen genießen, zu Yoga, Hula-Hoop, Kindergeburtstagen, Märchenstunden im Tipi und vielem mehr – alles zwischen Gemüse und Blumenbeeten, wo früher nur Brombeeren und Brennnesseln waren.
Wie aus dem Nichts schuf die Gärtnerin einen neuen Dorfmittelpunkt. „Du brauchst kein Geld, damit in deinem Dorf was los ist“, betont die Betriebswirtin, die als Kreativitätstrainerin beim Innovation Hub Bergisches Rheinland in Gummersbach arbeitet. Beim Schotter für das Boule-Feld half die Bürgerstiftung, bei ein paar Bänken die Kreissparkasse. Finanziell zahlte sich die erfolgreiche Teilnahme an einigen Wettbewerben aus.
In Lohmar entpuppt sich ein 30 Quadratmeter großer Garten als Scheinriese mit Humor
Gewissermaßen ein Scheinriese ist der Garten von Erika Biersbach-Panthen und Michael Panthen in Lohmar-Neuhonrath. „Man meint, dass der Hunderte Meter lang ist, aber eigentlich sind das hier nur 30 Quadratmeter Fläche, die wie eine Torte geschnitten sind“, erläutert Michael Panthen.
Als die Kinder groß waren, verabschiedete sich das Ehepaar von Rasen und Schaukel und machte den Garten zu einem Wohnraum im Grünen. Geschickte Pflasterungen schaffen Struktur und nehmen das leichte Gefälle des Grundstücks auf. Ein kleines Rondell wurde zum Rückzugsraum, ebenso wie eine selbst gebaut Hütte mit gemütlicher Liege, Ofen und urigen Möbeln.
Spitze, elegante weiße Blüten ragen in einem Beet aus fleischigen grünen Blättern hervor – doch Vorsicht: Auch Humor hat Platz in der Anlage, die Blüten sind aus Glas, ebenso wie ein paar Schilfkolben, die aus rostigem Eisen bestehen.
Im Zentrum steht ein prächtiger Trompetenbaum, die Vielfalt an Pflanzen wurde mit Bedacht gewählt: Pflegeleicht sollen sie sein und auch im Winter draußen bleiben könne, wie Erika Biersbach-Panthen erläutert, die als Gartenarchitektin das nötige Fachwissen mitbringt.
Einige Termine stehen noch auf der Bergischen Gartentour 2023 im Rhein-Sieg-Kreis: Die Schachenauler Dorfwiese öffnet noch einmal am Sonntag, 24. September, ist aber auch sonst immer zugänglich. Auerbachs Garten von Franziska und Peter Auerbach, Hennef, Steinerhart, kann am Sonntag, 1. Oktober, besichtigt werden.
Die Reihe Offene Gartenpforte lädt für Samstag, 23. September, in das Haus der Wilden Kräuter, Bombach 21a, Lohmar (12-18 Uhr). Neben dem Kräutergarten gibt es Rätsel, Kaffee und Kuchen. Samstag und Sonntag, 23. und 24. September, öffnen Hertha und Hermann Fischer, Dachskuhl 2, Lohmar, ihren großen Bauerngarten (10-18 Uhr).
Gartenpforten öffnen sich auch am Sonntag, 24. September: Bei Beate Happ, Zum Eichenhain 33, Windeck-Stromberg, gibt es Rosen und Stauden (13-18 Uhr). Birgit und Jochen Günter, Eichkuhle 18, Hennef-Rott, öffnen ihren Naturgarten mit Wildblumen und Teich (12-18 Uhr). Kathrin Fricke, Frankenweg 29, Bad Honnef-Rhöndorf (12-16 Uhr), zeigt ihren mediterranen Garten mit Terrassen und Plateaus.