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GastgeberBesondere Orte, an denen Touristen im Rhein-Sieg-Kreis Ferien machen können

Lesezeit 10 Minuten

Rhein-Sieg-Kreis – Im Siegburger Kreishaus wird seit Jahren eine Menge für die aufstrebende Tourismusregion an Rhein und Sieg getan. Unsere Redaktion fragt nach Ergebnissen und stellt Gäste und Gastgeber vor.

Entschleunigung in Windeck

Wie kommt die Wäscheleine mit chinesischen Schriftzeichen nach Rossel? Es ist eine der Geschichten, die Hubert und Susanne Grunow als Gastgeber zu erzählen haben. Seit viereinhalb Jahren vermieten sie.

Die Ferienwohnung „en Raußel“ (Mundart ist eine von Hubert Grunows Passionen) ist Teil ihres durch mehrere Anbauten gewachsenen Hauses.

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In Dankesschreiben zeigen sich Urlauber angetan von der Lage am Waldsaum, einem Platz zum „Entschleunigen“, wozu bei Bedarf auch eine Hängematte beiträgt. Geschätzt werden die eigene Terrasse und eine etwas höher gelegene Holzhütte, die einen schönen Ausblick über den Ort bietet.

Nicht so schön fanden Grunows die Grillaktion, die ein Pärchen in dieser Hütte startete. Ein Brandfleck blieb zurück, der Einweg-Grill landete im Wald. Andere Gäste nahmen Besteck, Tassen und den Föhn mit.

Dies sind jedoch Ausnahmen. Die meisten Besucher bleiben Hubert und Susanne Grunow in guter Erinnerung, wie die „Physiker“, eine Studentengruppe aus Bonn, der sie bei der Rettung einer Crème brûlée behilflich sein konnten. Oder die Messegäste aus China, von denen die aus gelben Schriftbändern geknüpfte Wäscheleine stammt.

Die Wohnung mit zwei Räumen, Teeküche, Bad und einer Galerie, die als weiterer Schlafraum oder Kinderzimmer dient, hat auch einen Zugang zum Gesangsstudio, in dem Grunow seine Schüler zur Stimmbildung empfängt. Eine Matratze im Rahmen der Verbindungstür dämmt den Schall.

Der Konzertsänger weiß, dass insbesondere Großstädter, zum Beispiel „Köln-Flüchtlinge, die aus der Steinwüste raus in die Natur wollen“, Ruhe suchen. „Ich warne die dann schon vor: »Wir haben nachher Duettprobe«“, erzählt der 60-Jährige.

„Das war aber schön“, habe hinterher ein Gast gesagt, der – trotz Matratze – sogar Fortschritte beim Schüler ausgemacht habe.

Gäste reisen sowohl aus dem Ausland als auch aus der ganzen Bundesrepublik an. Wer nach Ausflugszielen fragt, bekommt unter anderem den Natursteig Sieg, Paddeltouren auf der Sieg und Kulturveranstaltungen empfohlen.

„An erster Stelle“, so Hubert Grunow, stehe Panarbora. Der neue Naturerlebnispark in Waldbröl sei „ein echter Bringer für die Region“.

Etliche Gäste haben mehrfach die Ferienwohnung „en Raußel“ gebucht, wie jüngst ein Paar aus Holland. Im Gästebuch hatte die Frau einmal eingestanden, dass sie beinahe einen kleinen Lufthansa-Teelöffel eingesteckt hätte.

„Lufthansa-Teelöffel haben nämlich eine besondere Bedeutung für uns – der erste gemeinsame Kaffee, mittlerweile Jahre zurück, am Flughafen Tempelhof . . . “ Keine Frage, dass die Grunows den beiden das Löffelchen beim nächsten Besuch schenken.

Mucher Shuttleservice

Schon Engelbert Humperdinck ging gern im Märchental bei Herfterath spazieren. Dort soll ihm die Idee für die Oper „Hänsel und Gretel“ gekommen sein. In den 70er-Jahren wurde angedacht, die Gegend touristisch auszubauen.

„Im Märchental war ein großer Freizeitsee mit einem Campingplatz geplant“, erinnert sich Gerhard Behr. Benachbart wäre die Herfterather Mühle gewesen. Die Familie bewies unternehmerischen Mut, verließ sich auf die Planungen und baute den kleinen Hotelbetrieb aus.

Der Fahrservice gehört für Gerhard Behr (r.) von der Herfterather Mühle zum Angebot für seine Gäste.

Doch alles kam anders. Der See füllte sich nie – die Gästezimmer blieben leer. Einer der Söhne des Hauses, Gerhard Behr, war damals als Koch auf den Weltmeeren unterwegs. „Das Schiff, auf dem ich angeheuert hatte, war damals etwas ganz Ungewöhnliches“, erinnert der heute 63-Jährige sich. „Wir transportierten eine Hälfte Fracht und die andere Hälfte Touristen.“

Doch plötzlich funkte der Vater aus Much SOS. Er solle sofort in den Familienbetrieb einsteigen und das schlingernde Schiff wieder auf sicheren Kurs bringen. Gerhard Behr kam also an den Ort seiner Jugend zurück.

Das war 1976. Er war sicher, dass die Herfterather Mühle ein Kleinod war. Schnell war ihm auch klar, wer die Zimmer in idyllischer Lage schätzt: Senioren ab 65. „Ich bin damals zu Seniorennachmittagen im ganzen Ruhrgebiet gefahren und habe die Mühle mit Diavorträgen angepriesen“, erinnert er sich.

Dazu gab es selbst gebackenen Kuchen – sozusagen ein kleine Kostprobe seines Könnens. „Wenn Sie uns hier abholen, dann komme ich mit meiner Damentruppe“, sagte eine Frau zu ihm. Der Groschen fiel schnell.

Er kaufte einen Kleinbus, und das Geschäft begann zu brummen. Seine zehn Gästezimmer sind mittlerweile immer gut ausgebucht.

Ein buntes Programm gehört auch zum Angebot. „Wenn das Wetter gut ist, gehen wird Kaffeetrinken im Wald oder essen Erbsensuppe am Fischteich im Märchental“, berichtet er.

Zur Weihnachtszeit ist der historische Jahrmarkt in Siegburg ein Höhepunkt der Touren. Da kommt auch schon mal vorher der Friseur ins Haus, um die Damen schick zu machen. „Weihnachten könnte ich locker 60 Gäste unterbringen“, sagt Behr, „aber soviel Platz habe ich nicht“.

Toskana in Ruppichteroth

Der Name „Kölsche Toskana“ ist etwas hoch gegriffen, aber Ironie mag auch mitschwingen.

Schließlich wissen die Besitzer nur zu gut, dass das regenreiche Ruppichteroth nicht mit der sonnigen Ferienregion konkurrieren kann – nach Italien zieht es Familie Leonartz-Grüne regelmäßig.

„Aber das Bergische Land ist eine unterschätzte Gegend“, sagt Debora Leonartz-Grüne über die Region, in der sie seit 18 Jahren zu Hause ist.

Damals zog die Krankenschwester mit Mann und zwei Töchtern von Köln nach Ruppichteroth. Auf der Suche nach einem Haus hatte die Familie zuerst die Randbezirke der Domstadt inspiziert und dann ihre Kreise weiter in die Eifel und ins Bergische hinein gezogen.

„Wir wollten nicht in einer Schlafstadt leben, sondern in einem gewachsenen, schönen Dorf.“ Das fanden sie schließlich in Kammerich, einem kleinen Ruppichterother Ortsteil oberhalb von Schönenberg. Dort erwarben sie einen 300 Jahre alten Bauernhof, den sie liebevoll restaurierten.

Debora Leonartz-Grüne kam auf die Idee, eines der drei Fachwerkhäuser für Feriengäste herzurichten. „Als Krankenschwester hätte ich einen Großteil meines Gehalts für die Kinderbetreuung ausgeben müssen, um arbeiten zu können.“

So wurde sie lieber Gastgeberin, die sich freilich dezent im Hintergrund hält: Treffen Urlauber ein, wird die Holztür in der Hecke geschlossen, die das Reich der Gäste abschirmt.

„Die wollen ihre Ruhe haben, reiten oder wandern – der Wald ist ja nur ein paar Schritte entfernt – oder meist einfach nur ausspannen.“ Das kann man im Fachwerkhaus mit drei Wohnungen, die Terrassen und Garten haben. Die meisten Urlauber sind Stammgäste, darunter ein Australier, der regelmäßig seine beiden Töchter in Winterscheid besucht und dann drei Wochen bleibt.

Doch die meisten Gäste buchen ein verlängertes Wochenende. Im Winter ist die Erdgeschoss-Wohnung mit Kachelofen heiß begehrt. Die Gäste kommen meist aus dem Kölner Raum. „Hier haben wir viele Bekannte“, sagt Debora Leonartz-Grüne.

Kein Wunder, Diplom-Psychologe Heinz Grüne ist Mitinhaber des Marktforschungs-Instituts „Rheingold“. Ihm kam die Idee zur „Kölschen Toskana“. Das freut auch die Gäste aus Italien, die zum Sommerfest des nahen Terrakotta-Studios kommen und bei Grünes Quartier beziehen.

Herfterather Mühle

Keine Handyverbindung, kein Bus – Hilde Granderath aus Duisburg schätzt die Ruhe in der Herfterather Mühle in Much.

Türkei, Tunesien, Ägypten, Marokko – die klassischen Reiseziele aus dem Katalog hat Hilde Granderath aus Duisburg schon alle mehrmals gesehen. „Als mein Mann starb, wollte ich nicht mehr ganz allein so lange Flugreisen machen“, erinnert sich die 76-Jährige.

Da sie aber gern unterwegs ist, sagte sie nicht Nein, als Cousine Ruth Müller ihr vor zehn Jahren vorschlug, Urlaub im Bergischen Land zu machen. „Das ist in der Nähe“, meinte die Verwandte, „wenn es dir nicht gefällt, dann reist du einfach wieder ab.“

Die Seniorin überlegte nicht lange und fuhr mit nach Much. Sozusagen „Mut zum Risiko“.„Ich war sofort begeistert“, sagt sie. Die Herfterather Mühle hatte es ihr angetan. Die Umgebung lud zu Wanderungen ein, der Service im Haus war für sie perfekt. „Und die Ruhe hier – einfach idyllisch“, lobt die Mutter von vier Söhnen.

Dass die Mühle im Funkloch liegt und es keine öffentlichen Verkehrsmittel gibt, stört sie nicht. Wenn man mal weg wolle, dann gebe es einen Fahrservice im Haus. Aber das sei eigentlich gar nicht nötig. Das Gute liege doch so nah.

„In fernen Ländern gibt es exotische Tiere und Pflanzen“, berichtet die Rentnerin. „Hier stehen Kühe auf der Weide, Ziegen toben herum. Die Bäume sind einem bekannt. Da kann man hier und da auch mal eine Beere naschen. Alles ist vertraut“, so ihre Sicht auf die Vorteile eines Urlaubes in der Region.

Im Meer zu schwimmen sei immer ein Erlebnis, aber auch das Waldfreibad in Much habe seinen ganz speziellen Reiz. „Wenn man viel gesehen hat, dann weiß man, was einem wichtig ist“, meint sie. Und abkühlen könne man sich auch im Freibad. Das habe den Vorteil, dass immer ein Bademeister in der Nähe sei. Man brauche sich also keine Sorgen zu machen.

Die großen Ferienanlagen am Mittelmeer und an anderen Küsten haben auch abends stets ein ausgeklügeltes Unterhaltungsprogramm mit Animateuren. In Much gibt es das selbstverständlich ebenso.

Da wird abends im Gastraum der Mühle „Mensch ärgere dich nicht“ oder Rommé gespielt. Dabei kommt man mit anderen Gästen und den Wirtsleuten ins Gespräch. Und an der Theke gibt es Getränke – gern auch mal ein frisch gezapftes Bier.

Rotes Fachwerkhaus in Windeck-Langenberg

Ramona Ritter ist aus der Pfalz zum ersten Mal an die Obere Sieg gekommen. In Windeck-Langenberg fühlt sie sich wohl.

Das rote Fachwerkhaus und das Nebengebäude aus Bruchstein, beschrieben in einer Life-Style-Zeitschrift vor zwei Jahren, hatte es Ramona Ritter angetan. „Ich habe damals sofort gedacht: »Da will ich hin«“, berichtet die 58-Jährige.

Seit ein paar Tagen ist sie da, im kleinen Ferienappartement von Kerstin Schneider in Windeck-Langenberg, im roten Fachwerkhaus. Zu Hause ist Ramona Ritter in dem Weinort Kleinniedesheim in der Nähe von Worms. Von dort ist die Pfälzerin regelmäßig mit dem Wohnmobil nach Frankreich in Urlaub gefahren.

Aber eine Woche im Jahr macht sie auch gern für sich allein Urlaub. Sie war unter anderem schon im Elsass und in Osnabrück. Und in diesem Sommer ist eben Windeck dran.

Dass es an der Oberen Sieg eine Menge zu sehen gibt, hat Ramona Ritter bereits in Erfahrung gebracht.

Die Burg Mauel steht auf ihrem Plan für die nächsten Tage ebenso wie ein Teil des Natursteigs Sieg, das Museumsdorf Altwindeck und die Brennerei in Rosbach. „Ich glaube, es gibt schöne Sachen hier zu entdecken“, meint die Touristin.

Gern verrät die Pfälzerin auch, dass das rote Fachwerkhaus von Kerstin Schneider gehalten hat, was die Zeitschrift seinerzeit versprochen hatte.

Die liebevolle Dekoration mit Antiquitäten begeistern sie ebenso wie der gemütliche Garten, in dem sie sich mit ihrer Gastgeberin schon mal zu Kaffee und Kuchen trifft.Menschen, die so geschmackvoll mit alten Gemäuern umgehen und sie sorgsam erhalten, beeindrucken Ritter.

Gern nimmt sie die Vorschläge ihrer Gastgeberin auf, die ihr ein paar Einkaufstipps mit auf den Weg gibt. Und für einen erlebnisreichen einwöchigen Urlaub hat die Pfälzerin am Ende ausreichend Ideen für Ausflüge in der Umgebung bekommen.

Urlaub in Much-Tüschenbonnen

Zum vierten Mal machen Sabine Kümmel und ihre Freundinnen Urlaub in Tüschenbonnen bei Ute Brehm und Michael Schröter.

Mischlingshündin Kessi brachte vor vier Jahren Sabine Kümmel auf die Spur. Anfang August nun kommt Kümmel mit ihrem „Mädelstrupp“ zum vierten Mal nach Much-Tüschenbonnen.

Eine „Leitwolf-Woche“ beim Hundetrainer Mirko Tomasini hatte die Innenarchitektin gebucht, als mögliche Unterkunft wurde „Hof Tüschenbonnen“ von Ute Brehm und Michael Schröter benannt.

Nach einer Woche dort sei ihr klar gewesen „da muss ich meine Mädels mal herbringen“, erinnert sich Kümmel. Die „Mädels“ sind langjährige Freundinnen; Frauen, mit denen Kümmel Ende der 70er Jahre in Wohngemeinschaft lebte, eine Nachbarin, eine Studienkollegin. Seit mehr als zehn Jahren verbringen die fünf jährlich ein langes Wochenende zusammen.

„Wir hatten keine Lust mehr auf Wellness“, erzählt die Frau, die mit ihrem Mann im hessischen Viernheim ein Einrichtungshaus führt: Mehrfach hatte das Quintett schon Wanderwochenenden und schließlich Aufenthalte in Wellness-Oasen erlebt.

„Immer wieder dieselbe Maske auf dem Gesicht“, das war ihnen nicht genug.Was die fünf an Tüschenbonnen so anzieht?

„Die Ruhe“ ist ein Aspekt, „nette Menschen, die das dort machen“, das Ambiente stimmt, das „vorzügliche Frühstück“ auch; außerdem versteht sich Besitzer-Dackel Anton blendend mit Kessi. Die unternehmungslustigen Frauen wandern, grillen und kochen oder spielen Karten, wenn das Wetter zu garstig ist.

Nur einmal hat es ihnen die Laune verhagelt: Als sie bei der Ankunft ein Fernsehteam und drei Lastwagen vorfanden. „Die waren aber am nächsten Tag weg“, erinnert sich Sabine Kümmel.

Länger als je zuvor haben sie sich in diesem Jahr dafür Zeit genommen, von Mittwoch bis Sonntag dauert diesmal ihr „Wochenende“.

Mit einer anderen Regel haben sie schon lange gebrochen: „Wir hatten verabredet, nie zweimal an dieselbe Stelle zu fahren“, so Kümmel. Doch nach dem Mal in Much seien sich alle einig gewesen. „Wir wollen wieder hierher.“