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Kölner LufthansatochterEurowings erhält 40 neue Boeing-Jets vom Typ 737-8 Max

Lesezeit 3 Minuten
Eine Boeing 737-8 Max. Eurowings erhält von der Lufthansa 40 neue Maschinen dieses Typs

Eine Boeing 737-8 Max: Eurowings erhält von der Lufthansa 40 neue Maschinen dieses Typs.

Die Eurowings geht einen für Billiganbieter untypischen Schritt und nimmt Boeing-Flieger in ihre Airbus-Flotte auf. Warum die Fluggesellschaft auf die 737-8 Max setzt, die vor gut fünf Jahren mit erheblichen Problemen und zwei Abstürzen zu kämpfen hatte.

Die Lufthansa-Gruppe hat entschieden, 40 fabrikneue Flugzeuge des Typs Boeing 737-8 Max an seine Billigtochter Eurowings zu vergeben. „Mit der schrittweisen Eingliederung neuer Kurz- und Mittelstreckenjets wird der Weg bereitet, dass Eurowings perspektivisch eine der jüngsten Flotten im europäischen Luftverkehr betreiben kann“, sagte Eurowingschef Jens Bischof am Montag bei einer digitalen Pressekonferenz.

Die 40 neuen Jets kosten laut Listenpreis zusammen rund fünf Milliarden Dollar (umgerechnet 4,8 Milliarden Euro). Bislang hat Eurowings 100 Flugzeuge, alle sind aus dem Hause Airbus. Der Wechsel zu Boeing ist bemerkenswert: Ein typisches Kennzeichen von Billigairlines ist normalerweise, dass sie auf einen Hersteller setzen. Konkurrenz Easyjet etwa setzt komplett auf Flugzeuge des Herstellers Airbus, um die Wartungskosten niedrig zu halten. Marktführer Ryanair geht sogar einen Schritt weiter und hat nur ein einziges Modell, konkret die Boeing 737, also das gleiche Flugzeug, auf das nun Eurowings setzt.

Die Boeing 737 Max 8 ist absolut sicher und zuverlässig
Jens Bischof, CEO Eurowings

Jens Bischof befürchtet aufgrund des Schritts zu zwei verschiedenen Herstellern keine kostenmäßigen Nachteile. Aktuell werden die Modelle Airbus A 319, 320 und 321 betrieben. Die knapp 30 Airbus A 319, die kleinsten Flieger von Airbus, und einige Airbus A 320 werden sukzessive durch die neuen Boeing 737 Max ersetzt.

Laut Eurowings-Chef Bischof haben die Flugzeuge von Boeing gegenüber denen des Wettbewerbers Airbus handfeste Vorteile. Das Modell 737 hat fast 40 Sitzplätze mehr als die auszumusternden Airbusse. Die neuen Flugzeuge sollen 189 Sitzplätze bieten, die unter anderem mit USB-Ladesteckdosen zum Aufladen von PCs oder Smartphones ausgestattet sind. Zudem sollen die Sitze mehr Ablagemöglichkeiten erhalten, um das Reisen mit Handgepäck zu erleichtern. Außerdem sollen sie 15 bis 20 Prozent weniger Kerosin verbrauchen. Davon verspricht sich Eurowings ökologische und kostentechnische Vorteile. „Die neuen Flieger werden pro Passagier unter zwei Liter Kerosin je 100 Flugkilometer verbrauchen“, sagte Bischof.

Außerdem haben die neuen Jets eine höhere Reichweite. Diese steigt gegenüber den Vorgängern um 800 bis 1000 Kilometer. Damit schafft die Boeing 737 5600 Kilometer gegenüber dem Konkurrenzmodell von Airbus, das eine Reichweite von 4400 Kilometern hat. Damit kann Eurowings Ziele im arabischen Raum wie Dubai oder Jedda von Köln oder Düsseldorf aus anfliegen. Die ersten Flugzeuge sollen im Jahr 2027 geliefert werden, die vorerst letzte im Jahr 2032. Wo sie stationiert werden, wollte Bischof noch nicht sagen.

Option auf weitere 60 Boeing 737 im Lufthansa-Konzern

Unklar ist noch, ob Eurowings dem Vorbild von Ryanair folgt und langfristig auch auf eine einheitliche Boeing-737-Flotte setzen wird. Laut Bischof hat die Lufthansa-Gruppe als Konzernmutter noch weitere Optionen auf 60 Flugzeuge des Typs. Ob diese auch zu Eurowings gehen oder zu einer anderen Konzerntochter der Lufthansa, wie Swiss, Brussels oder Austrian Airlines, steht heute demnach noch nicht fest. Die Fluggesellschaft Sunexpress, die ebenfalls zum Lufthansa-Konzern gehört, setzte bereits seit Jahren auf die Boeing 737.

Die Boeing 737-8 Max hatte vor gut fünf Jahren mit erheblichen Problemen zu kämpfen. Insgesamt kamen bei zwei Abstürzen 346 Menschen ums Leben. Der erste Absturz ereignete sich im Oktober 2018, als eine Boeing 737 Max 8 der indonesischen Fluggesellschaft Lion Air in die Javasee stürzte. Der zweite Absturz geschah im März 2019. Damals stürzte eine 737 Max 8 von Ethiopian Airlines sechs Minuten nach dem Start in Addis Abeba fast senkrecht auf ein Feld. Darauf hin durften die Flugzeugmodelle in vielen Ländern nicht mehr fliegen.

Jens Bischof befürchtet aber keinen Vertrauensverlust der Kunden. Befragt, ob Kunden bei der Flugbuchung bewusst auf die Flugzeugmodelle achten würden, sagte er: „Solche Bedenken spiegeln sich nicht in den Buchungszahlen wider. Die Boeing 737 Max 8 ist absolut sicher und zuverlässig.“ Insgesamt seien 1600 Flugzeuge des Typs im Betrieb und weitere 4000 wurden bereits bestellt.