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Hohe Standortkosten in DeutschlandLuftverkehrsbranche warnt vor steigenden Ticketpreisen

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06.07.2024, Nordrhein-Westfalen, Köln: Reisende gehen im Flughafen Köln/Bonn zu ihrem Gate./Bonn. Foto: Henning Kaiser/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Reisende gehen im Flughafen Köln/Bonn zu ihrem Gate.

Laut Branchenverband BDL müssen Airlines im laufenden Jahr rund 1,2 Milliarden Euro mehr für Luftverkehrsteuer, Bio-Benzin und Sicherheit bezahlen. Die Passagiere dürften das an steigenden Ticketpreisen merken.

Die Reisefreudigkeit der Deutsche ist ungebrochen. Trotzdem hat der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) vor rasant steigenden Kosten gewarnt. „Die Belastungen für den Luftverkehrsstandort erreichen einen gefährlichen Kipppunkt – Deutschland verliert den Anschluss an Europa“, erklärte BDL-Präsident und Eurowings-Chef Jens Bischof.

Halbe Milliarde für Öko-Benzin

Der Verbandschef rechnet vor, dass in diesem Jahr allein durch die Erhöhung der Luftverkehrsteuer, steigende Flugsicherungsgebühren wegen Corona-Altlasten, hohen Kosten für Sicherheitskontrollen und dem verpflichtenden Einsatz nachhaltiger Kraftstoffe zusätzliche 1,2 Milliarden Euro auf die Branche zukämen. Im Vorjahr seien im deutschen Luftverkehr demnach bereits staatliche Standortkosten in Höhe von rund 3,3 Milliarden Euro angefallen.

Etwa eine halbe Milliarde kalkuliert der BDL an Kosten für die EU-weite Pflicht zum Beimischen klimafreundlichen Flugbenzins SAF und für mögliche Bußgelder. Sie könnten anfallen, weil nicht genug E-Kerosin zum Erfüllen der deutschen Zusatzquote vorhanden ist. Die jetzige Bundesregierung hat die Abschaffung bereits beschlossen, die Änderung kam aber nicht mehr durch den Bundestag.

Kosten in Deutschland im Vergleich besonders hoch

In Summe würden bei jedem Start von einem deutschen Flughafen pro Ticket staatlich verursachte Kosten von 30 Euro fällig. Selbstverständlich müssten die Airlines dies an die Passagiere weitergeben, sagt Bischof.

Die staatlichen Standortkosten gehörten damit zu den höchsten in Europa. Die Folge: Deutsche Fluggesellschaften reduzierten ihre Wachstumspläne, dazu gehöre auch die Lufthansa am größten deutschen Flughafen in Frankfurt. Dort wurden im Januar noch 3,9 Millionen Reisende abgefertigt. Der Rückgang um 3,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum führt der Betreiber Fraport auf das geringere Angebot des Hauptkunden Lufthansa zurück.

Zudem würden sich ausländische Airlines vom deutschen Markt zurückziehen, so Bischof. So etwa kritisiert der irische Billig-Anbieter Ryanair die hohen Kosten hierzulande. „Deutschland wird von den Airlines wegen der hohen staatlichen Kosten zunehmend gemieden. Darunter leidet die Anbindung unserer Flughäfen und unserer Wirtschaft“, sagte Bischof.

Der BDL befürchtet, dass der deutsche Luftverkehr weiter hinter dem Rest Europas zurückfällt und belegt dies mit Zahlen aus dem vergangenen Jahr. Demnach seien die Passagierzahlen an den Flughäfen um 8,7 Prozent auf 211,9 Millionen gestiegen, was 85 Prozent des Vor-Corona-Niveaus entspreche. Im übrigen Europa liege der Luftverkehr allerdings bereits bei 104 Prozent. Deutschland belege damit den viertletzten Rang von 32 europäischen Ländern.

Moderates Wachstum

Für den Sommer 2025 prognostiziert der BDL in Deutschland zwar ein Wachstum auf 91 Prozent des Vorkrisen-Niveaus, das restliche Europa liegt mit 109 Prozent aber weiterhin deutlich darüber. „In Europa wird so viel geflogen wie nie zuvor – nur nicht ab Deutschland“, betont Bischof.

Der Eurowings-Chef appellierte an die künftige Bundesregierung, die Standortkosten für Airlines und Flughäfen zu senken. Für neues Wachstum müsse die im vergangenen Jahr erhöhte Luftverkehrssteuer gestrichen sowie auf die ab 2026 geplante nationale Beimischungsquote für Kerosin verzichtet werden.